Perfekte Saison: Überflieger Stefan Kraft landet auf Wolke sieben
Stefan Kraft schwebt emotional und auch sportlich auf Wolke sieben. Der 30-jährige Salzburger hat in Vikersund seiner herausragenden Saison die Krone aufgesetzt und sich vorzeitig zum dritten Mal zum Gesamt-Weltcupsieger gekürt. Noch ehe es zum Saisonfinale nach Planica geht, gilt es für Kraft und Co. auch ein bisschen zu feiern. Immerhin haben die ÖSV-"Adler" vor den letzten drei Bewerben auch den Nationencup schon in der Tasche.
Den Gesamt-Weltcup zu gewinnen, ist auch für den erfolgsverwöhnten Kraft "immer etwas Besonderes". "Weil es ein Jahresprojekt ist. Da muss vom April weg alles stimmen, dass du das schaffst", erklärte er. Bis auf ein paar kleine "Rückenzwicker" ist Krafts Saison perfekt verlaufen. Fast schon unheimlich ist die Konstanz des Pongauers, der sich dieses Jahr auf dem Kulm auch zum Skiflug-Weltmeister gekürt hat.
Seit der Saison 2013/14, also seit zehn Jahren, war Kraft nur einmal (20/21 als 17.) nicht in den Top Ten der Weltcup-Gesamtwertung. Er war zusätzlich zu den drei großen Kugeln auch zwei Mal Zweiter und einmal Dritter. "Natürlich ist Talent vorhanden und ich tue alles dafür, dass es jedes Jahr wieder so funktioniert", versuchte Kraft eine Erklärung dafür. "Das ist sehr viel Arbeit, da steckt sehr viel dahinter und es helfen mir brutal viele Leute von Trainer bis Umfeld, Familie, Frau, Freunde, die mich immer wieder in die Spur bringen." Als Lohn für die Arbeit hat Kraft schon jetzt 356.050 Schweizer Franken (370.383 Euro/brutto) nur an Preisgeld sicher.
"Er ist noch effektiver geworden"
Auch Cheftrainer Andreas Widhölzl ist voll des Lobs für den "Krafti", wie sie ihn alle nennen. "Er hat auch im zarten Alter von 30 noch Entwicklungsschritte gemacht, die seinem Sprungstil mehr Sicherheit geben. Er ist halt noch effektiver geworden", sagte der Tiroler, einst selbst Weltklassemann. Dies betreffe die Materialabstimmung, das Techniktraining sowie auch das körperliche Training. "Die Co-Trainer leisten am Stützpunkt extrem gute Arbeit. Sie haben Bestwerte aufgestellt in dem Jahr und das ist, wenn man schon älter ist, gar nicht so einfach."
Trotz bisher 13 Saisonsiegen sei es für Kraft ein "harter Fight" gewesen. "Weil Kobayashi und Wellinger sehr gut mitgehalten haben." Dass Kraft, wie er im APA-Gespräch andeutete, bei Gesundheit und Motivation selbst die Olympischen Spiele 2030 nicht ausschließen würde, freut Widhölzl. "Ich hoffe, dass er noch lange weitermacht, und dass wir noch ganz viel Freude mit ihm haben."
Österreich distanziert Deutschland
Auch der Sieg im Nationencup ist dem Team des seit Ende März 2020 als Cheftrainer fungierenden Widhölzl nicht mehr zu nehmen. 2.597 Punkte Vorsprung auf Deutschland und 2.917 auf Slowenien zeugen von einer Saison, die nicht nur dank Kraft herausragend war.
Das ist auch der guten Chemie im Team zu verdanken. "Wenn es erfolgreich ist, ist es immer sehr einfach. Wir haben uns das auch über vier Jahre aufgebaut, da hat es viele Gespräche und Diskussionen gebraucht, um da hinzukommen", verriet Widhölzl und fügte hinzu: "Ich glaube, das macht uns aus, dass wir offen und ehrlich kommunizieren miteinander, auch wenn einmal nicht alles so rund läuft."
Auch Huber beeindruckte in Vikersund
Und Widhölzl freute sich für den wieder auf Topniveau zurückgekehrten Daniel Huber, der mit Kraft seit dem 10. Lebensjahr befreundet ist. Huber wurde in Vikersund Zweiter und Erster. "Der hat wirklich zwei schwere Verletzungen gehabt und kommt so cool zurück. Wirklich größten Respekt." Aus seinem Team sei fast jeder am Stockerl gestanden. "Das ganze Team war extrem stark heuer."
Erfreut zeigte sich auch der ab 1. Mai neue ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher, auch noch in seiner Funktion als Sportlicher Leiter für Skispringen und Nordische Kombination. "Es ist unglaublich schön, dass der Stefan wieder den Gesamt-Weltcup gewonnen hat. Wie man das Team in den letzten Jahren unter der Führung von Andreas Widhölzl aufgestellt hat, ist schon sensationell."
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