Tennis-Star Melzer zu den Staatsmeisterschaften: "Früher war dies undenkbar"

TENNIS/DAVIS CUP/WELTGRUPPEN I BEGEGNUNG/ÖSTERREICH - PORTUGAL: MELZER
Der ÖTV-Sportdirektor und ehemalige Weltklassespieler plaudert über den Aufstieg in Oberpullendorf, aber auch über Wimbledon und Hoffnungen bei den Jüngsten.

Auskünfte von Jürgen Melzer sind sehr begehrt in diesen Tagen. Als Sportdirektor des Österreichischen Tennisverbandes ist er bei den Staatsmeisterschaften, den „win2day Open“ in Oberpullendorf, wo am Samstag die Quali startete, im Einsatz. Und etwas weiter nördlich startet am Montag der Hauptbewerb im Rasen-Mekka Wimbledon

Dort, wo es bereits drei rot-weiß-rote Titel zu bejubeln gab. Und alle gingen auf das Konto des heute 44-jährigen Melzer: 1999 holte er den Juniorenbewerb, 2010 mit dem Deutschen Philipp Petzschner den Doppeltriumph, ein Jahr später mit der Tschechin Iveta Benesova den Titel im Mixed. Von den großen Ereignissen sprach der Davis-Cup-Kapitän über ...

... seinen schönsten Wimbledon-Erfolg Das war sicher, als ich mit Petzschner den Doppeltitel geholt habe. Das war etwas Besonderes.

... die bitterste Niederlage dort Das war sicher 2013 gegen den Polen Janowicz. Damals habe ich im Achtelfinale in fünf Sätzen verloren. Bei einem Sieg hätte mit seinem Landsmann Kubot ebenfalls ein schlagbarer Gegner gewartet, der Weg für ein Semifinale wäre machbar gewesen.

... ein wahrscheinliches Finale Jannik Sinner gegen Carlos Alcaraz Prinzipiell sehe ich die beiden auch im Endspiel, aber man darf auf Novak Djokovic nicht vergessen, er hat im Paris-Halbfinale Sinner ein Topspiel geboten und Rasen ist sein Lieblingsbelag.

... die beiden Österreicher im Hauptfeld Es ist wunderschön zu sehen, dass beide Teilnehmer im Hauptbewerb durch die Schule des Verbandes gegangen sind. Filip Misolic war zu Jahresbeginn noch auf einem Platz um 300 und steht auf dem Sprung in die ersten 100. Er hat heuer kaum noch Punkte zu verteidigen, es wäre fast eine Kunst, dort nicht hinzukommen. Dort gehört er auch hin. Er ist im Spiel und sonst viel reifer geworden. Gegen Struff ist er vielleicht leichter Außenseiter, dem Deutschen liegt das Rasenspiel. Sebastian Ofner räume ich gegen Medjedovic eine 50:50-Chance ein, er ist ein sehr guter Aufschläger. Wichtig bei Ofner ist, dass die Fitness passt, dass er schmerzfrei ist.

... die Staatsmeisterschaften Seit das Turnier bei Günter Kurz in Oberpullendorf ist, kommen immer mehr Stars, weil sie sich dort wohlfühlen. So gut wie heuer war es wohl noch nie besetzt, das Turnier entwickelt und verbessert sich durch die Zusammenarbeit mit dem ÖTV immer weiter. Früher war diese Besetzung undenkbar, ich habe zum Beispiel nie gespielt.

... die Talente Behrmann und vor allem Schwärzler Thilo Behrmann wird seinen Weg machen, auch wenn es bei ihm nicht ganz so schnell nach oben gehen wird. Bei Joel Schwärzler sieht man, wie schwierig es ist, den Sprung von einem sehr, sehr guten jungen Spieler zu den Profis zu schaffen. Zuletzt wurde es aber wieder ein bisserl besser bei ihm.

... die Probleme bei den 10- bis 14-Jährigen Das ist natürlich ein Problem mit unserem Schulsystem. Wir können mit dem Leistungszentrum Südstadt ein bisschen was auffangen, mehr können wir nicht tun. Jetzt haben wieder zwei junge Talente begonnen dort, von denen wir uns sehr viel erwarten.

KURIER

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