Mercedes dominiert Spielberg-Training

Ein Formel-1-Rennwagen auf einer Rennstrecke mit Zuschauern im Hintergrund.
Die Konkurrenz lag in der Nachmittags-Session fast eine Sekunde hinter dem Mercedes-Duo.

Die Formel 1 ist zurück in Österreich. An der Hackordnung in der Königsklasse des Motorsports hat sich aber wenig geändert. Mercedes ist wie erwartet auch beim Comeback des Grand Prix in Spielberg der klare Favorit. Die Silberpfeile dominierten am Freitag das Freie Training. Hausherr Red Bull dagegen hinkte zum Auftakt hinterher, hat die Hoffnung auf einen Heimsieg aber noch nicht aufgegeben.

1,265 Sekunden verlor Weltmeister Sebastian Vettel als Sechster auf dem kurzen Berg- und Talkurs auf Lewis Hamilton. Der Brite erzielte im Mercedes in 1:09,542 Minuten relativ deutlich vor Teamkollege und WM-Leader Nico Rosberg Tagesbestzeit. Hamilton lag nur 1,205 Sekunden über dem Rundenrekord, den Michael Schumacher 2003 beim Abschied der Formel 1 aus Spielberg markiert hatte.

Elf Jahre später heulten vor zehntausenden Besuchern im steirischen Aichfeld wieder die Motoren auf - allerdings die neuen Hybrid-Turbos. Als erster Pilot war Felipe Massa im Williams auf der Strecke. Trotz einiger Regentropfen herrschte in beiden Trainings reger Betrieb. Die 22 Boliden fuhren in drei Stunden nicht weniger als 1.451 Runden, also mit 66 Runden im Schnitt fast eine Grand-Prix-Distanz (71).

Großer Vorsprung

Mercedes degradierte die Konkurrenz beinahe zu Statisten. Das von Ferrari-Star Fernando Alonso angeführte Verfolgerfeld verlor fast schon eine Sekunde auf Hamilton. "So schnell zu sein ist ein wirklich gutes Gefühl", sagte der Trainingsschnellste, der im WM-Duell mit Rosberg leicht unter Zugzwang geraten ist. 22 Punkte fehlen dem Engländer nach seinem Aus in Kanada auf den Deutschen.

"Jäger zu sein treibt mich immer zu Höchstleistungen", versicherte Hamilton, der 0,377 Sekunden zwischen sich und Rosberg legte - und auch gleich das Psychoduell mit seinem Teamkollegen eröffnete: "Wenn man vorne ist, fühlt man sich verwundbarer." Rosberg war am Vormittag trotz einer defekten Kühlpumpe und folgender Zwangspause Schnellster gewesen. Am Nachmittag spulte der WM-Leader 50 Runden ab - mehr als alle anderen Piloten.

Bei lediglich 15 Grad wirkte sich zwischenzeitlich auch starker Wind störend aus. Red Bull hofft auf die Wetterprognosen für das Wochenende. "Es soll nochmal einen deutlichen Schritt wärmer werden. Ich hoffe, dass uns das entgegenkommt", meinte Vettel, der im ersten Training auf der rutschigen Strecke eine Schrecksekunde zu überstehen hatte. Der Weltmeister kam in der Zielkurve auf das feuchte Gras, legte einen 720-Grad-Dreher hin, vermied aber einen Einschlag in den Leitplanken.

"Wir sind vom Speed her noch nicht da, wo wir sein wollen. Wir müssen uns noch ein bisschen steigern, um näher dran zu sein", sagte Vettel. Helfen soll eine neue Benzinmischung, die sich am Freitag noch nicht im Auto befand. Kanada-Sieger Daniel Ricciardo kam im zweiten Red Bull nicht über Platz acht hinaus. Auch der Australier war wie der Großteil der Piloten einmal neben der Strecke. Vor die Red Bulls schoben sich auch noch die beiden Williams von Valtteri Bottas und Massa auf die Plätze vier und fünf.

