ÖOC-Streit: Harte Worte von Minister Kogler und Ski-Chefin Stadlober

Am 25. Mai liefen die Bemühungen, einen neuen Vorstand für das Österreichische Olympische Comité zu finden, aus dem Ruder. Der alte Vorstand war zusammengetrommelt worden und sprach dem Wahlausschuss das Misstrauen aus.
Zurück an den Start, meint der alte Vorstand rund um ÖOC-Präsident Karl Stoss. Den Fachverbandspräsidenten wurde mitgeteilt, dass am 14. Juni nicht von der Hauptversammlung der neue Vorstand gewählt wird, sondern in einer Sitzung der alte Vorstand einen neuen Wahlausschuss einberufen will.
Normalerweise wird die ÖOC-Führung alle vier Jahre gewählt, weil sich diese coronabedingt zwei Jahre mehr Amtszeit gewährte, ist es im Jahr 2023 an der Zeit, wieder zu wählen. Laut §20 der ÖOC-Statuten muss der Vorstand acht Wochen vor der Hauptversammlung einen Wahlausschuss einsetzen.
Schwerer Kompromiss
Der versuchte, die verschiedenen Interessen im organisierten österreichischen Sport unter einen Hut zu bringen und machte einen Vorschlag mit einer Verdoppelung des Frauenanteils im elfköpfigen Vorstand und einer Verjüngung um zehn Jahre. Manche Fachverbände waren mit den drei Stellvertretern, die zusammen mit dem Präsidenten das Präsidium bilden, nicht ganz glücklich. Im Sinne der Eintracht traten Volleyball-Präsident Leitner und Basketball-Präsident Martens einen Schritt zurück.
Damit stand die Mehrheit der Fachverbände wieder hinter dem Vorschlag – unumstritten war schon zuvor Ski-Austria-Chefin Roswitha Stadlober als Vizepräsidentin gewesen – nicht so beim 68-jährigen ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel, der ihr das auch auf Nachfrage bestätigte.

ÖOC-Generalsektetär Peter Mennel steht der ÖSV-Chef kritisch gegenüber
Vertrauensfragen
Das Missvertrauen gegenüber dem Wahlausschuss begründete der alte ÖOC-Vorstand mit Vertrauensverlust, weil der Wahlvorschlag frühzeitig an die Medien gelangt war. „Wir möchten auch feststellen, dass kein Wahlvorschlag unsererseits an irgendwelche Medien kommuniziert wurde, bevor ihn der Athlet:inn:envertreter und der derzeitige Vorstand erhalten haben“, schrieben Peter McDonald und Thomas Hollerer dem alten ÖOC-Vorstand. Der Präsident der Sport-Union war Vorsitzender des Wahlausschusses, der Generalsekretär des Fußball-Bundes sein Stellvertreter. Zudem bezweifeln mit dem Vereinsrecht vertraute Juristen, dass eine Absetzung kollektiv und ohne Beweise erfolgen kann.

Sportminister Werner Kogler appelliert, einen Konsens zu finden
Das Schreiben des Wahlausschusses endet so: „Abschließend seien die Worte von Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler bemüht, der sinngemäß klargestellt hat, dass die Olympische Bewegung größer ist als Einzelinteressen!“ Tatsächlich ist Kogler not amused und sagte zum KURIER: „Gar nicht so wenige Funktionäre verwechseln etwas, wenn sie glauben, dass der Sport für sie da ist und nicht sie für den Sport. Man hat den Eindruck, dass es für manche nicht um Konzepte geht, sondern darum, auf einem Sessel zu sitzen. Mein Appell ist es, den Konsens zu suchen im Rahmen der Regeln.“

Roswitha Stadlober ist seit Oktober 2021 Präsidentin des Skiverbandes
Roswitha Stadlober hat 1987 WM-Silber im Slalom geholt und zweimal den Slalom-Gesamtweltcup gewonnen. Die 59-jährige Salzburgerin wurde im Oktober 2021 zur Präsidentin des Österreichischen Skiverbandes (neu: Ski Austria) gewählt. Jetzt soll sie auch im ÖOC-Präsidium auf Peter Schröcksnadel folgen. Zumindest stand es so auf dem Wahlvorschlag, den der alte ÖOC-Vorstand zurückgeworfen hat.
KURIER: Man hört, dass Roswitha Stadlober in wichtiger ÖOC-Rolle nicht allen gefällt.
Roswitha Stadlober: Ich bin schon im vergangenen Winter darauf angesprochen worden, dass ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel etwas gegen mich hat. Das war kein Geheimnis.
Und haben Sie ihn damit konfrontiert?
Damals war ich ja noch auf keinem Wahlvorschlag. Erst als ich für das ÖOC-Präsidium nominiert worden bin, habe ich ihn angerufen und gesagt, dass ich irritiert bin.
Und?
Er hat mir vermittelt, dass er dazu steht, dass er mich nicht im Präsidium sieht.
Da sagt also ein Geschäftsführer, dass er sich seinen Aufsichtsrat aussuchen will?
So kann man es sehen.
Aber Peter Mennel ist auch noch Ehrenpräsident des ÖSV.
Und ich bin ehrenamtliche Präsidentin.
Konnten Sie sich Ihr Präsidium aussuchen, so wie es Athletenvertreter Matthias Guggenberger für ÖOC-Präsident Karl Stoss gefordert hat?
Nein. Das wird im ÖSV wie im ÖOC von den Mitgliedern in der Hauptversammlung gewählt.
Zuvor erarbeitet der Wahlausschuss einen Wahlvorschlag. Der alte ÖOC-Vorstand ist damit nicht einverstanden.
Schade. Denn hier hat sich der österreichische Sport aufeinanderzubewegt. Ich glaube, dass dieser Vorschlag bei der Hauptversammlung eine große Mehrheit bekommen hätte, und es wäre ja nur für die Restperiode von zwei Jahren gewesen.
Das hat zumindest Stand jetzt eine Minderheit von Funktionären verhindert.
Schade. Als ehrenamtlicher Funktionär sollte man es als Privileg sehen, dass man für unsere Sportler und Sportlerinnen arbeiten darf. Ich zumindest sehe es so.güp
Kommentare