Mehrkampf: Der König der Turner regiert weiter

Kohei Uchimura ist nicht zu schlagen.
Kohei Uchimura siegte wie schon vor vier Jahren – und ist schon seit sieben Jahren ungeschlagen.

Fast könnte man den Mehrkampf der Herren Turner schon als langweilig abtun – seit sieben Jahren gewinnt Kohei Uchimura jeden großen Wettbewerb, und das war in Rio de Janeiro nicht anders: Der 27-Jährige wurde abermals Olympiasieger, dazu hat er sechs Mal en suite den Weltmeistertitel geholt.

" Kohei ist das im Turnen, was Michael Phelps im Schwimmen ist", lobte denn auch der ukrainische Silbermedaillengewinner Oleh Wernjajew. Doch dem turnerischen Überflieger aus der Präfektur Nagasaki ist persönliches Abheben fremd: "Phelps und Bolt kennt jeder. Uchimura – wer ist das? Ich bin nicht so bekannt in der Welt", sagte Uchimura, der als erster Sportler seit 44 Jahren den Mehrkampf-Olympiasieg wiederholen konnte.

Der letzte vor ihm war ebenfalls ein Japaner: Sawao Kato gewann 1968 in Mexiko-City wie auch 1972 in München.

Aufholjagd

Die Winzigkeit von 0,099 Punkten trennten Gold und Silber am Ende, mit Respektabstand von fast zwei Punkten folgte der Brite Mark Whitlock auf Platz drei.

Mehrkampf: Der König der Turner regiert weiter
TOPSHOT - Gold medallist Japan's Kohei Uchimura (C) celebrates next to silver medallist Ukraine's Oleg Verniaiev (R) and bronze medallist Britain's Max Whitlock on the podium of the men's individual all-around final of the Artistic Gymnastics at the Olympic Arena during the Rio 2016 Olympic Games in Rio de Janeiro on August 10, 2016. / AFP PHOTO / EMMANUEL DUNAND
Es war freilich eine bemerkenswerte Aufholjagd nötig, bis Uchimura endlich sein Gold hatte: Oleh Wernjajew, der Sieger der Qualifikation, hatte bis zum letzten Gerät geführt, und das deutlich – einen ganzen Punkt lag er vor Uchimura. Doch seine Übung am Reck fand nicht die erhoffte Resonanz beim Kampfgericht; einige Besucher quittierten denn auch die Wertung mit Pfiffen. Der Ukrainer schüttelte fassungslos den Kopf, als die 14,80 auf der Anzeige erschien. Ein Zehntelpunkt mehr hätte ihm den Sieg gebracht.

Doch Kohei Uchimura, der nunmehr dreifache Olympiasieger, zeigte eine brillante Darbietung am Reck, weshalb Wernjajew auch gar keinen Grund hatte, böse Worte zu äußern – er beließ es bei Lob für seinen großen Rivalen.

Gerätefinale am Boden

Der hat noch lange nicht genug, und dass die nächsten Sommerspiele in vier Jahren in Tokio stattfinden, ist ein Teil der Motivation, weiterzumachen.

Der andere ist familiär bedingt: "Dann ist meine jüngere Tochter (Jahrgang 2015, Anm.) so alt, dass ich ihr zeigen kann, was ich noch so alles drauf habe." In Rio de Janeiro hat der beste Turn-Allrounder der Gegenwart dazu nur noch eine Chance – Kohei Uchimura hat sich nur für das Gerätefinale am Boden qualifiziert.

Dass er sich auch dort auskennt, hat er 2011 gezeigt: Er wurde Weltmeister.

Kommentare