Von Kuchl in die Champions League: Wovon Väter des Erfolges abraten

2008 in Kuchl: Seidl und Seiwald. Jetzt die „Spieler der Saison“
120.500 Jugendliche kicken in österreichischen Klubs. Ab dem 18.Lebensjahr sind es halb so viele. Von den am Ball gebliebenen schaffen es wiederum nur zwei Prozent in die Bundesliga.
Angesichts der hohen Drop-out-Quote ist’s umso bemerkenswerter, dass zwei von der einstigen U 7 aus der Salzburger 7.400-Seelen-Gemeinde Kuchl zu den Spielern des Jahres gewählt wurden: Nicolas Seiwald von Meister Salzburg in der ersten und Matthias Seidl von Aufsteiger BW Linz in der zweiten Liga. Ehe die beiden in der Red-Bull-Akademie den Feinschliff erhielten, war in Kuchl Hubert Seiwald ihr erster Betreuer gewesen. Der wird bald oft nach Leipzig fahren, um Sohn Nici spielen zu sehen.
Nicolas Seiwald, 22, ist der Jüngste in Ralf Rangnicks (ab dem Vatertag für die EM-Qualifikation übendem) Aufgebot. Dem auch der sechs Wochen ältere Niklas Hedl angehört, der für Tormannbegriffe sehr früh zum Teamdebüt kam. Auch Niklas’ Papa war Tormann bei Rapid. Auch Raimund Hedl beherrschte wie jetzt der Sohnemann sein Handwerk durchaus mit den Füßen. Was bis 1992 noch weniger wichtig war, weil Torleute den Ball beim Rückpass in die Hand nehmen durften. Niklas Hedl verstärkte die Rapid-Knaben auch als Verteidiger. Seine jüngeren grün-weißen Brüder Tobias (20) und Philipp (16) stürmen lieber, während Schwester Leonie (15) gleiches als Handballtalent von Atzgersdorf tut.

Tobias und der jetzige Teamtormann Niklas Hedl
Auffallend häufig bewahrheitet sich im Sport das Sprichwort, wonach der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Siehe Michael Gregoritsch, dessen Papa Werner (seit 2012 beim ÖFB U-21-Teamchef) ihn schon mit 15 bei Kapfenberg in der „Ersten“ debütieren ließ; siehe Marcel Sabitzer (Vater Herfried kam unter Ernst Happel ins Team), siehe Ski-Olympiasieger Matthias Mayer (Vater Helmut holte Silber), siehe Handball-Goalie Constantin Möstl, der wie vor 30 Jahren Tormann-Vater Werner Möstl mit Westwien soeben Meister wurde.
Profis gewesene Väter raten davon ab, schon Kinder („Sie sollen Freude haben“) im Sport unter Druck zu setzen. Umso mehr, da das ehrgeizige Eltern im Fußball in der Hoffnung aufs große Geld immer häufiger tun.
Nicht nur Teamtormann-Papa Hedl begrüßt das u.a. bei Rapid geltende Anwesenheitsverbot für Muttis und Papas beim Training. Zumal viele ihren Spross für den zweiten Messi halten und grantig reagieren, wenn Trainer das anders sehen. So manch Alt-Internationaler hat es satt, sich als Jugendbetreuer für ein paar Euros von unbequemen Eltern belehren zu lassen. Die Drop-out-Quote ist jedenfalls auch bei Nachwuchstrainern hoch.
Kommentare