2. Freies Training:
1. Lewis Hamilton ENG Mercedes 1:09,542
2. Nico Rosberg GER Mercedes 1:09,919
3. Fernando Alonso ESP Ferrari 1:10,470
4. Valtteri Bottas FIN Williams 1:10,519
5. Felipe Massa BRA Williams 1:10,521
6. Sebastian Vettel GER Red Bull 1:10,807
7. Jenson Button ENG McLaren 1:10,813
8. Daniel Ricciardo AUS Red Bull 1:10,920
9. Kevin Magnussen DEN McLaren 1:10,936
10. Jean-Eric Vergne FRA Toro Rosso 1:10,972
11. Kimi Räikkönen FIN Ferrari 1:10,974
12. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 1:11,261
13. Sergio Perez MEX Force India 1:11,296
14. Esteban Gutiérrez MEX Sauber 1:11,491
15. Pastor Maldonado VEN Lotus 1:11,765
16. Adrian Sutil GER Sauber 1:11,806
17. Nico Hülkenberg GER Force India 1:11,935
18. Max Chilton ENG Marussia 1:12,229
19. Romain Grosjean FRA Lotus 1:12,262
20. Jules Bianchi FRA Marussia 1:12,279
21. Kamui Kobayashi JPN Caterham 1:12,937
22. Marcus Ericsson SWE Caterham 1:13,596
1. Freies Training:
1. Nico Rosberg GER Mercedes 1:11,295
2. Lewis Hamilton ENG Mercedes 1:11,435
3. Fernando Alonso ESP Ferrari 1:11,606
4. Felipe Massa BRA Williams 1:11,756
5. Jenson Button ENG McLaren 1:11,839
6. Sergio Perez MEX Force India 1:12,009
7. Nico Hülkenberg GER Force India 1:12,072
8. Valtteri Bottas FIN Williams 1:12,114
9. Kevin Magnussen DEN McLaren 1:12,313
10. Jean-Eric Vergne FRA Toro Rosso 1:12,364
11. Kimi Räikkönen FIN Ferrari 1:12,365
12. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 1:12,372
13. Daniel Ricciardo AUS Red Bull 1:12,570
14. Esteban Gutiérrez MEX Sauber 1:12,984
15. Sebastian Vettel GER Red Bull 1:12,988
16. Romain Grosjean FRA Lotus 1:13,168
17. Pastor Maldonado VEN Lotus 1:13,642
18. Jules Bianchi FRA Marussia 1:13,738
19. Max Chilton ENG Marussia 1:13,857
20. Kamui Kobayashi JPN Caterham 1:14,611
21. Adrian Sutil GER Sauber 1:14,691
22. Marcus Ericsson SWE Caterham 1:17,501

Neben der Wiedereinführung des "Funkenfluges" hat die F1-Kommission auch befunden, dass künftig in der Formel 1 wieder härter gefahren werden soll. Derzeit verhindert ein höchst komplexer Strafenkatalog, dass sich die Fahrer wirklich bekämpfen. "Das lassen wir jetzt. Wenn keine klare Schuld vorliegt, gibt es keine Strafen mehr", erzählte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Aktuell wird gerade der Unfall zwischen Sergio Perez und Felipe Massa von Montreal untersucht, nach dem Perez bestraft wurde. Dagegen hat Force India in Österreich Einspruch erhoben. "Wenn ich nicht ganz falsch liege, wird diese Geschichte ohne Ergebnis ausgehen", vermutete Wolff sofortige Auswirkungen des Umdenkprozesses. "Das war ein klassischer Rennunfall."

Unter dem Strich soll das Zulassen einer härteren Gangart den Sport für die Fans wieder attraktiver machen. "Wir wollen, dass sich die Autos wieder mehr matchen und so zum Spektakel beitragen. Die Piloten sollen nicht mehr Angst haben müssen, dass sie automatisch zehn Startplätze Strafe bekommen", erklärte Wolff

Die mögliche Wiedereinführung des "Funkenflugs" hat in der Szene hingegen ähnlich geringe Begeisterung ausgelöst wie die bisher wenig erfolgsversprechenden Versuche, die neuen Hybrid-Autos künstlich lauter zu machen. Der erste Funken-Test in Spielberg fiel aber zum Gefallen von Wolff aus.

"Ich finde, es schaut cool aus", sagte der Österreicher nach dem ersten Freitag-Training. Allerdings dürften sich die an der Fahrzeug-Unterseite angebrachten Titan-Pads an den Bodenwellen noch zu schnell abschleifen. Wolff: "Wir müssen schauen, dass es für das ganze Rennen bleibt."

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