Am Sonntag heißt es "Ladies first" im ORF - und das zu Recht

EURO-phorie: Die Spanier bejubeln ihre erfolgreichen Frauen.
Wer hätte das gedacht: Wegen des Frauen-EM-Finales Spanien – England (ORF 1, 18 Uhr) wird Sonntag das ausverkaufte Männer-Cup-Spiel Wacker Innsbruck – Rapid „nur“ in ORF Sport+ (17 Uhr ) übertragen. Bemerkenswert wie diese neue TV-Priorität liest sich auch ein Hinweis auf alte Verdienste der beiden Cup-Gegner. War doch der nunmehrige Drittligist Wacker Innsbruck, der nach finanziellem Kollaps sogar in die fünfte Leistungsstufe abrutschte, in den letzten 55 Jahren ( (u.a. mit Trainergrößen wie Ernst Happel und Joachim Löw) zehn Mal, Rapid indes nur sieben Mal Meister geworden.
Und die kickenden Frauen? Diesbezüglich ließ man sich bei Rapid – jahrelang auf fehlende Hütteldorfer Trainingsfelder verweisend – mit der Gründung einer Damen-Sektion (konträr zu Austria und Vienna) Zeit. Umso so rapide geht’s jetzt nach oben.
Den Tiroler Mädels indes fehlt der finanzielle Background und damit die Konstanz. Dabei hatten sie sich zwischenzeitlich einmal sogar mit der Rekordtordifferenz von 160:20 für die oberste Liga qualifiziert. Das war zu Zeiten, als Ernst Weber ein anfänglich nicht ganz freiwilliger, später aber umso so enthusiastischer ÖFB-Damen-Nationaltrainer war. Unvergessen wird mir bleiben, wie mich Weber am Abend des 5. April 2011 vor Zorn bebend anrief, weil seinen Mädchen eine kasachische Schiedsrichterin zwei Tore aberkannt hatte, worauf man das EM-Qualifikationsmatch gegen Spanien in Anger 0:4 verlor. 15 Stunden später endete das Leben des so beliebt gewesenen Trainers auf den Südbahn-Gleisen.
Inzwischen wurden die Spanierinnen fußballtechnisch sogar noch stärker, hat sich auch in Österreich trotz zuletzt verpasster EM-Qualifikation im Frauen-Fußball (nicht zuletzt dank der St. Pöltner Akademie und Webers erstem Nachfolger Dominik Thalhammer) einiges getan. Und soeben entpuppt sich die EM in der Schweiz als großer Imageerfolg. Die Schweizer Frauen bekamen nach ihrem Ausscheiden vom Boulevard Märtyrer-Status. Deutsche und Italienerinnen wurden bis zu ihrem EM-Out wie Heldinnen auf den Titelseiten gefeiert. TV-Sender in den Teilnehmerländern bejubelten Top-Quoten. Wobei Kommentatoren auf Ballfehler nie so herb wie bei Männer-Spielen reagieren.
Neid der (ohnehin ums Zigfache besser verdienenden) Herren-Stars ist unangebracht. Vielmehr wird längerfristig auch die Macho-Branche vom geschlechtsübergreifend größer werdenden Fußball-Interesse profitieren.
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