Sieg bei der Silvester-Tour: Das emotionale Lebenswerk der ÖSV-Springerin Pinkelnig

Sieg bei der Silvester-Tour: Das emotionale Lebenswerk der ÖSV-Springerin Pinkelnig
Eva Pinkelnig dominiert gerade das Frauen-Skispringen. Die Vorarlbergerin erlernte erst mit 24 den Sport und überstand ein Schädel-Hirn-Trauma und einen Milzriss.

Wenn sich Eva Pinkelnig immer alles zu Herzen genommen hätte, was ihr über die Jahre geraten wurde, dann dürfte es sie heute als Skispringerin gar nicht geben. Seit sie mit 24 auf die vogelwilde Idee kam, über Schanzen zu springen, wird die Vorarlbergerin von Skeptikern und Besserwissern begleitet, die ihr regelmäßig sagen, warum etwas nicht geht.

Sieg bei der Silvester-Tour: Das emotionale Lebenswerk der ÖSV-Springerin Pinkelnig

„Was gibt anderen Menschen das Recht, zu sagen, wie ich mein Leben führen soll“, sagt Eva Pinkelnig. „Ich habe schon immer mutige Entscheidungen getroffen und auf mein Herz gehört.“

Und dass das Skispringen für die 34-Jährige eine echte Herzensangelegenheit ist, das sieht man ihr auch an. Keine sitzt mit so einem Grinser am Zitterbalken, keine kann nach Sprüngen so leidenschaftlich jubeln wie die Frohnatur aus Dornbirn.

Sieg bei der Silvester-Tour: Das emotionale Lebenswerk der ÖSV-Springerin Pinkelnig

Prestigeerfolg

Am ersten Tag des Jahres ließ Eva Pinkelnig ihren Emotionen wieder einmal freien Lauf. Mit dem prestigeträchtigen Sieg bei der Silvester-Tour landete die Vorarlbergerin den größten Erfolg ihrer Laufbahn. „Es waren unglaubliche Tage, die ich gerade erleben durfte“, sagte Eva Pinkelnig, die zum Abschluss in Ljubno gewann.

Der jüngste Triumph in der Silvester-Tour ist auch ein später Sieg über alle Zweifler. Als sie seinerzeit beschloss, mit 24 Jahren noch das Skispringen zu erlernen, war sie vielerorts belächelt worden. „Du hast es als Kind nicht gelernt, dir fehlen die Basics“, bekam Pinkelnig zu hören. Andreas Felder, der damalige ÖSV-Frauentrainer, erkannte aber schnell die Fähigkeiten der Spätstarterin und verhalf Pinkelnig 2014 mit 26 Jahren zum Weltcupdebüt.

Sieg bei der Silvester-Tour: Das emotionale Lebenswerk der ÖSV-Springerin Pinkelnig

Zwei Jahre später schien die Karriere dann schon wieder zu Ende. Eva Pinkelnig stürzte zwei Mal so heftig auf den Kopf, dass bei ihr massive neurologische Probleme auftraten. Das schwere Schädel-Hirn-Trauma machte sich durch Erinnerungslücken bemerkbar, lange Zeit litt die Vorarlbergerin unter Konzentrations- und Sehschwächen, heute noch sind die Dezemberwochen 2016 wie ausgelöscht.

Die Ärzte rieten ihr damals, das Skispringen bleiben zu lassen. „Mir ist damals gesagt worden: Es wird nie wieder gehen, weil die neurologischen Schäden zu groß sind“, erzählt die 34-Jährige.

Kampfgeist

Doch Eva Pinkelnig war noch nie eine, die den Weg des geringsten Widerstandes gegangen wäre. „Das Kämpfen liegt in meiner Natur. Ich bin nach jedem Fußtritt wieder aufgestanden.“

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Anfang 2020 feierte Eva Pinkelnig ihren ersten Weltcupsieg, ehe sie Ende des Jahres den nächsten Tiefschlag verkraften musste. Bei einem Sturz in Seefeld zog sie sich einen Milzriss zu und musste notoperiert werden, weil sie einen Liter Blut verlor. Wieder stand die Karriere an der Kippe, wieder zeigte die Vorarlbergerin ihre Stehauf-Qualitäten und kämpfte sich zurück. „Natürlich gab es auch Tage, an denen das Nein größer war. Andererseits wollte ich nicht mit einem negativen Erlebnis aufhören. Ich hatte das Feuer in mir.“

Diese Leidenschaft strahlt Eva Pinkelnig auch aus. Bis heute hat sie es keinen Tag bereut, dass sie vor zehn Jahren Skispringerin geworden ist. „Ich habe viel mehr erreicht, als mir die Leute zugetraut haben.“

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