Doping: Deutscher Eisschnelllauf-Verband fordert Aufklärung

Doping: Deutscher Eisschnelllauf-Verband fordert Aufklärung
Ein deutscher Olympia-Eisschnellläufer steht im Verdacht, Kunde des Netzwerkes um den Mediziner aus Erfurt zu sein.

Der Deutsche Eisschnelllauf-Verband (DESG) fordert Aufklärung über die mutmaßliche Beteiligung eines ihrer Aktiven in den Blutdoping-Skandal. Die ARD hatte am Sonntag berichtet, dass ein deutscher Olympia-Eisschnellläufer im Verdacht stehe, Kunde des Netzwerkes um den unter Hauptverdacht stehenden Mediziner aus Erfurt zu sein.

"Dem medial erhobenen Verdacht gegen eine/n deutschen Eisschnellläufer/Eisschnellläuferin muss mit allen Mitteln nachgegangen werden", hieß es in der Mitteilung des Verbandes, der aber auch betonte: "Nach unserem Wissensstand war kein Athlet/-in unseres Verbandes mit dem beschuldigten Arzt in Kontakt." Aktuell lägen keine weitere Details vor. Zu diesem Zeitpunkt könne man keine weitere Stellungnahme abgeben und müsse die Ermittlungsergebnisse abwarten.

Kein Kommentar von Staatsanwaltschaft

Die Münchner Staatsanwaltschaft hatte in der vorigen Woche mitgeteilt, dass nach den Razzien bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld sowie in Erfurt bisher 21 Athleten aus acht europäischen Ländern ermittelt worden seien, die mutmaßlich Eigenblut-Doping betrieben haben sollen. Oberstaatsanwalt Kai Gräber wollte am vergangenen Mittwoch aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen, ob deutsche Sportler darunter seien. Die 21 Sportler kommen seinen Angaben nach aus fünf Sportarten, darunter drei Wintersportarten.

Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft München äußerte sich am Montag nicht zu dem ARD-Bericht. "Über Sportler, Sportarten und Nationalitäten berichten wir nicht. Jetzt sammeln wir erst mal weiter", erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Die Nationale Anti-Doping-Agentur Deutschlands teilte mit, dass sie eng mit der Münchner Staatsanwaltschaft kooperiere, aber zum derzeitigen Zeitpunkt "den im ARD-Bericht genannten Fall weder bestätigen noch dementieren" könne. "Sollte es bei den Ermittlungen Hinweise auf mögliche Verstöße gegen Anti-Doping-Bestimmungen deutscher Athleten/innen und/oder Betreuer/innen geben, wird die NADA diesen auf sportrechtlicher Ebene nachgehen."

Eisschnellläufer-Duo beteuert Unschuld

Deutschlands beste Eisschnellläufer Patrick Beckert und Nico Ihle betonen, dass sie den mutmaßlichen Drahtzieher des Blutdoping-Netzwerkes nicht kennen. Beide bedauern aber vor allem, dass ihre Sportart unter Generalverdacht geraten sei.

"Das ist für all die Athleten unfair, die sauber für ihre Leistung kämpfen", so Ihle. Auch Beckert verlangte, an die sauberen Athleten zu denken und sie zu schützen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre dies schrecklich und sehr traurig für den Sport, sagte der 28-Jährige. "Diese Leute wird es immer wieder geben. Umso wichtiger ist es, diese Leute rauszufinden und zu benennen", erklärte der WM-Vierte über 10.000 Meter aus Erfurt.

Beckert befürwortete die Ermittlungen gegen den Sportmediziner Mark S. aus Erfurt. "Aber keine Sorge, ich habe damit nichts zu tun", schrieb der Langstrecken-Spezialist bei Facebook. Er selbst habe den Namen des als Hauptbeschuldigter geltenden Arztes nicht gekannt, betonte Beckert. Der Sprint-WM-Siebte Ihle schrieb, er kenne Arzt, Verfahren und den verdächtigten Athleten nicht.

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