"Tagebuch": Die sportlichen Klimasünder

Ein Lionel Messi ist viel unterwegs.
Der weltbeste Kicker Lionel Messi soll für den Ausstoß von 20,9 Tonnen verantwortlich sein.

„Ein gutes EM-Los für Österreich.“ Und: „Eine Chance fürs Weltklima.“ So lauteten die KURIER-Titel vor vier Jahren, nachdem Paris im Advent 2015 zeitgleich Schauplatz der Klimakonferenz und der Auslosung zur Fußball-EM gewesen war.

Ungeachtet der Tatsache, dass der dritte Gegner Österreichs erst – kein Scherz – am 1. April feststehen wird, ließen sich aktuell gleiche Schlagzeilen wie damals formulieren, wenn ... ja wenn nicht die Erfahrung lehren würde, dass zu viel Optimismus trügerisch ist. Arnautovic und Co. versagten bei der EM 2016 bekanntlich gegen Island und Ungarn. Und was das ungleich bedeutendere Thema betrifft, geraten inzwischen auch Fußballstars als Klimasünder ins Fadenkreuz der Kritik.

So wirft der britische Forscher Andrew Welfle dem Vielflieger Lionel Messi vor, dass der weltbeste Kicker beim Pendeln zwischen Dienstgeber FC Barcelona, der argentinischen Nationalmannschaft und PR-Verpflichtungen für den Ausstoß von 20,9 Tonnen verantwortlich sei. Deutlich übertroffen wird Messi dabei noch vom brasilianischen Paris-SG-Legionär Marquinhos, der es laut dem akribischen Professor der Universität Manchester auf Grund von 111.000 Flugkilometern zu einem -Ausstoß von 53,5 Tonnen brachte.

Der wirklich große Aufschrei aber wird erst erfolgen, wenn sich bis zu fußballabstinenten Umweltschützern herumgesprochen hat,

dass die EM 2020 in zwölf Nationen über die Bühne geht;

dass dadurch Zigtausende Fans zu Flügen von Glasgow bis Baku animiert werden;

und dass die UEFA neben Champions und Europa League einen dritten Klubbewerb beschlossen hat, damit künftig auch Mittelständler samt Anhang regelmäßig quer durch Europa düsen können.

Andererseits sichert die rege Reisetätigkeit Tausende Arbeitsplätze. Zudem fällt auf, wie mit Vorliebe über Sportlerköpfen die Moralkeule geschwungen wird. Das war übrigens schon bei den Sommerspielen 1980 in Moskau so, wo die nordamerikanischen, britischen und deutschen Athleten (wegen der Sowjet-Invasion in Afghanistan) nicht starten durften, Westkonzerne aber mit den Russen ungeniert Olympia-Geschäfte machten.

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