Russland ist wieder im Fokus der Doping-Jäger

WADA-Chef Reedie wird vom Polen Witold Banka abgelöst. Was passiert mit Russland?
Wurden Daten manipuliert? Auch ein Olympia-Ausschluss steht im Raum

Doping und Russland – das ist eine endlose Geschichte. Der neueste Vorwurf: Um die Dimension des Doping-Skandals zu vertuschen, sollen Daten aus dem Moskauer Labor manipuliert worden sein.

Sollten übereinstimmende internationale Medienberichte der Wahrheit entsprechen, könnte dies weitreichende Konsequenzen haben. Für Russland und seine Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020. Ein Ausschluss scheint nicht ausgeschlossen. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA tagt ab heute in der japanischen Hauptstadt.

Zuvor folgt aber die Leichtathletik-WM in Doha (Katar). Es gibt Zweifel, dass Russlands Athleten dabei schon unter eigener Fahne und nicht wie zuletzt unter neutraler starten werden.

Erneute Kritik

Das russische Olympische Komitee gab offiziell noch keinen Kommentar zur Causa ab. Bestätigt sich der Fälschungsverdacht, dürfte die WADA die RUSADA wieder suspendieren und wegen der im September 2018 umstrittenen Aufhebung der Sperre erneut in die Kritik geraten. Die russische Anti-Doping-Agentur war damals drei Jahre nach der Aufdeckung des Staatsdoping-Skandals begnadigt worden.

Vollständig erfüllt hat Russland die Bedingungen der WADA allerdings noch immer nicht. Wie zum Beispiel die Forderung, der Weltagentur sämtliche Testdaten und die Proben des Zeitraums zwischen 2012 und 2015 zu übergeben.

Russland brauchte lange, sehr lange, bis die ungefähr 20 Millionen Testdaten und insgesamt 2.600 Proben übermittelt wurden.

Die Auswertung hatte Folgen: Ungefähr 300 russische Athleten wurden mit Beweismaterial konfrontiert.

FILE PHOTO: A sign is on display outside the office of Russian Anti-Doping Agency (RUSADA) in Moscow

Verdächtige Kopien

Doch vermutet wurde, dass das Ausmaß der Vergehen noch weitreichender war. Und der Vorwurf steht im Raum, dass die Daten aus Moskau möglicherweise manipuliert worden waren. Die WADA will das aufgrund von Kopien der Labordaten erkannt haben. Zugespielt wurde das Material von einem Whistleblower.

Der Druck auf IOC-Präsident Thomas Bach wird wachsen. Oleg Schamonajew vom russischen Fachblatt Sport-Express sagt: „Das Jahr bis Tokio wird nervenaufreibend.“ Vor allem könnte es wieder rufschädigende Wirkung haben.

Die Russen setzen demnach darauf, dass es bei der WADA nun einen Führungswechsel gibt – Chef Craig Reedie wird Ende des Jahres von dem Polen Witold Banka abgelöst – und damit vermindertes Interesse an einem neuen Konflikt mit Russland herrschen werde.

Kommentare