Als er 21 Jahre alt war, wollte er der ehemalige Hotelfachschüler Karriere auf einem Schiff machen. „Ich hatte alle Unterlagen abgegeben, der Vertrag mit der größten Rederei der Welt war unterschrieben. Ich wäre für zehn Jahre unterwegs gewesen, daher wollte ich mit meinen Freunden Abschied feiern.“ In Lignano stieg er im knietiefen Wasser auf die Schultern eines Freundes, fiel hinunter und wusste es sofort: „Ich hatte keine Schmerzen. Der Körper war in der Sekunde taub. Ich konnte nur Augen und Mund bewegen.“
Der harte Weg zurück
Dungl erlitt eine inkomplette Querschnittslähmung. „Ich war vier, fünf Jahre lang ein schwerer Pflegefall. Ich habe aber einen so starken Willen entwickelt, dass ich es übertrieben habe. Ich habe 56 Medikamente an einem Tag bekommen und war von Morphium abhängig.“ In Eigenregie setzte er Medikamente ab und konnte allmählich Arme und Beine ein wenig bewegen. „Dann habe ich einen Grant bekommen, weil mir jeder erzählt hat, dass ich ein Pflegefall bleibe.“
Doch: „Ich habe es massiv übertrieben, dass ich durch das Gehen und die falsche Belastung einen Abszess an der verschraubten Wirbelsäule bekommen habe, an dem ich fast gestorben wäre.“ Dungl musste sich mit dem Rollstuhl abfinden. „Aber das Leben im Rollstuhl ist nicht vorbei – wenn man will.“
In Eigenregie beendete er das Physioprogramm und suchte einen Personalcoach auf. „Ich habe 2.000 bis 3.000 Euro im Monat investiert.“ Aber letztlich war dies der Grundstein zu seiner Surfkarriere. „Ich habe so sehr an der Rumpfstabilität gearbeitet, dass ich ein Viech geworden bin.“ Dadurch kann er jetzt das Board beim Surfen besser kontrollieren.
Parahockey mit Thomas Vanek
Vor dem Surfen war Dungl, der seit zehn Jahren das Lifestyle Inklusionsmagazin VALID herausgibt, auch beim Rollstuhlrugby und holte gemeinsam mit NHL-Star Thomas Vanek und dessen Vater Zdenek Sledgehockey nach Österreich (Eishockey für Rollstuhlfahrer). Weil sich Dungl durch seine nicht hundertprozentig kontrollierbaren Arme die Schlägerenden mit den Spitzen in die tauben Oberschenkel rammte, war das auch nicht die richtige Sportart für ihn.
Wiedersehen mit dem Schulkollegen
2018 traf er bei einer Firmenfeier Markus Lahmer, seinen ehemaligen Kollegen von der Hotelfachschule. Er surft professionell auf der Welle eines Bootes und nahm an Europa- und Weltmeisterschaften teil. „Er hat mich zu seinem Klub Ohana bei der Donaumarina mitgenommen und ich habe mich in der Sekunde in den Sport verliebt“, erinnert sich Dungl. Aber auch in seinen Freund. „Er behandelt mich normal, macht sich über mich lustig, oder schimpft mich auch.“
Panische Angst
2019 hat Lahmer bei einer USA-Reise alles organisiert, damit Dungl selber surfen kann. „Nach meinem Unfall hatte ich panische Angst vor dem Wasser. Aber es haben sich alle so bemüht.“ Also hat er es versucht und siehe da: Schon beim ersten Mal ritt Dungl auf der Welle.
Von da an ging es um die Sicherheit. „Wir machen keinen Spaß. Wenn ich ins Wasser falle, dann dreht sich das Brett und ich gehe unter“, erklärt der Weltmeister. Also surft gleichzeitig mit ihm jemand auf der Welle, der Dungl sofort rettet. Mittlerweile surft Dungl jeden Tag, wenn die Bedingungen passen.
Innerhalb kürzester Zeit hat er sich einen Namen gemacht. Surfstars wie Kelly Slater wollen ihn einladen. „Sie packen es nicht, was ich mache. Ich bin der Einzige weltweit mit einer solch starken Lähmung.“
Das nächste große Ziel ist wieder eine enorme Herausforderung: „Ich will auf Hawaii im Ozean surfen.“ Wer Dungls Willen und seine Geschichte kennt, der weiß, dass das keine leere Ankündigung ist.
Kommentare