Spielberg: Hamilton schlägt zurück, Debakel für Ferrari

Spielberg: Hamilton schlägt zurück, Debakel für Ferrari
Mercedes holte in Österreich einen Doppelsieg, während Vettel und Leclerc früh kollidierten und ausschieden.

Weltmeister Lewis Hamilton hat am Sonntag das zweite Formel-1-Rennen in Spielberg gewonnen und vor Valtteri Bottas den 54. Mercedes-Doppelsieg in der WM-Geschichte angeführt. Max Verstappen als Dritter und Alex Albon auf Platz vier holten vor erneuter "Geisterkulisse" die ersten Saisonpunkte für das Gastgeberteam Red Bull. Bottas kommt als WM-Leader zum nächsten Rennen kommenden Sonntag in Ungarn.

In Mogyorod wird der erste Dreiteiler der wegen Corona mit viermonatiger Verspätung in Österreich gestarteten Formel-1-WM 2020 fertig gefahren. Nach dem Start-Ziel-Sieg von Bottas am vergangenen Sonntag wiederholte diesmal Hamilton im anderen Mercedes dieses Bravourstück. Der sechsfache Weltmeister war bei trockener Piste, aber deutlich kühleren Temperaturen in keiner Rennphase gefährdet und "cruiste" relativ problemlos zu seinem 85. Grand-Prix-Sieg.

1. Lewis Hamilton (Mercedes) 1:22:50,683 Std.
2. Valtteri Bottas (Mercedes) +13,719 Sek.
3. Max Verstappen (Red Bull) +33,698
4. Alexander Albon (Red Bull) +44,400
5. Lando Norris (McLaren) +1:01,470 Min.
6. Sergio Perez (Racing Point) +1:02,387
7. Lance Stroll (Racing Point) +1:02,453
8. Daniel Ricciardo (Renault) +1:02,591
9. Carlos Sainz Jr. (McLaren) + 1 Rd.
10. Daniil Kwjat (Alpha Tauri) + 1 Rd.
11. Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) + 1 Rd.
12. Kevin Magnussen (Haas) + 1 Rd.
13. Romain Grosjean (Haas) + 1 Rd.
14. Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) + 1 Rd.
15. Pierre Gasly (Alpha Tauri) + 1 Rd.
16. George Russell (Williams) + 2 Rd.
17. Nicholas Latifi (Williams) + 2 Rd.

Ausfälle: Sebastian Vettel (Ferrari), Charles Leclerc (Ferrari), Esteban Ocon (Renault)

"Hier nach all den Schwierigkeiten wieder einmal ganz oben zu stehen, ist großartig", sagte Hamilton nach seiner Rückkehr auf das Österreich-Siegespodest. Seit seinem Sieg 2016 hatte er dieses vier Mal in Folge verpasst. Vorbereitet hatte er den Triumph schon am Samstag mit einer Fabelzeit im Regen-Qualifying 1,2 Sekunden vor Verstappen. Im Rennen hatte Verstappen keine Chance, Hamilton zu gefährden und war am Ende mit abgefahrenen Reifen und kaputten Frontflügel auch chancenlos gegen das entscheidende Überholmanöver des von Position vier gestarteten Bottas.

Ohne Zuschauer, ohne Aufreger

Im Gegensatz zum turbulenten Österreich-GP vor einer Woche (neun Ausfälle) ging das Corona-bedingt zweite Rennen innerhalb einer Woche auf dem Red Bull Ring nicht nur erneut ohne Zuschauer, sondern auch ohne große Aufreger über die Bühne. Dabei hatte der von Andreas Gabalier mit der Landeshymne eingesungene Grand Prix der Steiermark mit einem Paukenschlag begonnen.

