Clemens Unterreiner über schwere Zeiten: "Musik hat mir Hoffnung gegeben"

Bariton Clemens Unterreiner
Der Staatsopern-Bariton über seine Erblindung als Kind, seine Charity und Online-Unterricht.

Geht nicht, gibt’s eigentlich nicht bei Bariton Clemens Unterreiner (43) – vom kleinen Buben, der durch eine schwere Augenkrankheit sogar kurzzeitig erblindet ist, über den Gesangsstudenten, der als zu alt und auch nicht gut genug befunden wurde, bis hin zum Solisten der Wiener Staatsoper.

"Ich war fünf Jahre alt, bin aufgewacht, wir waren im Urlaub im damaligen Jugoslawien, und ich war blind. Das war eine schwere Augenerkrankung mit einer negativen Prognose. Meine Eltern haben aber nie aufgegeben und auch die Ärzte, die mir zwar im Moment nicht helfen konnten, die haben aber immer gesagt: Wir werden alles versuchen. Und so bin ich überhaupt zur klassischen Musik gekommen", erzählt er im KURIER-Interview.

KURIER Talk Clemens Unterreiner

"Meine Eltern haben mich vor klassische Musik gesetzt, vor Schallplatten, vor Kassetten. Karlheinz Böhm hat damals für Kinder erzählt ‚Die großen Komponisten und das Leben‘. Das hat mich damals so fasziniert", erinnert er sich.

"Jetzt feiern wir ja das Beethoven-Jahr und es hat mich so fasziniert, dass ein tauber Komponist komponieren konnte. Und das hat mir Hoffnung gegeben, die Musik hat mir Energie gegeben und eine Zukunftsperspektive und da hab ich mich in die klassische Musik verliebt. Ich sag’ immer, hätten sie mich vor Radio Niederösterreich oder Radio Burgenland gesetzt, wäre ich jetzt ein millionenschwerer Schlagersänger, aber so hat es mich an die Wiener Staatsoper gebracht", lacht er.

Clemens Unterreiner über schwere Zeiten: "Musik hat mir Hoffnung gegeben"

Lisa Trompisch im Gespräch mit Clemens Unterreiner

Und die Liebe zur Musik, die möchte er auch weitergeben, bietet für interessierte Schulen Online-Musikstunden an.

"Die Musiknation Österreich hat einen Stellenwert in der Welt und das muss man den jungen Schülerinnen und Schülern vermitteln. Und ich hätte mich damals als Schüler wahnsinnig gefreut, wenn ein Opernsänger zu uns in den Unterricht gekommen wäre. Und so hab ich mir gedacht, biete ich das an."

Clemens Unterreiner über schwere Zeiten: "Musik hat mir Hoffnung gegeben"

Unterreiner bietet auch allgemein seine Hilfe an, mit dem Verein "Hilfstöne" greift er Menschen in Not unter die Arme. Dafür hat er jetzt sogar den auf 391 Flaschen limitierten Charity-Wein "Escamillo" gemeinsam mit Winzer Paul Achs herausgebracht. Und es gibt auch unter www.hilfstoene.at Masken zu erwerben.

Einen Rückschlag hat er jetzt aber hinnehmen müssen, sein großes Charity-Konzert am 8. Dezember in der Lutherischen Stadtkirche kann leider nicht wie geplant und bis zum Schluss gehofft stattfinden. "Corona fordert auch in der traditionellen Weihnachtszeit ihren Tribut. In der stillen Zeit wird es jetzt leider wirklich still und ich bin sehr enttäuscht. Ich habe gekämpft und monatelang alles vorbereitet", sagt er traurig.

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