ÖSV-Debakel in Garmisch - Kraft scheitert im 1. Durchgang

67. Vierschanzentournee - Garmisch-Partenkirchen
Der Dritte von Oberstdorf kann seine Tournee-Hoffnungen begraben. Es gewinnt erneut der Japaner Kobayashi.

Das ÖSV-Team hat beim Neujahrsspringen in Garmisch wie 2018 ein Debakel erlebt. Weltmeister Stefan Kraft, in Oberstdorf noch Dritter, fiel im Gesamtklassement der Vierschanzentournee durch Rang 49 aussichtslos zurück. Bester ÖSV-Mann in der Tournee ist vor dem dritten Bewerb am Freitag in Innsbruck Daniel Huber als Zehnter. Er belegte beim neuerlichen Sieg des Japaners Ryoyu Kobayashi Rang 15.

Kobayashi führt im Gesamtklassement zur Tournee-Halbzeit 2,3 Punkte vor dem Deutschen Markus Eisenbichler, der in Garmisch wie beim Auftakt Zweiter wurde. Dritter ist der Pole Dawid Kubacki mit 22,9 Zählern Rückstand auf Kobayashi.

Einfach erklärt: die Vierschanzentournee

"Unwohl gefühlt"

Ex-Tourneesieger Kraft verlor nach völlig missglücktem Sprung (114 m) sein K.o.-Duell mit dem Deutschen Constantin Schmid. In Oberstdorf hatte Kraft nach verpatztem Training noch den Umschwung geschafft, auf der am wenigsten geliebten der vier Tourneeschanzen gelang das jedoch nicht. "Ich habe mich in allen Sprüngen unwohl gefühlt", gab Kraft zu.

Zwar wurde vor ihm wegen Rückenwindes der Anlauf verlängert, doch das half nicht. Dem Ex-Tourneesieger missglückte der Absprung, er musste rudern und schon früh zu Boden.

In alte Muster zurückgefallen

"Es war es eine Spur zuviel Risiko", erklärte Kraft. Einen "braven" Sprung habe er nicht machen wollen. "Jetzt ist es natürlich noch dümmer. Aber es ist ein schmaler Grat." Der verpatzte Sprung und das Aus sei ziemlich das Bitterste, das passieren könne, gab Kraft zu.

ÖSV-Cotrainer Florian Schabereiter erklärte im ORF-TV-Interview vom Trainerturm, dass Kraft etwas in alte Muster zurückgefallen sei. "Stefan ist sich über dem Vorbau leicht auf den Ski draufgestiegen und dann läuft das System nicht zusammen und man hat keine Chance mehr."

Zweikampf um den Gesamtsieg

Von der absoluten Weltspitze trennen den besten Österreicher aber noch immer Welten. Vor allem zwei Athleten springen bei dieser Tournee in einer eigenen Liga und werden sich wahrscheinlich auch den Gesamtsieg unter sich ausmachen: Ryoyu Kobayashi und Markus Eisenbichler.

2,3 Punkte trennen den Japaner und den Deutschen vor dem Bergiselspringen am Freitag (14 Uhr, live ORFeins), das sind umgerechnet nicht einmal eineinhalb Meter. Der drittplatzierte Pole Dawid Kubacki, der auch in Garmisch auf dem dritten Platz landete, liegt schon mehr als 20 Zähler zurück.

Herausforderer

Wie schon in Oberstdorf fehlte Markus Eisenbichler auch beim Neujahrsspringen nicht viel auf seinen ersten Weltcupsieg. Der 27-Jährige scheint im Moment der einzige Springer zu sein, der den Saisondominator Ryoyu Kobayashi fordern kann. Der Japaner trommelt mit einer traumwandlerischen Sicherheit die Sprünge herunter und gibt sich keine Blöße. Der Frage, ob er nun als dritter Athlet nach Sven Hannawald (GER) und Kamil Stoch (POL) alle vier Bewerbe gewinnen wolle, meinte der 22-Jährige nur. „Ich schaue von Sprung zu Sprung.“

Sein Herausforderer hört sich übrigens nicht viel anders an. Auch Markus Eisenbichler will noch keine Gedanken an den ersten deutschen Gesamtsieg seit 2002 verschwenden. Die Aussage seines Trainers hört sich wie eine Kampfansage an. „Der Markus Eisenbichler hat riesiges Potenzial“, sagt Coach Werner Schuster.

