Saalbach-Abfahrt: Deutscher Dreßen siegt, Österreicher enttäuschen

Saalbach-Abfahrt: Deutscher Dreßen siegt, Österreicher enttäuschen
Thomas Dreßen verhindert einen Schweizer Vierfach-Sieg. Vincent Kriechmayr wird als Sechster bester ÖSV-Läufer.

Als vielleicht künftiger WM-Austragungsort hat sich Saalbach-Hinterglemm am Donnerstag in der Weltcupabfahrt der Herren äußerst gastfreundlich gezeigt. Hinter dem deutschen Sieger Thomas Dreßen landeten mit Beat Feuz (+0,07 Sek.), Mauro Caviezel (0,09), Carlo Janka (0,26) und Niels Hintermann (0,49) vier Schweizer, ehe mit Vincent Kriechmayr auf Rang sechs der erste Österreicher folgte (0,54).

Für den nach einem Kreuzbandriss zurückgekehrten Dreßen war es nach Lake Louise und Garmisch-Partenkirchen der dritte Abfahrtssieg in dieser Saison, der fünfte in seiner Karriere. Damit ist auch die Entscheidung um die Abfahrtskugel vertagt, Feuz hat zwei Rennen vor Schluss aber 194 Punkte Vorsprung auf Dreßen, der ihn als Einziger theoretisch noch abfangen könnte. Praktisch ist Feuz seine dritte Abfahrtswertung in Folge aber sicher.

Saalbach-Abfahrt: Deutscher Dreßen siegt, Österreicher enttäuschen

Matthias Mayers Blick nach dem Rennen sprach Bände. 

Schröcksnadel gibt nicht auf

Im Nationencup führen die Schweizer nun bereits 635 Zähler vor Österreich, ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel will diese für den Verband so wichtige Wertung aber noch nicht verloren geben. "Ich glaube nach wie vor daran. Du kannst ja im Teambewerb allein noch vierhundert Punkte machen", klammert sich Schröcksnadel an den Strohhalm, meinte aber auch. "Wenn die Schweizer gewinnen, musst du ihnen gratulieren, da gibt es keine Ausreden. Aber wenn du den Nationencup nach dreißig Jahren verlierst, ist er wenigstens was wert. Wir wollen ihn dann so schnell wie möglich wieder zurückholen."

Das Abfahrtsergebnis bezeichnete er aus österreichischer Sicht freilich als "enttäuschend", er könne es sich auch nicht erklären. Das ging auch Kriechmayr so, der das Rennen im Mittelteil verlor. "Den muss ich analysieren, da habe ich viel zu viel Zeit in der Traverse verloren. Natürlich bin ich ein bisschen tief gewesen, aber das sind andere auch und waren schnell. Ich bin ein bischen ratlos." Er habe definitiv das richtige Material gewählt, er sei oben und unten schnell gewesen.

Saalbach-Abfahrt: Deutscher Dreßen siegt, Österreicher enttäuschen

"Spinn' ich oder was?"

Matthias Mayer, der mit einem Rückstand von 0,76 Sekunden die Top Ten verpasste, ärgerte sich über einen Patzer im Finish. "Ich bin mit dem Außenski auf einer weichen Stelle gelandet, dann hat es mich verschnitten. Da habe ich einige Zehntel liegengelassen, das Podest war damit unmöglich", resümierte der Doppel-Olympiasieger aus Kärnten.

Doch auch Sieger Dreßen leistete sich einen schweren Fehler, als er im oberen Abschnitt weit von der Ideallinie abkam. "Im Ziel habe ich gedacht: 'Spinn' ich oder was? Das kann doch nicht sein, dass ich mit dem Schnitzer vorn bin'", erzählte Dreßen, der einen Schweizer-Vierfach-Sieg auf österreichischem Boden verhinderte. "Vielleicht gibt mir der Schröcksi jetzt einen aus", mutmaßte der Bayer. 

Thomas Dreßen feierte seinen dritten Saisonsieg

Thomas Dreßen feierte seinen dritten Saisonsieg. 

Feuz muss sich gedulden

Feuz muss weiter auf seinen ersten Abfahrtssieg auf österreichischem Boden warten. "Lieber immer noch Zweiter, als irgendwo Fünfter oder Sechster. Ich bin stolz, dass ich konstant auf dem Podest vertreten bin", sagte der seit Dienstag 33-Jährige. In Kitzbühel war er bisher viermal Zweiter, in Schladming einmal und nun auch in Saalbach. "Wenn es ein Fluch seine sollte, ist es ein schöner. Zweiter muss man zuerst einmal werden."

Dass er auf die Fixierung der Kristallkugel noch warten muss, ist für ihn kein Problem. "Rechnerisch ist es nicht vorbei, aber das ist für mich eigentlich egal. Die Kugel hat an einem Tag wie heute keine Priorität. Ich will Rennen fahren, ich will mein Bestes geben, das hat zum Glück gut funktioniert." Am Freitag steht in Saalbach-Hinterglemm ein Super-G auf dem Programm, es sind dies die Ersatzrennen für die nach dem Ausbruch des Coronavirus in Yanqing (China) abgesagte Veranstaltung.

Kommentare