Graz: Aus für Olympia-Kandidatur 2026

Graz: Aus für Olympia-Kandidatur 2026
Ursprünglich war eine landesweite Volksbefragung zu Olympia am 23. September angesetzt.

Das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) hat sein Vorhaben, sich mit Graz/Schladming um die Ausrichtung der Winterspiele 2026 zu bewerben, am Freitag überraschend beendet. Als Grund für den Rückzug im Kandidatur-Prozess führte das ÖOC die mangelnde Unterstützung durch die steirische ÖVP-SPÖ-Landesregierung an, die noch unmittelbar davor eine Volksbefragung für den Herbst angesetzt hatte.

"Das ÖOC muss aufgrund der derzeit herrschenden politischen Diskussionen mit großem Bedauern feststellen, dass ein klares politisches Bekenntnis bzw. eine entsprechende Unterstützung durch die steirische Landesregierung - vom ÖOC von Beginn an als obligatorisch erachtet - bis heute nicht erfolgt ist. Unter diesen Umständen ist ein Projekt dieser Dimension nicht umsetz- und international kaum vertretbar", hieß es in einer ÖOC-Pressemitteilung.

Man habe das Internationale Olympische Komitee (IOC) bereits über das Ende der Bewerbungsbemühungen informiert, damit keine weiteren Kosten entstehen würden. "Das ÖOC verabschiedet sich schweren Herzens von der Idee der Olympia-Bewerbung Graz 2026", hieß es weiters.

Nagl: "Leichtfertig vergebene Chance"

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) zeigte sich enttäuscht: „Die größte Chance ist dahin! Graz, Schladming und die Wintersportgemeinden wurden im Stich gelassen!" Als Wintersportland hätten wir eine - in dieser Dimension - nie mehr wiederkehrende Chance gehabt, die größte Wintersportveranstaltung der Welt nach Graz und in die Gemeinden zu bringen, die bereit waren nach vorne zu schauen."

"Nach 50 Jahren hätte unser Österreich wieder die Gelegenheit gehabt, der ganzen Welt zu zeigen, was die Österreicherinnen und Österreicher können. Wir hätten damit der nächsten Generation, in dieser zerstrittenen Welt, Mut machen können. Es ist sehr schade für unsere Sportlerinnen und Sportler. Es ist eine leichtfertig vergebene Chance und es wird sich als Pyrrhussieg für die Gegner herausstellen", kritisierte das Grazer Stadtoberhaupt.

Grüne zufrieden

Erfreut reagierten die Grünen auf die ÖOC-Entscheidung: "Das finanzielle Himmelfahrtskommando von Nagl wurde rechtzeitig gestoppt, dem Bau des teuren Kartenhauses wurde Einhalt geboten", sagte der Grüne Klubobmann Lambert Schönleitner. "Positiv ist auch zu erwähnen, dass Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Landesrat Christopher Drexler hier Linie gehalten haben und nicht die Naglsche Geldverbrennungsmaschine unterstützt haben."

"Es wirft im Übrigen auch ein spannendes Licht auf die Seriosität von Nagls Machbarkeitsstudie, die ja behauptet hat, es würde kein Steuergeld gebraucht werden, wenn das ÖOC den Rückzug jetzt mit der mangelnden finanziellen Unterstützung des Landes argumentiert", so Schönleitner. "Offensichtlich ist auch dem ÖOC auch klar, dass die Volksbefragung über Nagls Luftschloss negativ ausgegangen wäre", meinte der Grazer Klubobmann Karl Dreisiebner: "Diese Entscheidung ist gut für Graz." Man hoffe, "dass Nagls Olympia-Flop dazu führt, dass er in Zukunft seine Fantasie-Projekte zur Seite legt und stattdessen anfängt, reale Politik zu betreiben", so Schönleitner abschließend.

Volksbefragung abgesagt

Die ÖOC-Spitze hatte gehofft, dass nach dem im vergangenen Herbst gescheiterten Bemühen mit Innsbruck dieses Mal eine Kandidatur zustande kommt. "Wir bedauern, unseren Top-Athleten und den Wintersportfans diese einmalige Chance, Olympische Heim-Spiele, in naher Zukunft nicht ermöglichen zu können", sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss.

Nach der negativ ausgegangenen Volksbefragung in Tirol hatte sich das ÖOC im März gemeinsam mit den Städten Graz und Schladming entschlossen, einen weiteren Anlauf zu nehmen. Bereits von Beginn an gab es in Graz Widerstand von der Opposition und die Forderung nach einer Volksbefragung. Die Landesregierung gab in dieser Woche nach der Präsentation einer Machbarkeitsstudie an, dass das Budget keinen Spielraum für das Großereignis zulasse und man keine Haftungen übernehmen werde. Daraufhin zog das ÖOC am Freitag die Notbremse. Kurz davor hatte das Land noch eine Volksbefragung für den 23. September angesetzt.

Das ÖOC glaubt weiterhin, "dass mit der Machbarkeitsstudie und den bereits geleisteten Organisationsarbeiten eine mögliche Basis für zukünftige Bewerbungsverhandlungen geschaffen wurde". Man sei sich sicher, das Österreich als Wintersportnation "nachhaltige Winterspiele zu organisieren vermag".

1964 und 1976 in Innsbruck

Zuletzt und insgesamt zwei Mal fanden die Winterspiele in Österreich 1976 in Innsbruck statt. Salzburg scheiterte im Bemühen um die Spiele 2010 und 2014, die an Vancouver bzw. Sotschi gingen. Graz hatte es für 2002 nicht in den Kreis der Kandidatenstädte geschafft.

Für 2026 sind noch Italien mit Turin, Mailand oder Cortina, Schweden mit Stockholm, die Türkei mit Erzurum, Kanada mit Calgary und Japan mit Sapporo im Rennen. Die Schweiz mit Sion hatte unlängst nach einer negativen Volksbefragung aufgegeben. Die Verlautbarung der Kandidatenstädte erfolgt im heurigen Oktober, die Vergabe im Herbst 2019.

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