Dr. Mark Benecke über Hitler, Buchenwald und Menschenhaut

Ein Mann mit Brille und Tattoos sitzt in einem roten Sessel, im Hintergrund eine Schreibmaschine und eine pinke Orchidee.
Der bekannte Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie spricht über Mord, Spurensuche, Tattoos und Donald Duck.

Zusammenfassung

  • Dr. Mark Benecke ist ein führender Kriminalbiologe, der sich auf Spurensuche und forensische Entomologie spezialisiert hat und regelmäßig Mordfälle aufklärt.
  • Er untersuchte unter anderem Hitlers Gebiss sowie Gegenstände aus Buchenwald und betont die Bedeutung, historische Verbrechen wissenschaftlich aufzuarbeiten.
  • Benecke ist für seine zahlreichen Tattoos, sein Interesse an Vampiren und Donald Duck sowie seine Aufklärungsarbeit in sozialen Medien bekannt.

Als einer der führenden Kriminalbiologen und Spezialist für forensische Entomologie (Insektenkunde) ist Dr. Mark Benecke (55) mit seiner biologischen Spurensuche maßgeblich an der Aufklärung von Mordfällen beteiligt. Er ist öffentlich bestellt und vereidigt, „das heißt, ich hafte persönlich für meine Gutachten und ich arbeite für jeden.“ 

Ihn interessiert nicht, warum ein Mensch etwas getan hat, sondern wie er es getan hat. „Die Täterinnen und Täter lügen natürlich oft, so wie das auch viele andere Menschen machen. Und da ist dann für das Gericht interessant, herauszukriegen, wer hat wo und wann genau, welche Spur hinterlassen“, so der gebürtige Deutsche in der KURIER TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“. (Jeden Sonntag um 18:30 Uhr auf KURIER TV)

Die ganze Sendung:

Herrlich ehrlich: Mark Benecke

Die oft schrecklichen Dinge, die er zu sehen bekommt, nimmt er aber emotional nicht mit nach Hause, denn „ich hab nicht gedacht, dass die Welt ein besonders schöner Ort ist. Mich verwundert es nicht, dass Menschen sich schlecht verhalten und dass grauenhafte Dinge passieren.“ Er erwarte nichts anderes. „Es gibt superviel Schönes, es gibt superviel Schlimmes und es gibt alles dazwischen, was eigentlich das Interessante ist.“

Zwei Personen sitzen in roten Sesseln in einem modernen Studio, zwischen ihnen steht ein kleiner Tisch mit Blumen und Wassergläsern.

Lisa Trompisch im „Herrlich ehrlich“-Talk mit Mark Benecke.

Das öffentliche Interesse an Verbrechen kann er durchaus nachvollziehen. „Es ist doch auch gut, wenn Menschen wissen, dass es verschiedene menschliche Verhaltensweisen gibt und welche menschlichen Spuren es gibt, worauf man schauen könnte. Und in welche Situationen sollte man vielleicht nicht reingeraten? Ich finde das gar nicht so sensationslüstern. Ich finde, es ist ein normales Interesse. So wie man sich auch für Nahrungsmittel interessiert oder irgendwelche anderen Sachen, die mit dem Leben zu tun haben.“

Benecke, der mehr als 25 Bücher geschrieben hat, hält auch viele Vorträge und gibt via Instagram, Facebook, TikTok und Youtube spannende Einblicke in seine Arbeit. Seine Youtube-Ausführung, warum es biologisch gesehen keine „Menschenrassen“ gibt, hat zum Beispiel 1,1 Million Aufrufe.

Hitler und Buchenwald

Er hat auch ein Schädelfragment und das Gebiss, das Adolf Hitler zugeschrieben wird, untersucht. (Was er zu der aktuellen DNA-Analyse, dass Adolf Hitler höchstwahrscheinlich am seltenen Kallmann-Syndrom litt, sagt, sehen Sieim Video oben).

Dem Kriminalbiologen gelang es auch, in einer aufwendigen und selbstfinanzierten Untersuchung zu bestätigen, dass ein Lampenschirm und eine Taschenmesserhülle aus dem KZ Buchenwald aus menschlicher Haut bestehen. 

„Ich hab daraus vor allen Dingen gelernt, dass man die Geschichte noch mal erzählen muss. Wie das passiert, dass Menschen in Lagern landen, zusammengepfercht werden, in Listen aufgenommen werden, in Gruppen eingeteilt werden.“ Er hat jetzt auch Anfragen aus Australien und England bekommen, Gegenstände dahin gehend zu untersuchen.

Benecke interessiert sich aber auch aus wissenschaftlicher, kriminalbiologischer Perspektive für Vampire. Er ist offizieller Pate für die Vampir- und Zoologie-Bücher in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.

200 Tattoos

Und, dass er eine Vorliebe für Tattoos hat, ist offensichtlich. Wie viele er genau hat, kann er nur schätzen. Um die 200 sollten es sein. 

„Meistens verbindet mich das mit dem Ort oder der Person, die das gemacht hat oder mit dem Ereignis, aber es kann sich auch ändern. Im Laufe der Zeit kann alles seine Bedeutung ändern, im Guten oder im Schlechten und so kam es, dass ich am Ende in einer Ausstellung im Völkerkundemuseum in Leipzig gelandet bin. Da kann man mich als 3-D-Modell drehen und dann kommt die Geschichte zu den Tattoos.“ 

Sein Erstes war übrigens eine Eidechse. Er ist Vorsitzender des Vereins ProTattoo e.V. und Ehrenmitglied des Bundesverbandes Tattoo.

Stephansdom

Seinen Rücken zieren der Stephansdom und Mannerschnitten. „In Wien gestochen. Das ist einer der vielen Bezüge zu Wien. Vor allem weil es lustig war, weil der Tätowierer dann irgendwann rosa rausnahm wegen der Mannerschnitten. Und ich dachte so, rosa ist eine Farbe, die du normalerweise nicht bei Tattoos hast“, erzählt er schmunzelnd.

Und Benecke ist auch „Donaldist“, sprich hat ein großes Interesse für Donald Duck und Entenhausen. 

„Donaldisten gehen davon aus, dass alles, was zu sagen ist, gesagt wurde, und zwar durch den Zeichner Carl Barks (2000) und durch die deutschsprachige Übersetzung von Dr. Erika Fuchs (2005). Das ist so wie die Bibel, der Koran oder irgendwas, wo man behauptet, das stimmt alles. Das diskutieren wir nicht, das ist so gewesen“, so Benecke.

Ein lächelnder Mann mit Brille sitzt in einem roten Sessel, hält eine Orchidee und im Hintergrund ist eine Schreibmaschine zu sehen.

Die Pflanze hat's Mark Benecke angetan

„Es zeigt, wenn du eine Grundannahme nicht prüfst, dann kannst du alles schlüssig erklären und dann kann das auch keiner widerlegen. Das ist auch eine super Übung, dass man in der Kriminalistik und am Tatort keine falschen Grundannahmen macht, denn sonst stimmt zwar alles, hat nur leider nix mit dem Fall zu tun, weil die Grundannahme falsch war, und das ist der schlimmste Sachverständigenfehler, den es gibt.“ 

Noch viel mehr gibt’s im Video oben und am Sonntag um 18:30 Uhr auf KURIER TV.

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