Bei den Australian Open spazierte der Serbe zum Titel, weil Alcaraz verletzt fehlte. Bei den French Open kämpfte Djokovic seinen spanischen Widersacher im Halbfinale nieder (um dann gegen Casper Ruud zum Titel zu spazieren) und in Wimbledon schlug der 20-jährige Alcaraz den um 16 Jahre älteren Djokovic in einem epischen Finale. Die Vorherrschaft spiegelt auch im Ranking wider: Alcaraz führt 20 Punkte vor Djokovic, dem Dritten Daniil Medwedew fehlen mehr als 3.500 Zähler auf das Duo.
- Wer wird nach den US Open Nummer 1?
Zu 99 Prozent Novak Djokovic. Weil er voll punkten kann, da er im Vorjahr nicht zugegen war (Einreiseverbot wegen Coronabestimmungen), Alcaraz aber 2.000 Zähler vom Titel verteidigen muss. Der Spanier bleibt nur Spitzen-Mann, wenn er das Turnier im Big Apple gewinnt und Djokovic schon in Runde eins „Good bye“ sagt.
➤Wie geht es Dominic Thiem?
- Dominic Thiem war Nummer 3 der Welt und gewann in New York 2020. Hat er es nun schwerer, wieder dorthin zu kommen, weil das Level im Tennis besser wurde?
Nein, das ist ein verbreiteter Irrglaube, mit dem freilich charmant für den Sport geworben wird. Die Endspiele und generell großen Matches, die sich Federer, Nadal, Djokovic oder Murray vor Jahren lieferten, sind teilweise heute noch unerreicht. Gegenwärtig sind die epischen Duelle auf jene des alternden Djokovic und jugendlichen Alcaraz beschränkt. Was größer geworden ist, ist die Dichte an guten Spielern. Erreicht Thiem wieder sein spielerisches Level von 2019 und 2020, kann er auch im Ranking wieder weit nach vorne kommen. Schafft er es nicht, ist selbst ein Einzug in die Top 50 schwer.
- Waren die US Open in den vergangenen 20 Jahren einfacher zu gewinnen als die drei anderen Slams?
Generell schon. Alcaraz gewann im Juli als erster Spieler seit 2002 in Wimbledon, der nicht Federer, Nadal, Djokovic oder Murray hieß. Bei den US Open haben neben den großen Vier seit damals auch Andy Roddick (2003), Juan Martin del Potro (2009), Marin Cilic (2014), Stan Wawrinka (2016), Dominic Thiem (2020) und Daniil Medwedew (2021) gewonnen. Grund: In der Spätsaison waren viele der Stars verletzt oder mental leer.
- Gibt es bei den Frauen eine klare Favoritin?
Auf den ersten Blick Iga Swiatek, die Polin ist Nummer 1 der Welt und Titelverteidigerin. Doch im Wettbüro bei einem Slam auf eine Siegerin zu setzen, gleicht einem Roulette. In Wimbledon siegte zuletzt die ungesetzte Tschechin Marketa Vondrousova, bei den French Open stand mit Karolina Muchova eine ebenso ungesetzte Tschechin zumindest im Finale. Auch die Siegerinnenliste der US Open brachte viel Unerwartetes: 2021 holte die Britin Emma Raducanu als erste Qualifikantin einen Major-Titel, auch mit Sloane Stephens (USA, 2017) oder Bianca Andreescu (Kanada, 2019) war nie zu rechnen.
Kann es heuer US-Open Rekordsieger geben?
Nein. Novak Djokovic, der jedoch seinen 24. Major-Titel holen kann, hält bei erst drei US-Open-Titel, unerreicht sind die Fünffach-Champs Jimmy Connors, Pete Sampras und Roger Federer. Bei den Frauen liegen Chris Evert und Serena Williams (6) vorne. Beste noch aktive Spielerin ist Venus Williams mit zwei Triumphen in New York. Als der mittlerweile 43-jährige US-Star 2000 das erste Mal die US Open gewann, war die 22-jährige Swiatek noch nicht einmal geboren.
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