Die Verbände für Turnen, Ringen, Basketball, Schwimmen und Golf nahmen ihre Anträge auf „Abhaltung einer ao. Hauptversammlung“ und „Durchführung von Wahlen“ zurück.
Aber alles der Reihe nach. Eigentlich hätten Vorstand und Präsident des ÖOC schon 2021 gewählt werden sollen, wegen Corona wurde die Funktionsperiode aber in einer ordentlichen Hauptversammlung des ÖOC die Funktionsperiode um zwei Jahre verlängert. 2023 soll und muss gewählt werden, im November letzten Jahres wurde ein Wahlausschuss nominiert, der eine Wahlliste erstellen sollte. Weil diese früh in den Medien stand, sprach der scheidende Vorstand dem Wahlausschuss das Misstrauen aus. Die Liste sollte keine Gültigkeit haben.
Schiedsrichter abgelehnt
Drei Vertreter der Dachverbände Sportunion, ASKÖ und ASVÖ saßen in der Wahlkommission. ASKÖ-Präsident Hermann Krist war entsetzt, dass in der Sitzung die Kompetenz der sieben Mitglieder des Wahlausschusses infrage gestellt wurde. „Einen Ausschuss aushebeln, nur weil nicht rausgekommen ist, was sie wollten, das ist für mich einzigartig im organisierten Sport in Österreich“, sagt er.
Die Dachverbände wollten verbandsintern die Frage nach der Gültigkeit des Wahlvorstandes klären lassen – mittels Schiedsgericht. Vorgeschlagen wurde Jurist Werner Suppan, der Vizepräsident der Sportunion Wien. Der 60-Jährige ist auch Ersatzmitglied des Verfassungsgerichtshofes, vom ÖOC wurde er abgelehnt. Krist: „Wir Dachverbände sind neutral, wir wollen nur, dass Recht auch Recht bleibt.“
Mittlerweile ist von einer veritablen Führungskrise beim ÖOC die Rede, weil es von dessen Seite nur wenig Bemühungen um Kompromisse gebe. „Und Auslöser ist die Führung des ÖOC“, sagt Krist bestimmt.
Die fünf Verbände sind der Ansicht, dass der aktuelle Vorstand nicht mehr im Amt ist, weil seine Zeit abgelaufen ist. Dies steht auch in der 22-seitigen, rechtlichen Stellungnahme von Thomas Ratka, Rechtswissenschafter für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht. „Wenn im Jahr 2023 – wohl pflichtwidrig – nicht rechtzeitig eine HV einberufen wird“, dann sei das „nicht dazu geeignet, die Funktionsperiode des Vorstandes zu verlängern“. Schwimm-Präsident Arno Pajek fordert: „Es soll der legal eingesetzt Wahlausschuss seine Arbeit machen dürfen.“
Abstimmung in Wien
Beim ÖOC hält man am Montagstermin fest. In einer Stellungnahme dem KURIER gegenüber heißt es: „Die außerordentliche Hauptversammlung des Österreichisches Olympisches Comité wurde ordnungsgemäß vom Vorstand einberufen und findet gemäß Einladung am 3. Juli in Wien statt. Es liegen mehrere Anträge vor, über welche die 47 stimmberechtigten Mitglieder abstimmen werden.“ Zudem seien die Vorwürfe gegenüber der ÖOC-Führung haltlos. „Die von fünf Verbänden verbreiteten Unwahrheiten weist der Vorstand entschieden zurück.“
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