Teresa Stadlober: Sturmlauf gegen den Generalverdacht

Teresa Stadlober: Sturmlauf gegen den Generalverdacht
Langläuferin Teresa Stadlober ist es leid, sich immer für ihre dopenden Kollegen rechtfertigen zu müssen.

Es ist ja jetzt nicht so, dass Teresa Stadlober Kummer nicht gewohnt wäre. Vermutlich hat in den letzten Jahren kaum ein Sportler hierzulande dermaßen oft zum Dopingthema Stellung nehmen müssen wie die Langläuferin aus Radstadt. Dabei kann Teresa Stadlober gar nichts dafür, sie wird halt als beste Langläuferin der Alpinnation nur immerzu zur Rede gestellt, wenn wieder einer ihrer heimischen Loipen-Kollegen eine Blutspur im Schnee hinterlassen hat. Und das ist den vergangenen Jahren zum Leidwesen von Stadlober nicht nur einmal vorgekommen.

Erst Johannes Dürr, dann Harald Wurm, nun in Seefeld eben Max Hauke und Dominik Baldauf – in regelmäßigen Abständen sorgten österreichische Langläufer vor allem abseits der Loipen für negative Schlagzeilen. „Man ist es fast schon gewohnt, dass immer wieder etwas auftaucht“, meinte Stadlober, als sie der KURIER Ende Jänner in Seefeld besuchte.

Klarstellung

Wenige Tage zuvor hatte Johannes Dürr in einer ARD-Dokumentation verstörende Einblicke in seine Praktiken geliefert und sinngemäß erklärt, dass praktisch jeder Langläufer dieses schmutzige Spiel mitspielen müsse. Teresa Stadlober sah sich im KURIER-Interview in der Pflicht, die Dinge zurechtzurücken. „Das stimmt überhaupt nicht, dass es ohne verbotene Mittel nicht möglich ist, wie Johannes Dürr es erklärt hat“, empörte sich die Radstädterin. „Wenn ich den Glauben daran verlieren würde, dann müsste ich sofort aufhören. Dann bräuchte ich das alles nicht zu betreiben.“

Ermiitlungen wegen Sportbetrugs

Stadlobers Begeisterung für den Langlaufsport ist allerdings ungebrochen. Auch wenn es die Juniorenweltmeisterin es langsam leid ist, sich ständig für die Fehltritte anderer rechtfertigen zu müssen. Und natürlich wurde ihre Vorbereitung für den heutigen Massenstartbewerb über 30 Kilometer Skating durch die jüngsten Vorfälle gestört. „Ich bin total enttäuscht. Schon wieder erleidet der österreichische Langlaufsport einen Rückschlag. Ich kann für mich nur sagen, dass ich für sauberen Sport stehe, und ich möchte mich von deren unglaublichen Taten distanzieren“, sagt die Salzburgerin. „Trotz allem versuche ich, meinen Fokus auf das Rennen zu legen. Das ist für mich der Höhepunkt meiner WM-Starts.“

Es ist dieser Tage ohnehin schwierig genug, die Konzentration auf den Sport zu richten und die schrillen Nebengeräusche komplett auszublenden. ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel hat gerade wieder einmal den heimischen Langlaufsport zu Grabe getragen („wir sind eh nur Regionalliga“) und den Austausch aller Beteiligten angekündigt. Die Ära von Sportdirektor Markus Gandler wird zu Ende gehen, auch Koordinator Trond Nystad wird den Verband verlassen, „und die Wachsler sind deprimiert, weil keiner weiß, wie es wirklich weitergeht“, sagt Alois Stadlober, der Vater und Betreuer von Teresa.

Teresa Stadlober: Sturmlauf gegen den Generalverdacht

Familienbetrieb

Zumindest der Familienbetrieb Stadlober wird auch in Zukunft die volle Unterstützung durch den Verband erfahren. Das kündigten die ÖSV-Obersten bereits an. Ansonsten wird das Engagement im Spitzenlanglauf zurückgefahren. „Wir werden nur mehr kleine Zellen fördern. Und auch da werden wir dann sehr genau kontrollieren“, erklärt ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner.

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