Fusion von Nord- und Südkorea-Teams bei Tischtennis-WM

Im Viertelfinale hätten die Damen gegeneinander spielen sollen. Nun geht es mit einem "gemischten" Team ins Halbfinale.

Ein historisches Ereignis hat das sportliche Geschehen bei der Tischtennis-WM im schwedischen Halmstad in den Schatten gestellt. Die Frauen-Teams von Nordkorea und Südkorea haben am Donnerstag mit Unterstützung des Weltverbandes (ITTF) entschieden, nicht im Viertelfinale gegeneinander anzutreten, sondern stattdessen ein gemeinsames Team für das Halbfinale am Freitag zu bilden.

"Das ist eine große historische Entscheidung für unsere beiden Länder", sagte der Vizepräsident des südkoreanischen Verbandes, Ryu Seung-min. "Das ist ein wichtiges Statement, um den Friedensprozess zwischen unseren beiden Ländern durch den Tischtennis-Sport unterstützen zu können."

Beide Mannschaften liefen am Donnerstag zunächst zu dem für 10.00 Uhr angesetzten Viertelfinal-Spiel in die Halmstad Arena ein. Nach der offiziellen Vorstellung gingen die Spielerinnen jedoch nicht an den Tisch, sondern stellten sich für gemeinsame Fotos zusammen. Der Hallensprecher verkündete dazu die Pläne, für den Rest dieser Mannschafts-WM ein gemeinsames koreanisches Team zu bilden.

"Historische Entwicklung"

Auch Nordkoreas Verbandspräsident Ju Jong Chol äußerte sich zu der überraschenden Entscheidung, das Viertelfinale zwischen Nordkorea und Südkorea zu streichen und als vereintes Team im Halbfinale anzutreten. "Das ist das Ergebnis der großen Unterstützung durch die ITTF und das IOC. Wir werden in Zukunft alles daransetzen, durch gemeinsame Anstrengungen international erfolgreicher zu sein."

Zuletzt hatte es 1991 ein gemeinsames koreanisches Tischtennis-Team gegeben, als die Damen überraschend mit einem Finalsieg über China den Titel geholt hatten. Nordkorea und Südkorea hatten bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang im vergangenen Februar ein gemeinsames Eishockey-Team gestellt und waren auch bei der Eröffnungszeremonie gemeinsam einmarschiert.

Die Staatschefs der beiden offiziell noch immer im Kriegszustand befindlichen Länder hatten sich erst am vergangenen Wochenende zu einem Gipfel getroffen. Die Fortsetzung dieser Entspannung bei der Tischtennis-WM wird in Halmstad ausdrücklich von der ITTF und dem Internationalen Olympischen Komitee unterstützt.

Der deutsche ITTF-Präsident Thomas Weikert sprach in einer Mitteilung seines Verbandes von einer "historischen Entwicklung. Als ich unser Board of Directors über die Pläne informiert habe, haben die Delegierten darauf mit Standing Ovations reagiert", sagte er.

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