Upper Austria Ladies: Ein Sprungbrett für Höhenflüge

Nummer 1 im Lande: Die Linzerin Barbara Haas steht zumeist nur in Linz im Rampenlicht.
Das Linzer Turnier soll mithelfen, die Krise im österreichischen Damen-Tennis zu beenden.

Wenn in Österreich über Tennis gesprochen wird, geht es zumeist um die Befindlichkeiten von Dominic Thiem, der soeben in Peking seinen 15. Turniersieg mitnahm. Gelegentlich geht es auch um seine Daviscup-Kollegen.

Tennis ist männlich im Lande. Einzige Ausnahme: Das Turnier in Linz, das Spielraum für Diskussionen über den Damen-Tennissport lässt. Hier gehen Weltklasse-Profis aus und ein, hier wird seit nunmehr 28 Jahren Tennis auf höchstem Niveau geboten.

Allerdings seit Langem nicht mit österreichischer Beteiligung. Die bislang letzte ÖTV-Dame, die hier ein Match gewonnen hat, ist längst nicht mehr aktiv: Patricia Mayr-Achleitner erreichte 2013 sogar das Viertelfinale.

Wichtige Wildcards

Dennoch gewinnt das Turnier ausgerechnet in Krisenzeiten immer mehr an Bedeutung für Österreichs in Mitleidenschaft gezogenes Damen-Tennis. So darf Barbara Haas, als Nummer 147 der Welt beste Österreicherin, heuer zum fünften Mal versuchen, ein Match im Hauptbewerb zu gewinnen. Starke Gegnerinnen waren oft schuld, dass dieses Vorhaben nicht schon gelang, doch die Lokalmatadorin weiß: „Solche Turniere würde ich mehr brauchen, um nach oben zu kommen.“ Die 23-Jährige darf am Mittwoch gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa zeigen, was sie kann. US-Jungstar Cori Gauff scheiterte indes in der Qualifikation.

„Diese Wildcards sind enorm wichtig für die jungen Spielerinnen, weil sie sich messen können“, sagt Turnierbotschafterin Barbara Schett. Denn neben Haas bekam auch die gleichaltrige Julia Grabher (Nummer 241 der Welt) Gelegenheit, sich mit Topspielerinnen zu messen, die Vorarlbergerin traf gestern Abend auf die Slowakin Viktoria Kuzmova.

Karriere-Schub

Die Strahlkraft des Turniers reicht aber weiter. „Als ich noch ganz am Anfang meiner Karriere stand, war es toll, diese Weltklassespielerinnen zu sehen. Als ich dann erstmals dabei war und mich messen konnte, hat sich das sehr positiv auf meine Karriere ausgewirkt“, sagt Schett, die es bis auf Rang sieben der Weltrangliste schaffte.

Der Nachwuchs hat große Bedeutung. „Wir laden viele Jugendliche ein, deren Ansporn größer wird. Wenn sie sehen, was alles möglich ist.“

Viel möglich machen will der Österreichische Tennis-Verband (ÖTV). Marion Maruska, Fed-Cup-Kapitänin, zuständig für Österreichs Damen-Tennis und einst selbst Top-100-Spielerin, sieht das Turnier als wesentlichen Baustein für eine bessere Zukunft in ihrem Ressort. „Dieses Turnier entfacht vor allem Begeisterung für diesen Sport“, sagt Maruska. Der ÖTV kooperiert eng mit dem Turnier. So wurde ein Bewerb für Talente gespielt, die Siegerin bekam eine Wildcard für die Qualifikation. Die Vorarlbergerin Emily Meyer machte dabei einen guten Eindruck und verlor gegen eine Top-100-Spielerin zwei Mal 4:6. „Da hat sie gesehen, dass die Topspielerinnen auch nur mit Wasser kochen.“

Der ÖTV arbeitet emsig daran, die Turnierlandschaft zu erweitern. Neben Linz gab es heuer noch die 25.000-Dollar-Turniere in Wien und St. Pölten. „Im nächsten Jahr wollen wir zwei weitere kleine Turniere installieren“, sagt Marion Maruska. Als Sprungbrett für eine Karriere.

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