Dort haben sie einst ihren Tennis-Helden gefeiert. Dort sitzen die Menschen in der Wiese und verfolgen das Turnier auf der riesigen Leinwand auf dem Einser-Court.
Wimbledon ist ein bisschen Stress, ein bisschen laut. Besonders auf dem Hill, wo es ein bisschen rockt.
Hinter dem Rummel
Umso mehr überrascht hinter dem Rummel auf dem Hügel eine kleine Oase der Ruhe. Über einen unscheinbaren Zugang geht es in einen versteckten Teil Wimbledons. Die Akkreditierungen werden gescannt, macht es „Piep!“ darf man hinein. Auch ein Novak Djokovic muss seine Akkreditierung piepsen lassen. Ebenso Trainer, Physios, Agenten, Fotografen, Nachwuchsspieler, Reporter.
Ex-Rugby-Klub
Nach dem „Piep“ und dem grünen Licht auf dem Scanner eröffnet sich eine besondere Welt in Wimbledon. Der Aorangi Park. Bis 1981 residierte hier der London New Zealand Rugby Football Club. Aorangi erinnert an Aoraki, die Maori-Bezeichnung für den Mount Cook, den höchsten Berg Neuseelands.
Der Name blieb, die Sportler haben sich verändert. „Hier marschieren ständig Tennisstars ein und aus“, bestätigt eine Ordnerin in blauer Uniform, „aber sie sind alle sehr freundlich“. Auf dem Weg zu den Trainingsplätzen stehen große Zelte. Dort kann man den einen oder anderen Star auf einem Ergometer sehen, im nächsten Zelt hebt einer eine Hantel, im nächsten wird einer massiert. Manche von ihnen sitzen kurz im ersten Stock, im Spielrestaurant, neben Nachwuchsspielern, die dort mit ihren Managern und Eltern einen Salat essen.
Alles hier hat feste Abläufe. Am Vorabend beantragen die Profis, meistens deren Trainer, wann sie auf welchem Platz trainieren möchten. „Rafael Nadal wollte meistens Platz 1 oder 2“, erinnert sich der junge Mann an der Ballausgabe. Der Spanier bekam fast immer einen der etwas versteckteren Plätze.
Ansonsten haben die Stars aber kaum Privilegen in Wimbledon. 1986 kam Boris Becker als Titelverteidiger nach Wimbledon zurück, und fragte höflich, ob sein Trainer Günther Bosch die Umkleidekabine neben ihm haben kann. Da sagte ein hoher Offizieller: „Mister Becker, the tournament makes the player, not the player makes the tournament“.
Ein bisschen Farbe
Auf dem Gelände von Wimbledon und speziell im Aorangi Park ist von zu dieser alten Affektiertheit aber nur noch wenig zu spüren. Das merkt man auch an den Farben, denn nicht alle trainieren in weiß, hier sind die Sitten nicht so streng.
Ein Rückzugsrefugium ist der Aorangi Park definitiv. Hier können sich die Spielerinnen und Spieler, die auf den begehrten Tennistitel hoffen, den letzten Schliff holen. Jeder trainiert meist eine Stunde lang. Wenn es dann zurück in den öffentlichen Bereich des All England Clubs geht, müssen alle, Djokovic und Swiatek und auch die Reporter, wieder die Akkreditierung zum Auschecken hochhalten. „Piep“ – das normale Wimbledon hat einen wieder.
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