Australian Open wegen Corona-Fällen in Sorge
Nach der Einreise von mehr als tausend Tennis-Profis und Betreuern ist australischen Medienberichten zufolge auch ein Profi positiv auf Corona getestet worden. Der für Melbourne zuständige Gesundheitsbehörden-Chef Brett Sutton wurde am Montag von der Zeitung The Age mit den Worten zitiert: „Ich glaube, unter den vier (positiv getesteten Personen) ist ein Profi.“
Der Premierminister des Bundesstaates Victoria, Daniel Andrews, teilte mit, dass die vier positiv Getesteten „sicher in Hotel-Quarantäne“ untergebracht seien. Um welche Spielerin oder welchen Spieler es sich handelt, wurde nicht bekannt. Von den Australian-Open-Veranstaltern gab es zunächst keine Stellungnahme.
72 Profis in 14-tägiger Quarantäne
Mit mehreren Charterflügen waren in den vergangenen Tagen Profis und Betreuer aus verschiedenen Städten nach Melbourne geflogen worden. Nach der Ankunft waren ersten Angaben zufolge fünf Menschen positiv auf Covid-19 getestet worden, darunter ein Crew-Mitglied, das offenbar nicht zu den vier Fällen zählt, die mit den Australian Open in Verbindung gebracht werden.
Der Trainer der ehemaligen US-Open-Siegerin Bianca Andreescu, Sylvain Bruneau, hatte seinen positiven Test öffentlich gemacht und sich für die Folgen entschuldigt. Alle Mitreisenden auf den Flügen mit positiv getesteten Personen müssen als Erstkontakt in ihren Hotels in eine strikte 14-tägige Quarantäne, darunter nach jüngsten Angaben 72 Profis.
Keine Vorzugsbehandlung, oder doch?
Diese Profis dürfen ihre Hotelzimmer nicht verlassen und auch nicht trainieren. Forderungen des Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic, der wie die Top-Stars der Branche seine Quarantäne in Adelaide statt in Melbourne verbringt, nach Lockerungen der Auflagen wiesen die Behörden umgehend zurück. Die Regeln für die Profis seien die gleichen wie für alle anderen Menschen auch, betonte Andrews.
„Alle wurden darüber informiert, bevor sie hierhergeflogen sind, und dies war eine Voraussetzung, unter der sie gekommen sind“, sagte Andrews auf einer Pressekonferenz. Es gebe hier keine Vorzugsbehandlung, „weil ein Virus auch keine Vorzugsbehandlung kennt“. Jeder könne Forderungen stellen, sagte Andrews, „aber die Antwort ist Nein“. Anders sehen es die Profis. "Erstens durften die Spieler viel mehr Personal mitnehmen", erzählte der österreichische Doppel-Spezialist Oswald. "Sie haben zudem in ihren Hotels einen Fitnessraum." Sie müssten ihre Fitness-Übungen daher nicht während des möglichen Fünf-Stunden-Zeitfensters absolvieren. "Sie haben die fünf Stunden nur für das Tennisspielen zur Verfügung."
Schock nach der Landung
Der Vorarlberger schilderte der Fach-Homepage www.tennisnet.com die aktuelle Situation. Oswald hatte in der ersten Turnierwoche des Jahres am Turnier in Delray Beach teilgenommen, für den Flug nach Australien wurden ihm und seinem neuseeländischen Doppelpartner Marcus Daniell Plätze im Flieger ab Los Angeles zugewiesen. Mit im Flugzeug sei Tennys Sandgren gewesen. Der schon im November positiv getestete US-Amerikaner erhielt nach erneutem positiven Test die Erlaubnis für den Flug, da er nicht mehr infektiös sei. Er ist auch nicht der Grund für die nunmehrige Quarantäne.
Der Flug sei dann locker besetzt und sehr komfortabel gewesen, die ersten Eindrücke in Melbourne ebenfalls sehr gut, wie Oswald in einem Telefonat berichtete. "Es wurde streng kontrolliert und man hat gemerkt, dass Corona extrem ernst genommen wird." Dann kam aber die Information, dass der Flug quasi verseucht gewesen sei und alle zwei Wochen eingesperrt werden. "Das war natürlich ein Schock! Es ist schon ein Wahnsinn, dass wir nicht trainieren können", urteilte Oswald.
Ist man nicht in Voll-Quarantäne, dürfe man auch nur zwei Stunden pro Tag Tennisspielen, dann müssen die Spieler 90 Minuten in einem Fitnessraum verbringen. Eine halbe Stunde vor Ablauf werde eine Bestellung aufgenommen. Nach der Fitnesseinheit bleibe noch eine Stunde für das Essen, ehe es für 19 Stunden zurück aus Zimmer geht. Bei Oswald hingegen sind es 24 Stunden. "Ich werde meine Übungen machen, meditieren und zu den vorgegebenen Essenzeiten essen", kündigte er an und hoffe auf Besserung. In einem Gespräch wurde von "Tennis Australia" Verständnis signalisiert, aber keine Änderung der Quarantäne-Lage. "Es ist schon sehr mühsam. Ich finde es auch nicht ganz fair, dass ein paar Spieler in Adelaide trainieren dürfen und wir in Melbourne einkaserniert werden."
Djokovics Forderungen zurückgewiesen
Oswald sieht auch Tennisplätze, aber nur vor seinem Fenster. Er könne seinen Gegnern also zusehen, wie sie sich spezifisch auf das Major vorbereiten. Von fünf Stunden täglich wie ursprünglich kommuniziert ist da aber auch keine Rede. Oswald: "Die Spieler werden in Gruppen eingeteilt und dürfen im Fünf-Minuten-Takt ihre Zimmer verlassen. Immer, wenn eine Gruppe rausgeht, kommen danach Reinigungskräfte, die den Korridor und den Lift putzen." 1.200 Leute seien für diese Arbeiten eingeteilt.
Im Vorfeld sei es nicht so kommuniziert gewesen, dass bei einem positiven Fall im Flieger automatisch alle Passagiere in Quarantäne müssten. "Es hat eher so geklungen, dass jeder Fall individuell angeschaut wird. Das war bei uns dann nicht der Fall. Sie haben eher die Schablone über alle gelegt und gesagt, dass jeder eine potenzielle Gefahr für Australien darstellt." Oswalds Quarantäne endet am 29. Jänner, schon drei Tage später soll er beim ATP Cup engagiert sein.
Da spielt er im Team u.a. mit Thiem und Dennis Novak, die beiden Niederösterreicher würden sein Defizit mit der guten Vorbereitung in Adelaide sicher kompensieren, meinte er. Forderungen von Djokovic nach Lockerungen der Auflagen in Melbourne wie die Unterbringung der Spieler in Häusern mit Tennis-Courts wiesen die Behörden umgehend zurück. Die Regeln für die Profis seien die gleichen wie für alle anderen Menschen, betonte Daniel Andrews, der Premierminister des Bundesstaates Victoria.
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