Ergebnisse des Springens in Garmisch-Partenkirchen:

1.

Ryoyu Kobayashi (JPN)

266,6

(136,5/133,0)

2.

Markus Eisenbichler (GER)

264,7

(138,0/135,0)

3.

Dawid Kubacki (POL)

256,2

(133,5/133,0)

4.

Roman Koudelka (CZE)

253,8

(133,0/134,5)

5.

Junshiro Kobayashi (JPN)

249,4

(131,0/131,5)

6.

Kamil Stoch (POL)

249,2

(129,0/134,0)

7.

Stephan Leyhe (GER)

249,0

(128,0/135,0)

8.

Timi Zajc (SLO)

248,7

(132,0/132,5)

9.

Halvor Egner Granerud (NOR)

245,4

(127,0/132,0)

10.

Andreas Stjernen (NOR)

245,3

(129,5/134,0)

11.

Piotr Zyla (POL)

241,3

(128,5/130,5)

12.

Daiki Ito (JPN)

241,2

(130,0/130,0)

13.

Jakub Wolny (POL)

240,8

(128,0/127,5)

14.

Anders Fannemel (NOR)

239,8

(130,0/128,5)

15.

Daniel Huber (AUT)

238,8

(120,0/136,5)

16.

Jewgenij Klimow (RUS)

236,7

(130,0/129,0)

17.

Yukiya Sato (JPN)

236,3

(126,5/134,0)

.

David Siegel (GER)

236,3

(125,0/129,0)

19.

Robert Johansson (NOR)

235,8

(120,5/136,5)

.

Karl Geiger (GER)

235,8

(127,0/130,0)

21.

Simon Ammann (SUI)

235,4

(126,0/130,0)

22.

Johann Andre Forfang (NOR)

235,3

(122,0/136,0)

23.

Killian Peier (SUI)

232,9

(125,0/132,5)

24.

Richard Freitag (GER)

231,8

(132,5/123,0)

25.

Wladimir Zografski (BUL)

226,3

(117,0/133,0)

26.

Naoki Nakamura (JPN)

226,2

(126,0/126,0)

27.

Anze Semenic (SLO)

223,9

(124,0/130,0)

28.

Manuel Fettner (AUT)

213,1

(120,0/126,0)

29.

Constantin Schmid (GER)

206,0

(123,5/121,5)

30.

Robin Pedersen (NOR)

201,9

(120,5/119,0)

Weiter: 42. Philipp Aschenwald 86,4 Punkte/119,5 m - 45. Michael Hayböck 85,7/113,0 - 47. Markus Schiffner 84,2/115,5 - 49. Stefan Kraft (alle AUT) 79,4/114,0

Zwischenstand der Vierschanzentournee nach 2 von 4 Bewerben:

1. Ryoyu Kobayashi (JPN) 548,9 Punkte
2. Markus Eisenbichler (GER) 546,6
3. Dawid Kubacki (POL) 526,0
4. Andreas Stjernen (NOR) 523,5
5. Roman Koudelka (CZE) 518,2
6. Kamil Stoch (POL) 516,8
7. Timi Zajc (SLO) 514,7
8. Piotr Zyla (POL) 509,6
9. Stephan Leyhe (GER) 509,0
10. Daniel Huber (AUT) 504,0
Weiter:
25. Stefan Kraft 359,9
32. Manuel Fettner 305,2
33. Michael Hayböck 300,3
34. Markus Schiffner 292,6
41. Philipp Aschenwald (alle AUT) 200,5

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