Man tut dem Norweger, der heute in Bischofshofen nach dem Tourneesieg greift (16.30 Uhr), aber unrecht, wenn man ihn wegen dieser Einlage als Hallodri abstempeln würde.
Die Kinder im Espira-Muruvik-Kindergarten in Trondheim werden das bestätigen können. Dort hatte Granerud vor drei Jahren während des Corona-Lockdowns gearbeitet, als er noch kein Skisprungstar war. „Ich wollte einmal etwas anderes machen. Als Leistungssportler sind doch alle Tage gleich“, erzählt Granerud.
Ob es die Arbeit als Kindergärtner war, die seiner Karriere auf die Sprünge geholfen hat, kann keiner sagen. Tatsache ist: Nach dem Abstecher ins echte Berufsleben startete Halvor Egner Granerud als Skispringer durch.
In der Saison 2019/’20 hatte er gerade einmal acht Weltcuppünktchen gesammelt, im darauffolgenden Winter feierte Granerud dann plötzlich elf Weltcupsiege und sicherte sich die große Kristallkugel. Mit 16 Weltcupsiegen ist Granerud heute nicht nur der erfolgreichste norwegische Skispringer der Geschichte, kein anderer stand seit der Saison 2020/’21 öfter ganz oben auf dem Stockerl als der 26-Jährige.
Bereits vor zwei Jahren hatte Halvor Egner Granerud nach dem Tourneesieg gegriffen, ein Absturz in Innsbruck hatte ihn damals weit zurückgeworfen. So ein Ausrutscher werde seinem Schützling diesmal nicht mehr passieren, ist sich Alexander Stöckl sicher. Der Tiroler Langzeitcoach der Norweger weiß, warum sich Granerud im Moment so von der Konkurrenz abhebt: „Es ist eine Kombination aus Material, Technik und mentaler Einstellung.“
Ein Sieg bei der Tournee wäre für den Coach und sein Team mehr als nur ein Prestigeerfolg. Es wäre auch ein starkes Lebenszeichen und ein wichtiges Signal in Richtung des eigenen Skiverbandes: Im Mutterland des Skispringens konnte für das Team kein Geldgeber mehr gefunden werden. Auf den Helmen der Springer ist kein Sponsorlogo zu sehen.
Der Nacktspringer könnte dafür sorgen, dass er und seine Kollegen nicht mehr oben ohne springen müssen.
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