Nach dem Australian-Open-Aus: Ist Nadals Zeit abgelaufen?
Das Aus des Titelverteidigers Rafael Nadal in der 2. Runde der Australian Open wirft Fragen auf. Fragen, die aber nicht zwingend plötzlich auftauchten. Bei der 4:6-4:6-5:7-Niederlage gegen den US-Mann Mackenzie McDonald zog sich der Favorit bei einem langen Schritt eine folgenschwere Verletzung im Hüftbereich zu. Auch, wenn der US-Mann auch vorher der bessere Spieler war und der Sieg deshalb nicht unverdient war, bereitet die Verletzung nicht nur dem Spanier, sondern seinen Millionen Fans Sorgen.
War es das? Ging so eine der erfolgreichsten Karrieren der Tennis-Geschichte zu Ende?
Die aktuelle Verletzung
Rafael Nadal plagen nicht erst seit den Australian Open leichte Hüftprobleme. Diese könnte der 36-Jährige aber wieder in den Griff bekommen. Er hatte bereits schwerwiegendere Verletzungen. Vor allem aufgrund seines aufreibenden Spielstils, der sich nun in der 21-jährigen Karriere bemerkbar macht.
Die Krankenakte
Nadal hat mit 22 Grand-Slam-Siegen (die meisten der Männer) Geschichte geschrieben. Längst könnte er aber auch ein Handbuch für Medizinstudenten schreiben. Die Hüftverletzung ist nur ein weiterer Eintrag in die Patientenkartei Nadal. In seiner Karriere wurde vor und bei großen Turnieren bereits wegen zahlreicher Verletzungen gestoppt, sonst hätte er vielleicht sogar noch mehr Majors gewonnen. Nur ein Auszug aus den jüngsten Jahren:
2016 schmerzte besonders, als Nadal nicht zum Drittrundenspiel bei seinem Lieblingsturnier, den French Open, gegen seinen Landsmann Marcel Granollers antreten konnte. Grund war damals eine Handgelenksverletzung. Dazu gesellten sich Sehnenentzündungen etc.
2018 musste der Mallorquiner im Halbfinale der US Open gegen Juan Martin del Potro wegen einer Knieverletzung aufgeben.
2022 zog Nadal vor dem Halbfinale gegen den Australier Nick Kyrgios von Wimbledon wegen eines Bauchmuskelrisses zurück.
Die Krankheit
Die schlimmste Verletzung ist aber eigentlich eine Krankheit: Rafa leidet unter dem sogenannten Müller-Weiss-Syndrom, einer sehr seltenen Fußkrankheit, die das Knochengewebe im Kahnbein des Fußes absterben lässt. Daran leidet Nadal aber seit Beginn seiner Karriere, zuletzt hat er dieses Problem einigermaßen in den Griff bekommen.
Rücktrittsgedanken
In Wimbledon verkündete Nadal im Vorjahr deshalb: „Meine Philosophie ist, dass ich vor ein paar Wochen kurz vor einem Rücktritt stand.“ Der 14. Titel bei den French Open änderte alles. „Jetzt fühle ich mich nicht mehr danach. Das ist also meine Philosophie.“ Immer wieder musste Nadal Fragen zum Karriere-Ende beantworten. Zuletzt sagte der Deutsche Alex Zverev: „Nadal hört heuer noch auf“. Der Angesprochene wollte davon nichts wissen. "Das habe ich ihm nicht anvertraut."
Die Familie
Seit Oktober ist er Vater eines Jungen. Und er macht es wie sein ehemaliger Konkurrent Roger Federer, der mit seiner Familie rund um die Welt reiste, von Turnier zu Turnier. Nadal und seine Frau Xisca Perello sind bei den Australian Open mit Sohn und Nanny unterwegs. „Ich muss mich jetzt ganz neu organisieren – aber wir haben Hilfe“, sagte Nadal.
Resümee
Wenn ihn nicht wieder eine Verletzung plagt, wird er zumindest diese Saison noch zu sehen sein. Ganz sicher aber bei den French Open, seiner zweiten Heimat, wo er seinen 15. Triumph sicher stellen will.
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