Kilde über Shiffrin: "Wir sind der Fels in der Brandung füreinander"

Aleksander Aamodt Kilde und Mikaela Shiffrin posieren für den Fotografen.
Der Norweger meint, dass er ohne seine Partnerin seine Leidenszeit kaum überstanden hätte. Ein Versprechen, das er seinen Eltern gegeben hat, hat er gebrochen.

Mit ihren schroffen Felswänden können die Dolomiten regelrecht furchteinflößend wirken. Auf Aleksander Aamodt Kilde aber üben sie eine fast schon magische Anziehungskraft aus. Fünf Weltcup-Rennen hat Norwegens Ski-Star in Gröden bereits gewonnen. Auch diese Woche jagt er wieder die legendäre Saslong-Piste in Südtirol hinunter. Es ist das nächste Kapitel einer beeindruckenden Comeback-Geschichte. Einer Geschichte von Leben, Tod und Kildes großer Liebe - nicht nur zum alpinen Skisport.

Ewig lange Leidenszeit

„Wir sind der Fels in der Brandung füreinander“, sagte Kilde zuletzt in mehreren Interviews über seine Verlobte, die amerikanische Ausnahme-Skirennfahrerin Mikaela Shiffrin. Ohne sie, gab er zu verstehen, hätte er die fast zweijährige Leidenszeit, die hinter ihm liegt, nie so überstanden. Der 33-Jährige hat oft über diese Zeit gesprochen, seit er Ende November unter großen Emotionen - und Tränen der Rührung bei Shiffrin - in den Weltcup zurückgekehrt ist.

Die Gefahr fährt immer mit. Auch, wenn Kilde und Co. ab Donnerstag (11.45 Uhr) in Gröden zwei Abfahrten und einen Super-G bestreiten. Das erste der drei Rennen ersetzt jenes, das Anfang Dezember in Beaver Creek (USA) abgesagt worden war. Auf die Alpin-Asse wartet ein hartes Programm. Wie einst in Wengen, wo Kilde im Januar 2024 so schwer gestürzt und einem tragischen Schicksal womöglich nur knapp entkommen war. Auch in der Schweiz standen damals drei Rennen an - und das auf der längsten Piste im ganzen Weltcup.

Viele Operationen und eine Infektion

Nachdem Kilde im dritten Lauberhorn-Rennen des besagten Winters mit voller Wucht in den Fangzaun gekracht war und sich schwer an Wade und Schulter verletzt hatte, war lange nicht abzusehen, ob er überhaupt jemals auf die große Ski-Bühne zurückkehren würde. 22 Monate war der „Wikinger“ raus. Etliche Operationen musste er über sich ergehen lassen. Zwischendurch saß er im Rollstuhl. Eine Infektion in der Schulter erschwerte den Heilungsverlauf. Kilde wurde psychisch und physisch gefordert wie nie zuvor in seinem Leben. Shiffrin, um deren Hand er in dieser Zeit anhielt und die im November 2024 bei ihrem Heimrennen in Killington selbst schwer stürzte, war dabei stets an Kildes Seite. „Seine Positivität und sein Glauben während seiner Verletzung und der Reha waren eine besondere Inspiration für mich“, sagte Shiffrin, die fünfmalige Gesamtweltcupgewinnerin, diesen Sommer über ihren Lebensgefährten.

Großes Ziel Olympia

Seinen Eltern habe er vom Krankenbett aus versprochen, keine Abfahrten mehr zu fahren, berichtete Kilde selbst einmal. Nun steht er doch wieder am Start. Weil er für diesen Sport geboren worden sei, wie er erklärte. Die Faszination, die er dafür verspürt, drängt die Ängste vor dem, was womöglich passieren könnte, an den Rand. Wie bei so vielen Abfahrts-Assen. Von denen nicht nur Kilde in den vergangenen Jahren stürzte und schlimme Blessuren davontrug. In die Top Ten hat es Kilde bei bislang drei Auftritten in dieser Saison noch nicht geschafft. Doch nicht wenige Experten glauben, dass der Gesamtweltcupsieger von 2020 bei den Olympischen Winterspielen in Italien im Februar wieder um einen Podestplatz mitfahren könnte. Vor knapp vier Jahren in Peking holte Kilde Silber in der Kombination und Bronze im Super-G. Gibt's 2026 wieder eine olympische Medaille? Die Männer-Rennen finden in Bormio statt. Auf der Stelvio-Piste, die noch mal berüchtigter ist als die Saslong in den Dolomiten.

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