Nach GP von Spanien: "Mercedes in allen Belangen schneller"

Verstappen erreichte zwar mit Platz drei das "Maximalziel", Mercedes ist Red Bull und Ferrari dennoch einen Schritt voraus.

Während Mercedes an seiner imposanten Erfolgsstory weiterschrieb, wollte Red Bull ein neues Kapitel in der Formel-1-Saison aufgeschlagen haben: "Es scheint, als hätten wir zu Ferrari aufgeschlossen", sagte Max Verstappen nach seinem dritten Platz beim Großen Preis von Spanien. Das frühere Weltmeisterteam wähnt sich auf Augenhöhe mit Ferrari und will seine eigene Achillesferse gefunden haben.

"Die Grundrichtung ist da. Jetzt müssen wir weiterkämpfen", forderte Motorsport-Berater Helmut Marko. Der Abstand zu Mercedes, wo Lewis Hamilton und Valtteri Bottas einen historischen fünften Doppelsieg im fünften WM-Lauf einfuhren, war erneut beträchtlich. "Aber wir sind schon einmal froh, den ersten Schritt geschafft zu haben. Wir haben uns vor Ferrari platziert. Vom Max her ist alles optimal verlaufen, das war das Maximum."

Verstappen lenkte seinen "RB 15" zum zweiten Mal in dieser Saison aufs Podest. Und sah damit die zuvor höher eingeschätzten Ferraris vom Sebastian Vettel (4.) und Charles Leclerc (5.) im Rückspiegel. "Ich bin glücklich über Platz drei, das ist super für die Wertung", sagte der Niederländer. Mit 66 Punkte Rückstand auf Hamilton ist er immerhin erster Mercedes-Verfolger. Teamkollege Pierre Gasly wurde Sechster. Der Franzose beschädigte nach dem ersten Boxenstopp seinen Frontflügel. "Dadurch hat er drei bis vier Zehntel pro Runde verloren. Sonst wäre vielleicht eine Attacke auf Leclerc möglich gewesen", sagte Marko.

Unglückliche Strategien

Die Überlegenheit der Mercedes war dennoch schwer zu verkraften. "Mercedes ist in allen Belangen schneller als wir", erkannte Verstappen. Marko pflichtete bei: "Wir machen einen Schritt vorwärts, aber Mercedes scheinbar zwei." Das vom Titelverteidiger geschnürte Paket sei "unheimlich", so der 76-Jährige. Er erinnerte an RB-Erfolgsjahre und setzte zu einem kleinen Seitenhieb an: "Als wir bei weitem nicht so dominant waren, hat es pro Jahr zwei, drei Änderungen im Reglement gegeben, die uns einbremsten. Aber daran scheint momentan niemand interessiert zu sein."

Dabei würden mögliche Fürsprecher wohl Schlange stehen. Sebastian Vettel etwa, der mit neuem Ferrari-Motor eigentlich zur Wende im Titelrennen hatte ansetzen wollen. Es kam ganz anders, ein Schritt zurück. "Ich hatte eine Chance auf das Podium, aber der Bremsplatten in der ersten Runde hat mein Rennen beeinträchtigt", sagte Vettel nach Rang vier. Ferraris Teamstrategie und auch die Boxenstopps wirkten einmal mehr unglücklich. Vettel: "Ich hatte nicht viele Runden, wo ich die ganze Pace des Autos ausnutzen konnte."

Für den ersehnten ersten Titel mit dem Traditionsrennstall müsste der Deutsche bereits 48 Punkte auf Hamilton gutmachen. In der derzeitigen Verfassung beider Teams ein illusorischer Akt. Offenbar auch für Vettel. "Im Moment hat es keinen Sinn auf die WM zu schauen. Wir müssen von Rennen zu Rennen denken." Allzu viel Optimismus verströmte auch Mattia Binotto nicht. "Unsere Leistungsfähigkeit war enttäuschend", sagte der Ferrari-Teamchef. Sichtlich ernüchtert stellte er vieles infrage: "Es geht hier um Balance, um Abtrieb, vielleicht um konzeptionelle Dinge."

Siegeshunger nicht gestillt

Hamilton wünschte baldige Besserung. "Ich habe es lieber, wenn sie im Kampf mit uns sind und neben uns in der ersten Reihe stehen. Aus Fahrer- und auch aus Team-Sicht ist es viel besser, gegen ein anderes Team zu kämpfen", meinte der Brite nach seinem dritten Saisonsieg. Sein vierter Barcelona-Triumph brachte ihm die WM-Führung von Bottas zurück.

Wie Binotto hoffte auch RB-Konsulent Marko auf Fortschritte in die nun stattfindenden Barcelona-Tests, um in zwei Wochen beim Klassiker von Monaco Mercedes mehr Paroli bieten zu können. "Wir wissen, wo wir Zeit verlieren. Wir verlieren sie nicht generell, sondern in ganz spezifisch wenig Kurven, aber da signifikant", sagte der Grazer. "Alarmierend war, dass uns Mercedes in den langsamen Kurven so viel abgenommen hat. Und Monte Carlo besteht ja bekannterweise fast nur aus langsamen Kurven."

Mercedes" Siegeshunger ist nicht gestillt. "In den vergangenen Jahren waren wir auf den schnellen Strecken immer richtig gut, in Silverstone und in Spa und Monza, das hat sich ein bisschen verlagert zu den langsamen Ecken. Ich hoffe, wir können das in Monaco genauso beweisen", erklärte Teamchef Toto Wolff. "Wir sind auf jeden Fall total motiviert, dort gut abzuschneiden."

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