Eishockey-Liga will "weiblicher und familientauglicher werden"

Mit einem alles entscheidenden siebenten Spiel im Finale findet die Eishockey-Meisterschaft am Freitagabend ein würdiges Ende, Salzburg hatte mit dem 2:1-Sieg in Bozen das bessere Ende für sich. Südtirol und Salzburg waren die besten Teams über die gesamte Saison, die ausverkauften Arenen eine perfekte Kulisse für den Showdown. Im Interview spricht Christian Feichtinger, Geschäftsführer der Liga, über das Ende der Corona-Krise, die weibliche Zukunft und wie es weitergeht.
KURIER: Wie schön war es für Sie als Liga-Geschäftsführer, dass das Finale über sieben Spiele ging?
Christian Feichtinger: Dafür arbeiten wir das ganze Jahr. Ein siebentes Finale kommt nicht so oft vor. Es war ja im sechsten Spiel in Salzburg schon alles angerichtet für die Meisterfeier.
Und die Eiswelle von Bozen mit 7.000 Zuschauern war eine würdige Bühne für ein siebentes Spiel, oder?
Ja, unglaublich. Ich bin schon lange dabei, es ist meine 24. Saison. Aber wenn 7.000 Italiener vor dem Spiel die Hymne singen, dann bekomme ich Gänsehaut.
Im Play-off hat man gesehen, dass die Zuschauerzahlen in die Höhe geschossen sind und sich der Trend seit Weihnachten fortgesetzt hat. Gibt es dafür eine Erklärung?
Die Zahlen zu Beginn waren dramatisch: Wir hatten ein Minus von 27 Prozent. Da waren wir vorne im internationalen Vergleich. Nur die Schweiz und Schweden hatten zu Saisonbeginn kein Minus. In der zweiten Hälfte des Grunddurchgangs hat sich das normalisiert. Insgesamt sind knapp eine Million Fans in die Hallen gekommen. In den Play-offs liegen wir mit 4.200 sogar im oberen Drittel in der Ligageschichte.
Kann man nach diesen Play-offs sagen, dass Corona endgültig besiegt ist?
Von den Zuschauern her weitestgehend ja. Aber Corona hat Wunden hinterlassen. Ich glaube, dass der ältere Teil unseres Publikums vorsichtiger geworden ist. Die, die in der Halle sind, sagen nichts, aber es geht um die, die nicht mehr kommen. Es kommt auch die wirtschaftliche Situation dazu, die es nicht leicht macht, regelmäßig Sport zu konsumieren.
Gab es einen Moment, in dem Sie gesagt haben: „Das schaffen wir nicht?“
Nein. Die Corona-Zeit war sicher die anstrengendste Phase meines Berufslebens. Im ersten Jahr haben wir die Benchmarks gesetzt. International wurde viel von uns übernommen. Es gab zwei Schlüsselmomente: Der erste war ein Gespräch mit Gesundheitsminister Anschober, der gesagt hat: „Wir versuchen, Ermöglicher und nicht Verhinderer zu sein.“ Der zweite war ein Gespräch bei Sportminister Kogler, bei dem es um den Ligen-Förderfonds ging. Als ich gehört habe, dass die Strukturen erhalten bleiben sollen, gab es nur noch die Frage, wie wir es machen und nicht ob.
Geben Sie uns ein Beispiel an Herausforderungen?
Als die erste Welle durchgerauscht ist, haben wir nur vier fitte Teams gehabt und an einem Sonntag einen Teambus umdirigiert, damit am Abend das TV-Spiel stattfinden kann. Da haben alle zusammengehalten.

Christian Feichtinger
Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial für die Liga?
Der Vertrag mit Puls24 wurde verlängert. Wir wollen weiters unsere Bewegtbildvermarktung auf neue Beine stellen. Jedes Spiel soll für jeden Fan sichtbar sein. Die Teilnehmerzahl und der Modus bleiben gleich.
Ein Kritikpunkt ist, dass die Eishockey-Szene sehr verschworen ist, aber enge Grenzen hat. Stimmt das?
Wir haben seit Herbst einen Prozess laufen, in dem es darum geht, das Produkt neu zu denken und genau in diese Richtung zu gehen. Wir wollen weiblicher werden, familientauglicher und jünger.
Teamspielerin Anna Meixner hat im KURIER von Schweden erzählt, wo alle Klubs Frauenteams haben. Muss nicht Ziel sein, dass auch bei den Frauen Capitals – KAC gespielt wird?
Es gibt tatsächlich Gespräche. Wir haben mit win2day einen Liga-Sponsor, der sehr aktiv in dieser Richtung ist. Wir stehen am Anfang, aber das Bewusstsein ist vorhanden, dass ein Produkt – um komplett zu sein – auch eine weibliche Komponente auf dem Spielfeld braucht. Das Thema wird wichtiger.
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