Als ich auszog, um einer Diva zu begegnen…

Warten. Das gehört dazu, wenn man auf Anna Netrebko treffen möchte. Ich habe " Bella Anna" schon zuvor gesehen. In Wien und in Salzburg. Diesmal soll ich erstmals ein Gespräch mit ihr führen. Aber alles schön der Reihe nach: Staunen auch von meiner Seite, als sie nicht in einer bodenlangen Robe ihrer Lieblingdesignerin Irina Vitjaz erscheint. Das kurze, Gold glänzende Cocktailkleid sieht ja lieb aus, aber für eine Diva zu schlicht.

Divenhaft der Auftritt. Abhoben. Erhaben. Bei der Modenschau nimmt sie in der ersten Reihe Platz. Ein Glas Champagner wird ihr gereicht. Ich atme auf. Vielleicht hilft heute nur Alkohol, denke ich. Während der Show tratscht sie mit ihrer russischen Freundin, nippt am Glas und beginnt ab und zu zu lächeln. Gott sei dank. Temperamentvoll, lustig und gesellig habe ich sie in Erinnerung. Ist sie das noch?

Nach der Show heißt es für mich Augen zu und ab zu Anna. "Hello, I am Nina!" "Ist es nicht zu laut hier?", fragt sie. "Ja, aber mein I-Phone packt das schon", antworte ich. Toll, wie Anna während des Gesprächs auftaut. Natürlich, ungezwungen, als würden wir uns schon lange kennen, erzählt sie über ihre Styling-Präferenzen: Große Roben, bunte Farben, verrückte Freizeitkleidung, extrem kurze Kleider, teure Klunker und schweres Parfüm mag sie. "Ich verwende wenig Make-up", sagt sie. Ich denke: "Im Vergleich zu einem Opern-Auftritt vielleicht." An ihr Gesicht läßt sie nur "teure Cremen", keinen Schönheitschirurgen. Ob die 41-Jährige das auch noch in 10 Jahren sagen wird?

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