Wien verklagt Österreich: Interner Schlagabtausch im Squash

Wien verklagt Österreich: Interner Schlagabtausch im Squash
Der Österreichische und der ausgeschlossene Wiener Verband treffen einander nicht auf dem Court, sondern vor Gericht.

Als hätte der in den vergangenen Jahren so erfolglose Squash-Sport in Österreich keine anderen Probleme, da schloss der österreichische Verband bei der letzten Generalversammlung auf zweifelhafte Art und Weise den Wiener Verband aus. So sieht es Wien. Thomas Wachter, Präsident des österreichischen Verbandes: "Der Vorstand des Wiener Verbandes bringt es nicht hin, dass sich Squash in Wien wie gewünscht entwickelt. Die Ankündigungen war ja groß."

Statt neun Bundesländer sind plötzlich nur noch sechs vertreten, da Kärnten nicht dabei ist und das Burgenland vor einem Jahr einen Antrag auf Aufnahme gestellt und bisher noch keinen Bescheid erhalten hat. Nur keine Eile, so scheint das Motto im österreichischen Verband. Wachter: "Dieser Landesverband hat den Vorgaben noch nicht entsprochen."

Dabei kämpft die Sportart in Österreich mit sich selbst, die Erfolge bleiben seit Jahren aus, die Förderung von 56.000 Euro pro Jahr ist mittlerweile die zweitgeringste aller Fachverbände. Nur Casting, auch bekannt unter Trockenangeln, erhält weniger.

Es war der 26. Juni 2020, als es bei der Generalversammlung zum Eklat kam. Kurzerhand wurde der Wiener Verband mit Vorwürfen konfrontiert und ausgeschlossen. Eine Stellungnahme der Wiener war in der feindseligen Stimmung nicht möglich, die Wiener verließen die Sitzung, was der ÖSRV als Akzeptieren des Ausschlusses interpretierte. Das angerufene Schiedsgericht bestätigte den Ausschluss. Wachter versichert wiederum, Wien hätte sich durchaus verteidigen können. Die Ansichten könnten unterschiedlicher nicht sein.

Wolfgang Denk, Präsident des Wiener Verbandes und Manager einiger Squashanlagen, sieht in dem Vorgehen eine Kampagne. "Der Verband ist nicht kritikfähig, er wollte uns loswerden. Ich sehen den Squash-Sport seit Jahren den Bach runter gehen." Der Zwist zwischen Denk und ÖSRV-Generalsekretär Daniel Haider spielt sich vermehrt auf einer persönlichen Ebene ab. Wachter dazu: "Denk kam vor fünf Jahren mit Enthusiasmus und Vorschusslorbeeren. Ich hatte viel Hoffnung in ihn gesetzt."

Fairplay

Beim zuständigen Bezirksgericht Wien reichte der Wiener Verband Klage ein - für eine Wiederaufnahme in den österreichischen Verband. Zudem wurden die 5 Vorstandsmitglieder des ÖSRV von der Kanzlei Frank aufgefordert, bis 24. September alle Anschuldigungen zurückzuziehen. Eine Klage gegen die Privatpersonen liegt nicht vor. Wachter: "Wir lassen das von unseren Juristen prüfen, danach werden wir entscheiden."

Christian Frank, Anwalt des Wiener Verbandes, meint zu der Causa: "Im Sport geht es um Fairplay, so wie vor Gericht um ein Fair Trial. Es ist wichtig, dass eine Seite angehört wird. In diesem Fall wurde leider beides nicht eingehalten." 

Das Ziel des Verfahrens sei, dass man wieder Schritte aufeinander zugeht. "Wir wollen uns nicht in den Verband hineinstreiten, die Klage ist auch dazu da, Bewegung in die verfahrene Situation zu bringen. Wir wollen Gehör bekommen."

Bewegung in die Angelegenheit kam zuletzt nach einem Bericht der Kronen Zeitung. Generalsekretär Haider ließ ein Nachwuchsturnier in der Steiermark absagen, weil es im Squashcenter von Wolfgang Denk ausgetragen worden wäre. Der Verband wiederum argumentierte mit nicht ausreichenden Hygienevorkehrungen.

Jeder Kindergarten hätte wohl zuviel Niveau für solche Aktionen.

Ob man doch noch auf zivilisierte Art miteinander reden könnte, wie es der Wiener Verband sich wünscht? Wachter: "Wenn ein vernünftiger Vorschlag kommt, werde ich mir sicher Gedanken machen."

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