Fall Jannik Sinner: Die Konsequenzen eines „seltsamen“ Deals

Drei Monate Pause: Jannik  Sinner hatte noch mal Glück
Die überaus kurze Sperre des Italieners wird kritisiert. Zumindest seine Ranglisten-Führung könnte er in den drei Monaten seiner Abwesenheit verlieren.

Die dreimonatige Sperre von Jannik Sinner sorgte bei vielen für Kopfschütteln. Als Alibihandlung wird der Vergleich der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) mit dem Italiener gesehen. Dennoch – Sinner, der im März des Vorjahres positiv auf das Steroid Clostebol getestet wurde, ist zumindest bis zum 4. Mai gesperrt. Was hat das außer Kritik noch für Konsequenzen?

Die Weltrangliste

 Sinner ist die Nummer eins der Welt, mit einem respektablen Vorsprung. Der 23-Jährige hält bei 11.330 Punkten der Zweite Alexander Zverev bei 8.135 und der Dritte Carlos Alcaraz bei 7.410 Zählern. Zum Vergleich: Für einen Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier gibt es 2.000 Punkte – allerdings versäumt Sinner keines. Er ist bei den French Open, die am 25. Mai starten, wieder spielberechtigt. Auch dies wird kritisiert. Sinner fallen zumindest die Punkte von anderen Turnieren aus der Wertung, wie sein Turniersieg von Miami (1.000). Mit den anderen Punkten, die er verliert, wird seine Punktzahl auf 9.730 sinken. Zverev muss bei den bevorstehenden Turnieren „nur“ 800 Punkte verteidigen. 2024 schied der 28-Jährige bei den Aprilturnieren in Madrid und Monte Carlo im Achtelfinale aus, sodass er mit besseren Ergebnissen in diesem Jahr Punkte auf Sinner gutmachen könnte. Um Sinner zu überholen, benötigt Zverev etwa 2.500 Punkte. Dieses Ziel ist sehr ehrgeizig, aber durchaus erreichbar. Ganz schwer wird es für Alcaraz, wieder nach oben zu kommen. Der Spanier hat wesentlich mehr Punkte zu verteidigen.

Die Turniere

Wo fehlt Sinner? In München, wo der Österreicher Florian Leitgeb das Zepter mitschwingt, wollte man die ersten Drei der Weltrangliste präsentieren. Mit Sinner wird es nun nichts, am 14. April, wenn das Turnier erstmals als 500er-Event über die Bühne geht, ist der Südtiroler noch gesperrt. München wäre auch der naheste Schauplatz gewesen, wo österreichische Tennisfans den Branchenprimus sehen hätten können.

Die Kritik

 Ständig prasseln Wortmeldungen von Sinners Kollegen ein. „Es ist kein gutes Bild für unseren Sport. Es gibt eine Mehrheit an Spielern, mit denen ich in der Umkleide gesprochen habe, nicht nur in den vergangenen Tagen, sondern auch den vergangenen Monaten, die nicht glücklich sind, wie mit dem gesamten Prozess umgegangen wurde“, sagt Novak Djokovic nach dem Sinner-Deal (als etwas anderes sollte es auch nicht bezeichnet werden). Das Vertrauen in die WADA und die International Tennis Integrity Agency (ITIA), die Sinner im August des vergangenen Jahres freisprach, würde immer geringer werden. „Wenn man sich etwas zuschulden kommen lässt, dann denke ich, dass drei Monate für die Einnahme von Steroiden keine Sperre ist“, sagt Zverev. „Das Ganze ist einfach seltsam.“

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