Hamilton: "Vettel ist ganz klar nicht mehr die Nummer eins"

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Der interne Konflikt bei Ferrari ist auch in Japan ein Thema. Hamilton stichelte in Richtung des Deutschen.

Auch im Vorfeld des Suzuka-Rennens war der Konflikt zwischen den beiden Ferrari-Piloten Thema. Managen muss das Neo-Teamchef Mattia Binotto. Der Italiener mit dem Wuschelkopf und der dickumrandeten Harry-Potter-Brille blieb aber auch in Japan gelassen. Er habe nach Sotschi "positive, konstruktive, ehrliche, faire und transparente" Diskussionen mit seinen Piloten geführt.

Vettel und Leclerc bezeugen diese Gespräche mit ihrem Boss. Die Aussagen des 32-jährigen Deutschen und seines elf Jahre jüngeren Herausforderers aus Monaco legen jedoch nahe, dass es jeweils separate Sitzungen gab. Aber keine Dreierrunde.

Hamilton: "Eine interessante Dynamik"

"Wir haben die Absicht zu versuchen, die Situation zum Wohle des Teams zu regeln und sicherlich auch zum Wohle der Fahrer. Wir nehmen uns ein paar Dinge vor, die verbessert werden können", führte Binotto auf dem Podium bei der offiziellen Teamchef-Pressekonferenz aus. Zuletzt in Russland hatte sich Vettel einer Anweisung vom Scuderia-Kommandostand widersetzt, Leclerc nach dem Start wieder vorbeizulassen. "Was in Sotschi passiert ist, ist nichts wirklich Schlimmes, man muss es aber angehen und verbessern", meinte Binotto.

"Die haben da drüben eine interessante Dynamik", bemerkte Weltmeister Lewis Hamilton. Der Engländer kennt sich seit seinem stallinternen Duell mit Nico Rosberg mit solchen Dingen bestens aus und stichelte in Japan munter drauflos. "Seb war die Nummer eins. Jetzt ganz klar nicht mehr", meinte der Brite unmissverständlich. "Von der Energie und der Perspektive her versucht man Charles nach oben zu bringen", ist der bald sechsfache Formel-1-Weltmeister überzeugt. "Immer wenn zwei Alphatiere um Positionen kämpfen, birgt das innerhalb des Teams das Potenzial für eine Rivalität und Eskalation", meinte auch der leiderfahrene Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Belgian Grand Prix

Hohe Erwartungen an Binotto

Die Zukunft Binottos bei Ferrari entscheidet sich nicht zuletzt in seiner Moderation der Fahrerrivalität. Quasi die ganze Motorsportnation Italien erwartet endlich wieder einen Titel. 2007 gewann Kimi Räikkönen die bisher letzte Fahrer-WM für Ferrari, 2008 gelang der letzte Sieg der Konstrukteurs-WM. Damals war auch schon Binotto dabei, der 1995 zum Team stieß und als Motoreningenieur an Michael Schumachers Titelserie beteiligt war.

Ferrari kennt Binotto, der als Sohn italienischer Eltern in Lausanne geboren wurde, in- und auswendig. Nach dem Studium an der Universität Modena und Reggio Emilia stieg er bei der Scuderia ein. Für kein anderes Unternehmen hat Binotto seitdem gearbeitet. Er halte "alles zusammen, bewahre im Team die Ruhe", lobte ihn einmal Vettel. Zudem erinnere der 49-Jährige jeden daran, "wohin man gemeinsam gehen will, wohin man gehen muss". Sofern nicht ein Formel-1-Wunder passiert, wird aber Ferrari auch in diesem Jahr keinen Titel holen.

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