O'Sullivan verteidigt WM-Titel
Ronnie O'Sullivan hat das Finale der Snooker-WM in Sheffield gegen Barry Hawkins mit 18:12 für sich entschieden. Mit dem klaren Erfolg im "best-of-35"-Finale gegen den Außenseiter sicherte er sich ein Preisgeld von umgerechnet rund 300.000 Euro.
Nach seinem fünften Erfolg im fünften WM-Finale fehlen ihm nur noch zwei Erfolge auf den schottischen Rekordmann Hendry. Ob er diese Marke jemals erreichen wird, ist allerdings ungewiss, denn O'Sullivan hat über die Rückkehr nach Sheffield noch nicht entschieden.
"Es fällt mir schwer, mit all diesen Emotionen umzugehen", erzählte der sichtlich gerührte Weltmeister, der mit seinem Sohn im Arm am Mikrofon stand. "Keiner hat mich so unter Druck gesetzt wie er", sagt O'Sullivan über Barry Hawkins. "Ich werde auf jeden Fall eine Reihe kleinerer Events spielen, aber ob ich hierher, wo sehr viel Druck eine Rolle spielt, zurückkehre, ist doch ungewiss",
Die WM war das erste Turnier für O'Sullivan nach seiner einjährigen Auszeit: "Ich hatte ein schönes Jahr mit viel Spaß, das ich genossen habe. Ich habe diese Auszeit gebraucht, doch ehrlich gesagt wurde sie mit zunehmender Dauer auch langweilig. Daher ist es nun wieder an der Zeit, das zu tun, was ich die meiste Zeit meines Lebens getan habe."
The Rocket
O'Sullivan hat in Sheffield bisher nicht nur fünf WM-Titel (2001, 2004, 2008, 2012, 2013) geholt, sondern auch seinen Spitznamen - "The Rocket" - erhalten: Am 21. April 1997 gelang ihm im Alter von 21 Jahren bei der WM im Crucible Theatre das schnellste Maximum Break (147 Punkte) der Snooker-Geschichte.
O'Sullivan benötigte damals nur 5:20 Minuten, also im Schnitt nicht einmal neun Sekunden pro Stoß, um den gesamten Tisch "abzuräumen", und sicherte sich damit einen Eintrag ins "Guinness Buch der Rekorde".
Ronnie O'Sullivan begeistert die Snooker-Fans wie kein anderer. Am Montag ist er beim Spiel mit den kleinen Bällen auf dem großen Billard-Tisch erneut Weltmeister geworden - und das ohne Matchpraxis. Wie es weitergeht, ließ der wankelmütige Star einmal mehr offen.
Sein fünfter WM-Titel war anders als alle zuvor. Seit seinem Triumph im Vorjahr hatte sich der exzentrische Engländer eine fast einjährige Auszeit genommen und nur ein Pflichtmatch bestritten. Selbst ohne Spielpraxis schlug der 37-Jährige im Crucible Theatre von Sheffield Vorjahresfinalist Allister Carter, Jungstar Judd Trump und im Finale Landsmann Barry Hawkins mit 18:12. Zum ersten Mal seit 1996 setzte sich damit der Titelverteidiger im Endspiel durch.
"Snooker ist nicht meine Sache"
" Snooker ist nicht meine Sache", verkündete O'Sullivan im Lauf des gut zweiwöchigen Turniers. Oder: "Ich habe nur gespielt, weil ich etwas Geld brauchte." Zum Beispiel, um die Schulgebühren seines Sohnes zu bezahlen. Oder Forderungen seiner Ex-Freundin und von Anwälten zu erfüllen. "Es ist ein Gemetzel. Es ist nicht schön, Leuten Geld zu schulden", sagte O'Sullivan. Umgerechnet knapp 300.000 Euro brachte ihm nun der fünfte Titel nach 2001, 2004, 2008 und 2012.
Das Spiel fehlt O'Sullivan nicht
Fans und Konkurrenten können sich manchmal nur wundern, wie sicher und schnell "The Rocket" die kleinen Bälle auf dem fast 3,60 Meter langen Tisch in die Taschen bugsiert und das Queue dabei je nach Bedarf auch mal mit links statt mit rechts hält. Doch mit dem, was er am besten kann, scheint den Dominator eine innige Hassliebe zu verbinden. Die Menschen rings um das Snooker hätten ihm gefehlt, nicht das Spiel selbst, verkündete O'Sullivan während der WM.
"Es war nicht einfach ein Durchmarsch. Es sieht nicht so aus, aber manchmal bist Du so nah dran zu zerbrechen. Ich bin nicht gut beim Umgang mit Druck. Vielleicht geht es mir auf irgendeinem Kahn auf einem Kanal besser", räumte O'Sullivan offenherzig ein.
Normalen Job
Weil er genug von allem hatte, arbeitete er im vorigen Jahr sogar auf einem Bauernhof. Er wolle kein Millionär sein, wie jeder Mensch etwas zu essen im Kühlschrank und einen normalen Job haben, betonte er während der WM. Für Aufsehen im Gentleman's Sport der Hemd- und Fliegenträger sorgte darüber hinaus eine obszöne Geste, für die ihn die Schiedsrichterin verwarnte.
Auch wenn O'Sullivan nach dem Endspiel bekräftigte, lieber nur noch bei kleinen Turnieren antreten zu wollen und so seine Verpflichtungen zu erfüllen, gibt es doch Hoffnung für seine große Fan-Gemeinde. "Ich weiß nicht, wo das ganze Geld geblieben ist. Also kann ich es mir nicht leisten, zurückzutreten", gestand er in Sheffield. "Du kannst niemals, niemals, niemals, niemals nie sagen."
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