Trotz Top-Leistung: Radprofi Gall verliert Gesamtführung
Sieger hören sich für gewöhnlich anders an. Man kann meistens die Euphorie und Ekstase aus der Stimme hören, einige werden in der Stunde des Triumphs richtig überdreht und schreien sich dann die Lust von der Seele.
Felix Gall klang Mittwochabend nach seinem Sieg auf der vierten Etappe der Tour de Suisse nicht so, als hätte er Stunden zuvor gerade den größten Erfolg seiner Karriere als Radprofi eingefahren. Er sprach mit leiser Stimme, und die Müdigkeit und Leere waren dem Osttiroler bei jedem einzelnen Wort anzuhören. Möglicherweise lag es auch daran, dass er gerade auf der Massagebank lag. „Es war ein bisschen viel los“, sagte Felix Gall und erzählte, wie er sich nach der Zieldurchfahrt abstrampeln musste. „Pressekonferenz, Dopingkontrolle, Interviews, dann noch eine Stunde Fahrt ins Hotel.“ Da blieb keine Zeit fürs Innehalten und den Moment genießen. „Aber ich weiß, dass es ein ganz spezieller Moment ist.“
Felix Gall wird am 1. Juli seine erste Tour de France in Angriff nehmen. Der KURIER begleitet den 25-jährigen Osttiroler auf dem Weg nach Paris und liefert regelmäßig Einblicke in das Leben eines Radprofis.
In Lauerstellung
Denn so viele österreichische Radfahrer haben noch nicht bei der prestigeträchtigen Tour de Suisse eine Etappe gewonnen bzw. das Gelbe Trikot des Gesamtführenden getragen. Erst drei heimischen Sportlern war es gelungen, diese Rundfahrt für sich zu entscheiden.
Bei Felix Gall bleibt es vorerst bei einer einzigen Ausfahrt im Gelben Trikot. Nach der anspruchsvollen fünften Etappe über 211 Kilometer und 4.700 Höhenmeter von Fiesch nach La Punt musste der Osttiroler das Leader-Leiberl wieder ausziehen, Gall liegt nun als Gesamtzweiter acht Sekunden hinter dem Dänen Mattias Skjelmose.
„Ich bin schon enttäuscht, dass ich das Gelbe Trikot verloren habe“, sagte der Österreicher im Ziel. Felix Gall büßte auf der letzten Abfahrt einige Sekunden auf Mattias Skjelmose (2.) ein und kam als Achter ins Ziel. Der Etappensieg ging an den Spanier Juan Ayuso.
„In der Abfahrt war es verdammt schnell, es ist ärgerlich, dass da ein Loch aufgegangen ist und ich Sekunden verloren habe“, erklärte Felix Gall, der sich am Donnerstag aber deutlich forscher anhörte als nach seinem Etappensieg am Mittwoch: „Die Tour de Suisse ist noch nicht vorbei. Der Freitag wird ein langer Tag mit einem sehr hügeligen Finale.“
Schwere Stürze
Überschattet wurde die Etappe von schweren Stürzen des Schweizers Gino Mäder und des US-Amerikaners Magnus Sheffield.
Die beiden kamen bei sehr hohem Tempo in der Abfahrt vom Albulapass hinunter ins Ziel nach La Punt zu Sturz. Ganz schwer erwischte es Mäder, der laut Tour-Organisatoren beim Eintreffen des Rennarztes reglos im Wasser lag und sofort reanimiert wurde, ehe er mit einem Rettungshubschrauber ins Spital Chur transportiert wurde. Wie schwer seine Verletzungen sind, ist noch nicht abschließend geklärt, hieß es in einer Mitteilung. Sheffield war ansprechbar und wurde mit Prellungen und einer Gehirnerschütterung ins Spital Samedan gebracht.
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