Schwer zu glauben, dass das der gleiche Springer ist, der den vergangenen Winter noch als 27. im Weltcup beendet hatte. Ein junger Tiroler hat dem Routinier über den Sommer wieder Flügel verliehen: Thomas Thurnbichler (33), seit einigen Monaten Chefcoach in Polen, hat Dawid Kubacki wieder zum Siegspringer geformt.
Das große Plus des 32-Jährigen gegenüber vieler seiner Kollegen: Er hat die Tournee schon einmal gewonnen (2019/’20).
Der Start in die Saison war für den Slowenen wenig verheißungsvoll. Nach dem 25. Platz beim Auftakt in Wisla drehte Lanisek auf und ist seither ein Stammgast auf dem Podium.
Der 26-Jährige steht dem Polen Kubacki praktisch um nichts nach und feierte bereits drei Saisonsiege. Auch vor einem Jahr war der Slowene als Mitfavorit in die Tournee gestartet, Lanisek konnte den hohen Erwartungen aber nicht gerecht werden und wurde im Endklassement nur 16..
Ein Sieg, drei Podestplätze, nie schlechter als Achter – Der letzte österreichische Tournee-Sieger (2014/’15) ist in diesem Winter ein Muster an Konstanz. Genau die Eigenschaft, auf die es beim ersten Saisonhöhepunkt ankommt.
Nachdem der Pongauer in den vergangenen Jahren häufig körperlich angeschlagen und ohne Selbstvertrauen zur Tournee gekommen war, trauen ihm die Trainer heuer wieder den großen Coup zu. Der größte Stolperstein auf dem Weg zum Gesamtsieg ist das Neujahrsspringen. Auf der ungeliebten Schanze in Garmisch war Kraft in den vergangenen Jahren regelmäßig abgestürzt (13., 49., 31.).
Im Mutterland des Skispringens ist der 26-Jährige der große Hoffnungsträger auf den ersten norwegischen Tourneesieg seit 16 Jahren (Anders Jacobsen). Granerud ist einer von nur vier Athleten, die in dieser Saison bereits gewonnen haben.
An einem guten Tag kann der Norweger alles in Grund und Boden springen, zugleich ist der 26-Jähriger aber auch immer für einen Aussetzer gut. In Ruka wurde Granerud heuer nur 30. – solche Abstürze kann man sich im Kampf um den Tourneesieg nicht erlauben.
Darf man jemanden, der noch keinen einzigen Weltcupsieg zu Buche stehen hat, überhaupt in die Riege der Mitfavoriten aufnehmen? Mit Sicherheit. Es sei nur an Wolfgang Loitzl erinnert, der bei der Auflage 2008/’09 in Garmisch seinen ersten Weltcupsieg feierte, in den berühmten Flow geriet und sich mit drei Tagessiegen souverän die Gesamtwertung sicherte.
Manuel Fettner ist jedenfalls reif für den ersten Erfolg im Weltcup, wie sein zweiter Rang bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg gezeigt hat.
21 Jahre wartet Deutschland nun schon auf einen deutschen Gesamtsieger. Dem Oberstdorfer werden dabei die größten Chancen eingeräumt, allerdings ist der Saisonverlauf nicht wirklich ermutigend. Geiger kann zwar einen Podestplatz vorweisen, in Wisla und in Ruka scheiterte er aber bereits an der Qualifikation für den Finaldurchgang.
Hat der Titelverteidiger bislang nur geblufft, oder ist er wirklich ein Schatten seiner selbst? Der Japaner, letzten Winter der König der Lüfte (Olympiasieg, Gesamtweltcupsieg), liegt aktuell im Weltcup nur an 16. Position. Schwer vorstellbar, dass Ryoyu Kobayashi über Weihnachten Flügel gewachsen sind, die Klasse und Erfahrung hätte der Sieger von 27 Weltcupspringen allemal, um bei der Tournee wieder durchzustarten.
Was für Kobayashi gilt, das gilt auch für den polnischen Routinier. Bei Kamil Stoch blieb der Trainereffekt bislang aus, im Gegensatz zu Kubacki konnte Thomas Thurnbichler dem 35-Jährigen noch nicht richtig auf die Sprünge helfen. Trotzdem: Ein dreifacher Tourneesieger hat es verdient, in die Liste der Mitfavoriten aufgenommen zu werden.
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