Spielberg: Hamilton schlägt zurück, Debakel für Ferrari

Die Asse vorne kamen am Start gut weg, dahinter aber warf Charles Leclerc seinen von den Randsteinen ausgehebelten Ferrari schon in der dritten Kurve der ersten Runde ausgerechnet auf den Wagen seines Teamkollegen Sebastian Vettel. Sowohl der vom Pech verfolgte Deutsche als auch der Monegasse, vor sieben Tagen noch Zweiter hinter Bottas, waren damit schnellstmöglich ausgeschieden. Tiefer geht es bei Ferrari nicht mehr.

Leclerc: "Ich habe es vermasselt"

Charles Leclerc nahm anschließend die Schuld für die Kollision auf sich. "Es war komplett mein Fehler. Ich habe es vermasselt", sagte der Monegasse im ORF-Interview. "Es tut mir sehr leid. Ich habe das Team hängen lassen." Vettel meinte, es sei ihm nicht klar gewesen, "wo Charles hinwollte. Es ist natürlich ganz doof für uns beide, dass wir jetzt beide draußen sind." Nach Platz zehn in der Vorwoche habe Vettel unbedingt das Rennen fahren wollen, "weil ich auch eine Antwort bekommen wollte von letzter Woche. Aber die Antwort werden wir leider nicht bekommen".

Nach der frühen Safety-Car-Phase führte Hamilton vor Verstappen, Carlos Sainz, Bottas und Alexander Albon das Feld in den Restart. Der Brite zog in der Folge problemlos davon, Bottas und Albon schoben sich am McLaren von Sainz vorbei. Verstappen kam schon in der 25. Runde an die Box, Hamilton folgte zwei Runden später. Der halbherzige Undercut des Niederländers brachte nichts. Bottas kam neun Runden später zum Wechsel. Das erlaubte ihm, Verstappen vier Runden vor Schluss zur Mercedes-Doppelführung und am Ende auch zum Doppelsieg zu überholen.

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Für die Action sorgten diesmal die Fahrer weiter hinten im Feld. So avancierte der von Platz 17 gestartete Sergio Perez im Racing Point zum von den Fans gekürten "Piloten des Tages". Der Mexikaner kämpfte sich bis auf Platz fünf nach vorne, bezahlte im Finish seinen Angriff auf Albon aber mit einem kaputten Frontflügel. Das kostete ihn am Ende noch einen Rang. Fünfter wurde so noch Lando Norris im McLaren. Dessen Teamkollege Carlos Sainz sorgte im Finish mit 1:05,619 Min. für die schnellste jemals am Red Bull Ring gefahrene Formel-1-Rennrunde und löste damit Kimi Räikkönen ab.

Sechs Siege fehlen auf Schumacher

Hamilton hat nun auch in seiner 14. Saison mindestens einen Sieg und fuhr zum 35. Mal in Folge in die Punkteränge. "Das tut in diesem so verrückten Jahr wirklich gut. Ich hatte heute alles gut unter Kontrolle", freute sich der 35-Jährige, der die Bestmarke des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher egalisieren will. Die nächste Punktechance bekommt er am Sonntag in Mogyorod. "Von mir aus könnten sie jeden Sonntag Rennen machen", zeigte sich Hamilton bereit. Auf den Sieg-Rekord von Schumacher fehlen dem Engländer noch sechs Erfolge.

Auch Bottas gratulierte ihm. "Wenn Lewis Pole und einen guten Start hat, ist er weg. Er hat keinen Fehler gemacht", sagte der Finne. "Ich habe von Platz vier aus Schadensbegrenzung betrieben", meinte der Finne, der sechs Punkte Vorsprung auf Hamilton nach Budapest mitnimmt.

Verstappen sicherte Red Bull zumindest das erste Saison-Podium. "Ich habe wirklich alles probiert. Aber wir waren am Ende zu langsam", sagte der zweifache Spielberg-Sieger seufzend. "Ich habe versucht, es Bottas so schwer wie möglich zu machen. Es ging aber nicht. Eigentlich war das Rennen eher langweilig für mich", spiegelte Verstappen das Geschehen wider. Seine Erkenntnis: "Wir haben Arbeit vor uns."

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