Surfen und Tauchen: Niederösterreicherin auf der Suche nach großen Wellen

Ein Surfer reitet auf einer großen Welle unter blauem Himmel.
Der kalte raue Atlantik mit seinen unberechenbaren Wellen hat es Christina Gindl angetan. Sie lebt in Portugal vom Surfen, Tauchen und den Bildern davon.

Zusammenfassung

  • Christina Gindl lebt in Portugal. Die kalten rauen Wellen des Atlantik haben es der Niederösterreicherin angetan.
  • Mit Fähigkeiten im Apnoetauchen und als eine von wenigen Frauen in großen Wellen zeigt sie, wie sie in der männerdominierten Surfwelt bestehen kann.
  • Ihre Karriere finanziert sie durch Sponsoren, indem sie Produkte in Social Media vermarktet, und nicht durch Surfwettkämpfe.

Surfen gilt  vielerorts immer noch als Aussteigersport. Wer nicht am Ozean aufgewachsen ist, um es zu betreiben, muss schon viel auf sich nehmen, um diesem Sport Vollzeit nachzugehen. Eine, die sich voll und ganz den Wellen verschrieben hat, ist Christina Gindl. Die gebürtige Niederösterreicherin fand auf den heimischen Seen zum Boardsport. Von den ruhigen Binnengewässern hat es die heute 33-Jährige dann aber zu den gewaltigen Wellen des Atlantik geführt. Die Wasserski und das Kite-Board waren ihre „Einstiegsdrogen“, die sie von Österreich zunächst nach Mauritius führten, wo sie die Wellen für sich entdeckte.

Danach verbrachte sie Jahre in Indonesien, wo sie völlig abgeschieden und von kleinstem Budget lebte – nur um in den Wellen zu sein. Mittlerweile kann Gindl vom Surfen leben – und das tut sie in ihrer neuen Heimat Portugal. Der Wechsel von tropischen Gewässern zum oft kühleren und unbeständigeren Atlantik war eine Herausforderung, die Zeit kostete. „Es hat Monate gedauert, bis ich mich wirklich wohl gefühlt habe“, erinnert sie sich. Mittlerweile weiß sie, dass der Ozean noch viel kälter sein kann als an der portugiesischen Küste nördlich von Lissabon, wo sie in einem kleinen Häuschen lebt.  

Sport Talk mit Christina Gindl

Große Wellen

Gegen Herbst werden dort die Wellen immer größer, die Niederösterreicherin hat nach und nach die Leidenschaft für die hohe Brandung entdeckt: „Je größer, desto besser“, sagt sie. Am weltberühmten Big-Wave-Strand von Nazaré, nur wenige Kilometer von ihrem Zuhause entfernt, war sie bereits im Wasser. Aber nicht an den Rekordtagen mit über zehn Meter hohen Wellen

Drei bis vier Meter reichen ihr derzeit. Doch man wisse nie, was noch kommt. 

An Tagen mit größeren Wellen ist Gindl oft die einzige Frau im Wasser. Doch obwohl das Surfen nach wie vor eine männerdominierte Disziplin ist, wagen sich immer mehr Frauen auch an die größeren Wellen und zeigen, dass sie mit den Männern mithalten können. „Ich hoffe, dass noch mehr Frauen den Mut finden, diesen Weg zu gehen. Wir haben das Potenzial und die Fähigkeiten.“

Eine Frau mit Sand im Gesicht trägt einen schwarzen Neoprenanzug und eine Taucherhaube.

Den Atem anhalten

Christina Gindl ist nicht  nur von der Höhe der Wellen beeindruckt, sondern auch von deren Kraft und Unberechenbarkeit. „Man muss den Ozean verstehen lernen, seine Muster erkennen und respektieren.“ Ihre Surf-Sessions bringen sie oft an ihre physischen und mentalen Grenzen. Doch genau das reizt sie. „Man muss lernen, mit der Angst umzugehen, Vertrauen in sich selbst haben und sich dem Moment hingeben.“ Dieses Vertrauen sei essenziell, besonders in großen Wellen. 

Gerade nach Stürzen, den sogenannten „Wipeouts“, kann die Zeit unter Wasser zur Ewigkeit werden. Doch hier kommt Gindls zweite große Leidenschaft ins Spiel: das Apnoetauchen. Das Tauchen ohne Sauerstoffflasche hilft ihr nicht nur, ihre Grenzen auszuloten, sondern auch, sich auf die extremen Bedingungen des Surfens vorzubereiten. „Man lernt, ruhig zu bleiben, den Atem zu kontrollieren und die eigene Panik zu überwinden“, erklärt sie. Diese Fähigkeiten sind beim Surfen in großen Wellen unerlässlich. In stressigen Momenten unter Wasser hilft ihr die Gewissheit, dass sie ihren Atem weit länger anhalten kann, als man  im ersten Moment glaubt. 

Das Hobby als Beruf

Gindls Leben als Surferin erfordert auch gute finanzielle Planung, vorigen Sommer hat sie alle herkömmlichen Jobs aufgegeben. Surfwettkämpfe, bei denen es Preisgeld zu gewinnen gibt, sind nicht ihr Ding. Ihre Leidenschaft und  ihre Karriere finanziert sie sich über Sponsoren, deren Produkte sie in Videos und Fotos insbesondere via Social Media  vermarktet. „Wie man eine Me-Brand aufbaut, das habe ich in meiner Ausbildung gelernt.“

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