Top oder Flop? Die neue Regel-Revolution in der Formel 1

Top oder Flop? Die neue Regel-Revolution in der Formel 1
Qualifying am Freitag, Sprint am Samstag, Rennen am Sonntag. Zur Neuerung in der Formel 1 gibt es viele Meinungen.

Es war mehr als nur eine kleine Revolution, was am Montagabend verkündet wurde. Schon in dieser Saison wird es an drei Formel-1-Wochenenden ein Sprintrennen statt der herkömmlichen Qualifikation geben. In der Poleposition für das Experiment sind Silverstone, Monza und São Paulo.

Sind die Testläufe erfolgreich, könnte das neue Format in der Saison 2022 ausgedehnt werden. Das bedeutet für den ...

  • Freitag

Nach dem ersten Training wird die Startaufstellung für das Sprintrennen in einem eigenen Qualifying ermittelt, das nach dem bekannten Modus abläuft (Q1, Q2, Q3).

  • Samstag

Die Fahrer starten in das Sprintrennen über 100 Kilometer, das entspricht etwa einem Drittel der normalen Renndistanz. Boxenstopps sind nicht vorgeschrieben. Die ersten drei bekommen drei, zwei und einen Punkt für die WM-Wertung.

  • Sonntag

Das Ergebnis des Sprintrennens entspricht der Startaufstellung für den Grand Prix. Dieser findet in bewährter Weise statt.

Eine deutlich sanftere Reform des Qualifyings war zu Beginn des Jahres 2016 krachend gescheitert. Damals schied alle 90 Sekunden der Fahrer mit der langsamsten Rundenzeit aus. Das Projekt war zu kompliziert und weder von Teams noch von Fans zu durchschauen. Nach nur zwei Rennen kehrte man zum alten Format zurück.

Die Reaktionen auf die noch dramatischere aktuelle Änderung reichen nun von Euphorie bis zu völliger Fassungslosigkeit.

Die Befürworter

"Ich freue mich, dass die Formel 1 neue Wege sucht, das Spektakel an einem Rennwochenende zu erhöhen", sagte FIA-Chef Jean Todt. Formel-1-Boss Stefano Domenicali schwärmte: "Zu sehen, wie die Fahrer es über drei Tage hinweg auskämpfen, wird ein tolles Schauspiel sein. Ich bin sicher, die Fahrer werden diese Fights genießen."

FILE PHOTO: File photo of Mercedes Formula One team principal Ross Brawn looking on during the first practice session of the German F1 Grand Prix at the Nuerburgring racing circuit

Ross Brawn

Und natürlich hat auch Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn recht, wenn er meint, dass die traditionellen Freitage mit ausschließlich Trainingsfahrten nur etwas "für die Aficionados" seien. Das neue Format könnte an den Freitagen nun mehr Zuschauer an die Strecken ziehen. Alle Teams sollen die Pläne unterstützt haben.

Die Gegner

Ganz anderer Meinung ist etwa der frühere Jordan-Designer und jetzige Formel-1-Kommentator Gary Anderson. Auf the-race.com schreibt der 70-Jährige, dass der letzte Versuch, das Qualifying zu verändern, bereits eine der dümmsten Ideen gewesen sei. "Aber diese ist noch schlimmer. Meine größten Sorgen haben sich bestätigt." Zu befürchten ist nämlich ein Hinterherfahren im Qualifying-Rennen am Samstag, weil niemand ein Risiko eingehen will.

Probleme bekommen werden Statistiker und Traditionsbewusste: Wer holt offiziell die Poleposition? Der Fahrer, der am Freitag das Qualifying gewinnt, oder jener, der am Samstag im Sprintrennen siegt? Zählen die Punkte aus den Sprints für die "ewige Wertung"? Zudem ist es immer heikel, in die DNA eines Sports einzugreifen. Die Jagd nach der perfekten Qualifying-Runde ist Teil der Formel 1. Die notwendigen Fähigkeiten des Piloten werden nun entwertet.

In einer (nicht repräsentativen) Online-Umfrage waren die Fans der Formel 1 skeptisch: Nur 19 Prozent waren für das neue Format, 28 Prozent dagegen. Die große Mehrheit war für "Abwarten und dann urteilen".

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