Ein Hauch fehlt – oder eine Ewigkeit: Fehlt Thiem ein Super-Coach?

TENNIS/ATP-TURNIER/ERSTE BANK OPEN: THIEM
Dominic Thiem spielt fast wie einst und verliert dennoch. Tennis-Experten glauben an Hilfe durch einen Super-Coach, der selbst Weltklasse war.

Solche Spiele hätte er einst gewonnen. Diesen Satz hörte man von dem einen oder anderen der rund 9.300 Besucher in der Wiener Stadthalle, die Dominic Thiem gegen Stefanos Tsitsipas 6:7, 3:6 verlieren sahen.

Im ersten Satz führte Thiem bereits 4:2, ein dummer Fehler und etwas Pech kosteten ihn den Satz. Da wussten aber dann auch viele, dass es das war.

Nur Nummer 108 

Doch ist er wirklich wieder dran? Die am Montag erscheinende Weltrangliste wird etwas ganz anderes sagen: Im Liveranking ist er nur die Nummer 108. Schützenhilfe bekommt Thiem von zwei Deutschen. Alexander Zverev sagt: „Im Training prügelt er die Bälle wie in seiner besten Zeit. Er ist gut genug, um wieder nach oben zu kommen.“ Boris Becker sieht es ähnlich. „Wenn die Einstellung passt, schafft er es wieder nach oben.“

An der Konkurrenz liegt es nicht. Zwar ist die Spitze dichter geworden, „aber außer Novak Djokovic und Carlos Alcaraz steht technisch keiner über ihm“, sagt sein Ex-Trainer Günter Bresnik.

Tennis Erste Bank Open

Kein Weiterkommen

Offen spricht aber keiner aus, dass Thiem etwas verändern sollte. Ein Super-Coach, der selbst jahrelang an der Spitze spielte – wie es Boris Becker selber ist –, wird von vielen Seiten vorgeschlagen. Einer wie Juan Carlos Ferrero. Die ehemalige Nummer eins trainiert mit Alcaraz einen Superstar der Gegenwart.

Auch Roger Federer hat vor Jahren von Stefan Edberg viel annehmen können. „Ein Nachteil ist so ein Super-Coach bestimmt nicht“, sagt Becker.

Warten auf Aufschwung 

Fakt ist, dass es Ben Ebrahimzadeh (noch) nicht tat. Als der Deutsche Thiem übernahm, war dieser die Nummer 106 der Welt. Also im Nirgendwo wie jetzt. Danach kam es zum Aufschwung, ehe der neuerliche Rückfall passierte.

Pech war, dass Thiem während der US Open in guter spielerischer Form erkrankte und zwei Wochen nicht spielen konnte.

Um den letzten Schliff zu bekommen, wäre neben Ebrahimzadeh ein Super-Coach empfehlenswert. Vom Know-how ist Ebrahimzadeh ein anerkannter Top-Trainer, aber eine zusätzliche Hilfe würde nicht schaden.

Gute Beispiele

„Ich glaube, dass für jeden Spieler ein Super-Coach gut ist und für ihn sicher auch. Gerade in so einer Situation“, sagt auch Thiems ehemaliger Manager und Erste-Bank-Open-Turnierboss Herwig Straka. „Rune ist das beste Beispiel, er hat sechs Monate wenig gewonnen. Das sind genau die Situationen, wo du einen Super-Coach brauchst und insofern glaube ich, dass auch für Dominic einer gut wäre.“

Thiem hätte so einen mit Thomas Muster vor fast vier Jahren auch gehabt, der aber von der Familie Thiem nicht angenommen wurde.

Ein Hauch fehlt –  oder eine Ewigkeit: Fehlt Thiem ein Super-Coach?

Keine Geld-Frage 

„Wenn Dominic der Meinung ist, ein Super-Coach ist jetzt wichtig, dann kann das schon funktionieren“, sagt Straka. Am Geld sollte es da wohl kaum scheitern. „Das Geld, das in den letzten zwei, drei Jahren nicht verdient wurde durch fehlende Einnahmen, da brauche ich mir keine Gedanken machen.“

Thiem selbst lehnt diesen ab. „Ich bin mir dem Team zufrieden, es liegt nur an mir.“

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