Filmstar Fassbender in Le Mans: Kindheitstraum dank Mostviertler Hilfe

Er war schon heldenhaft (als Offizier in „Inglourious Basterds“), streitbar (als Steve Jobs in der gleichnamigen Biografie), sadistisch (als Plantagenbesitzer in „12 Years a Slave“) und sogar unverwundbar (als Magneto in „X-Men“).
Aber an diesem Wochenende ist Michael Fassbender, einer der wandelbarsten und zuletzt erfolgreichsten Schauspieler Hollywoods, nur eines: überfordert. Und der 46-jährige Deutsch-Ire liebt alles daran.
Fassbender nimmt am Samstag zum zweiten Mal am legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil, im Vorjahr hat er sich mit Rang 51 unter 62 gestarteten Fahrzeugen „einen Kindheitstraum“ erfüllt. Mehrere Jahre hatte die Vorbereitung auf das für Mensch und Maschine fordernste Motorsportrennen der Welt in Anspruch genommen.
Der Quereinsteiger stieß dennoch regelmäßig an Grenzen – und zwar eher an seine persönlichen als an die seines Porsche-Rennwagens. „Vor der Kamera fühle ich mich sicher. Hier nicht“, hatte er vor dem Debüt 2022 dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel erzählt.
Fassbender ist in der mittlerweile 100-jährigen Geschichte des Rennens nicht der erste Star aus der Entertainment-Industrie, der der Faszination von Le Mans erlegen ist. „Ich bin Amateur und hier kann ich den Asphalt mit den Weltbesten teilen.“ Das sei einzigartig im Sport.
Seinen mühevollen und oft ernüchternden Weg zum Benzinbruder konnten und können Fans von Fassbender im Internet mitverfolgen: Die mehrteilige Dokumentation „Road to Le Mans“ wurde zum klickträchtigen Hit auf der Videoplattform YouTube (siehe Trailer oben).
So hart der Wechsel des Metiers auf den ersten Blick erscheinen mag, das ungewohnte Terrain auf den engen französischen Landstraßen kann durchaus Parallelen vorweisen mit der weiten Welt Hollywoods. Le Mans ist selbst großes Kino. Nirgendwo sonst im Sport liegen die Lust am Leben unter mehr als 250.000 Feiernden neben der Rennstrecke und der Respekt vor der Gefahr enger beisammen als in der nordwestfranzösischen Kleinstadt. Tragödie und Komödie trennt in Le Mans oft nur ein einziger Boxenstopp.
Das Rennen: Die 24 Stunden von Le Mans feiern an diesem Wochenende ihr 100-jähriges Jubiläum. Anders als etwa bei Rennen der Formel 1 dürfen beim Langstreckenklassiker, bei dem sich mehrere Fahrer in einem Auto abwechseln, auch gut geschulte Amateure starten.
Die Prominenz: Michael Fassbender ist nicht der erste Hollywood-Star, den das Rennfieber in Le Mans gepackt hat. Am erfolgreichsten war Paul Newman, der 1979 Zweiter wurde. Patrick Dempsey, bekannt aus der TV-Serie „Grey’s Anatomy“, startete viermal und ist mittlerweile Teambesitzer.
Im Kino: 1970 drehte Steve McQueen den Film „Le Mans“ – große Teile davon wurden während des Rennens gedreht. 2019 kam „Le Mans 66“ in die Kinos, der Film behandelt das Duell Ferrari vs. Ford.
Damit der komödiantische Teil das Renndrehbuch nicht zu sehr bestimmt, hat Fassbender neben eines wettkampferprobten Teams (Porsche Proton) auch einen Langstreckenprofi als Mentor und Teamkollegen zur Seite gestellt bekommen. Und dieser Mann kommt aus dem beschaulichen Ybbsitz.
Richard Lietz ist seit 2006 ohne Unterbrechung im erlesenen Kreis der Porsche-Werksfahrer und gilt längst als einer der weltbesten GT-Piloten. Auf der Visitenkarte des Mostviertlers stehen unter anderem drei Klassenerfolge in Le Mans sowie der Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.

Porsche-Werksfahrer Richard Lietz
Mit seinem prominenten Mitfahrer geht Lietz offen und durchaus hart um: „Michael ist vielleicht nicht das größte Naturtalent, aber er ist ein harter Arbeiter. Deshalb gebe ich mir auch viel Mühe, ihn auf die Herausforderung der 24 Stunden vorzubereiten. Ich habe sein Potenzial schnell erkannt.“
In ähnlicher Rolle befand sich Lietz auch schon bei US-Serienstar Patrick Dempsey, der in Le Mans sein eigenes Team auf die Reise schickt. Mit "McDreamy" aus Grey’s Anatomy verbindet Lietz mittlerweile eine Freundschaft. Der wundert sich auch nicht mehr, wenn bei Anrufen ab und an Mama Lietz den Hörer abnimmt. Die Hollywood Hills, sie reichen manchmal sogar bis ins Mostviertel.
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