Nach Horror-Sturz bei Polen-Rundfahrt ermittelt der Staatsanwalt

Der Albtraumcrash. Fabio Jakobsen liegt links hinter der Absperrung
Die Behörde will die Schuldfrage klären. Sturzopfer Fabio Jakobsen ist am Freitag aus dem künstlichen Koma erwacht.

In Polen hat die Staatsanwaltschaft wegen des schweren Sturzes von Radprofi Fabio Jakobsen bei der ersten Etappe der Polen-Rundfahrt Ermittlungen eingeleitet. Die Behörde will herausfinden, ob jemand Schuld an der Verletzung Jakobsens und eines Rennmitarbeiters trägt, oder ob sie Folge eines Unglücks waren.

„Wir haben bisher drei Zeugen gehört, darunter auch einen Vertreter der Organisatoren des Rennens“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Katowice am Donnerstagabend laut Nachrichtenagentur PAP. Weitere Zeugen sollten gehört werden, auch wolle die Staatsanwaltschaft das Beweismaterial analysieren. Zuvor hatte die Polizei Material sichergestellt, darunter auch die Fahrräder der Radprofis und Videoaufnahmen vom Unfallhergang.

Jakobsen war am Mittwoch im Zielsprint der ersten Etappe in Katowice bei hoher Geschwindigkeit direkt in die Absperrgitter gekracht und regungslos liegengeblieben. Der 23-Jährige war von seinem Landsmann Dylan Groenewegen abgedrängt worden. Jakobsen überstand eine fünfstündige Operation wegen schwerer Gesichtsverletzungen und wurde in ein künstliches Koma versetzt, zudem hatte er viel Blut verloren und ein Schädeltrauma erlitten.

Am Freitagmittag war er wieder wach. „Der Patient ist bei Bewusstsein, kann Anweisungen ausführen und wird nicht mehr künstlich beatmet. Sein Blutdruck ist normal“, sagte Pawel Gruenpeter, stellvertretender Direktor des Krankenhauses in Sosnowiec, am Freitag laut Nachrichtenagentur PAP. Man sei sehr zufrieden mit dem Zustand des Sportlers. Voraussichtlich könne Jakobsen in etwa zwei Wochen nach Hause entlassen werden.

Dylan Groenewegen droht neben der Justiz auch noch weiteres Ungemach: Auch der Radsport-Weltverband hat eine Untersuchung angekündigt, es dürfte wohl zu Sanktionen kommen.

Am Freitag musste der Franzose Mickael Delage vom Team Groupama-FDJ nach einem Sturz mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen worden. Glück im Unglück: „Er ist bei Bewusstsein, sein Leben ist nicht in Gefahr“, wie ein Sprecher der Rundfahrt sagte. Zum genauen Unfallhergang sei noch nichts bekannt. „Das Rad ist ihm außer Kontrolle geraten, er ist gestürzt.“

Polen-Rundfahrt, 3. Etappe (Wadowice–Bielsko-Biala, 203,1 km): 1. Carapaz (COL) Ineos 5:04:54, 2. Ulissi (ITA) Emirates, 3. Molard (FRA) Groupama-FDJ, 24. Konrad (AUT) Bora-hansgrohe alle gl. Zeit, 139. Brändle (AUT) Israel +32:16. – Gesamt: 1. Carapaz, 2. Ulissi +4, 3. Malecki (POL) CCC gl. Zeit, 26. Konrad +10, 140. Brändle +34:46.

Kommentare