"Seriensieger haben eine maßlose Freude am Sport"

Sportpsychologe Alois Kogler über die Qualitäten der unterschiedlichen Siegertypen

Der Kopf entscheidet über Sieg oder Niederlage, heißt es. Der Sportpsychologe Alois Kogler bestätigt diese These: „Je besser ein Sportler die Fähigkeiten seines Gehirns nutzen kann, desto erfolgreicher ist er“, sagt der Wissenschaftler, der an der Universität Graz eine Vorlesung zu diesem Thema hält.

Ein Mann mit Brille lächelt und berührt sein Kinn mit der Hand.
KURIER: Besitzen Gregor Schlierenzauer und Marcel Hirscher ein Sieger-Gen?
Alois Kogler: Ein klassisches Siegergen gibt es nicht. Aber Seriensieger haben eine maßlose Freude am Sport. Auch die depressive Lindsey Vonn. Das könnte man vielleicht als "psychologisches Gen" bezeichnen.

Doch was sind dann die Voraussetzungen für Seriensiege?
Aus Untersuchungen von Olympia-Teilnehmern wissen wir, dass mentale Dinge, die man zum Siegen braucht, erlernbar sind. Dabei geht es nicht um Charakterzüge. Denn Siegertypen können so unterschiedlich sein: Zurückgezogen wie Ingemar Stenmark, gescheitert im Leben wie Matti Nykänen – oder sie sind so wie Hirscher und Schlierenzauer. Die werden auch nach ihrer Karriere beruflich Erfolg haben. Es geht letztlich nur um vier Faktoren.

Welche?
Erstens müssen Sportler dem Sport alles unterordnen. Zweitens müssen sie in einem intelligenten, gelenkten Umfeld groß werden. Drittens nützen sie ihr Training optimal aus und beginnen es schon am Tag zuvor im Kopf. Viertens haben sie gute Strategien für die Neu-Konzentration. Ein Gregor Schlierenzauer wartet eine halbe Stunde auf der Schanze – und dann springt er im richtigen Moment wie ein Gott.

Wie gehen Siegertypen mit Nieder­lagen um?
Je nach Alter und Erfahrung unterschiedlich. Ein 16-Jähriger darf nach Niederlagen noch einen Tag lang völlig zerstört sein. Einem 19-Jährigen aber sage ich: Gib dir drei Sekunden Zeit für deinen Ärger und dann vergiss ihn. Jetzt beginnt das Lernen aus der Niederlage.

Kann man seine Emotionen so lenken?
Ja, das kann man erlernen. Ein 19-Jähriger muss mit seinen Emotionen schon umgehen können. Ein Tennisspieler hat zwischen zwei Ballwechseln 20 Sekunden Zeit, in denen er seine Gefühle regulieren muss. Roger Federer hat mit 17 Jahren noch Schläger zertrümmert. Danach hat er – unter guter Führung – gelernt, mit diesen Emotionen umzugehen.

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