Nach dem Abgang von Lewis Hamilton enttäuscht McLaren in den ersten Trainings.
15.03.13, 12:11
Noch ist kein Rennkilometer in der Formel 1-Saison 2013 gefahren, trotzdem herrscht beim einstigen Erfolgsteam McLaren schon Krisenstimmung. Um fast 2,4 Sekunden sah sich Australien-Vorjahressieger Jenson Button am Freitag im ersten Training für den Saisonauftakt der Formel 1 in Melbourne vom Weltmeister Sebastian Vettel im Red Bull distanziert. Dem nach Ferrari zweitältesten Team, das 182 GP-Rennen, zwölf Fahrer- und acht Konstrukteurstitel gewonnen hat, droht Ungemach.
epa03625277 British Formula One driver Lewis Hamilton of Mercedes AMG team during the 1st practice session for Formula One Grand Prix of Australia at the Albert Park circuit in Melbourne, Australia, 15 March 2013. The 2013 Formula One Grand Prix of Australia will take place on 17 March 2013. EPA/SRDJAN SUKI
Abgezeichnet hat sich das schon seit längerem, sichtbar wurde es erstmals durch den Weggang von Star-Pilot
Lewis Hamilton zu
Mercedes. Zudem muss die erfolgsverwöhnte, aber unterkühlte Truppe mit der so mondänen Fabrik in
Woking 2013 erstmals für die Mercedes-Motoren bezahlen. Zudem wurde unmittelbar vor dem Saisonstart in
Australien bekannt, dass sich am Jahresende auch Hauptsponsor
Vodafone mit seinem auf 75 Millionen Euro geschätzten Etat von
McLaren verabschieden wird.
"Die scheinen ein bisschen zu schwächeln. Zudem wird
Hamilton als Fahrer fehlen. Er war auch eine starke Triebfeder für
Jenson Button", hatte auch der frühere
McLaren-PilotGerhard Berger schon vor der Abreise nach
Australien Probleme für die "Chrompfeile" befürchtet.
Die Saison ist noch lange
Dabei hat McLaren die beiden letzten Rennen des Vorjahres in den USA und Brasilien gewonnen. Der danach aber völlig umgekrempelte MP4-28, mit dem Button und Perez um die WM kämpfen sollten, dürfte aber nicht das Gelbe vom Ei sein.
epa03625078 McLaren Mercedes team principal Martin Whitmarsh is seen by the pit wall during the first practice session of the Australian Formula One Grand Prix at the Albert Park circuit in Melbourne, Australia, 15 March 2013. The 2013 Formula One Grand Prix of Australia will take place on 17 March 2013. EPA/DIEGO AZUBEL
"Das war einer der schwierigsten Tage, an die ich mich erinnern kann. Eine richtige Enttäuschung", gestand
Martin Whitmarsh in
Melbourne am Freitag ein. "Wir hatten kaum Grip, es ist nicht viel nach vorne gegangen", gab der McLaren-Teamchef zu. "Wir haben einiges am
Auto geändert und verstehen noch nicht ganz, wie wir das Beste herausholen können. Aber die Saison ist lange."
Da hakte auch Button ein. Der 33-Jährige hat von den jüngsten vier Australien-Rennen drei gewonnen. "Wir sind 2,4 Sekunden hinten, da wäre diesmal ein Platz in den Top-Ten schon eine Überraschung", war dem Weltmeister von 2009 bewusst, dass ein weiterer Erfolg wohl Utopie ist. "Aber noch ist nichts verloren. Es wartet zwar höllisch viel Arbeit, aber wir sind gut darin, das Steuer herumzureißen", gab sich Button kämpferisch.
Technikchef abgeworben
Einer der Gründe für die McLaren-Probleme könnte sein, dass Mercedes nicht nur Hamilton sondern auch den früheren Technikchef Paddy Lowe abgeworben hat. Zwar wird Lowe nach fast 20 Jahren bei McLaren vertragsbedingt erst 2014 für die Silberpfeile tätig sein können, bei McLaren ist er aber bereits frei gestellt.
McLaren Formula One driver Jenson Button of Britain celebrates with team engineering director Paddy Lowe (L) after winning the Belgian Grand Prix in Spa Francorchamps September 2, 2012. REUTERS/Francois Lenoir (BELGIUM - Tags: SPORT MOTORSPORT F1 TPX IMAGES OF THE DAY)
Whitmarsh bestritt aber, dass
Lowes Abgang Mitschuld an den aktuellen Problemen habe. Auch wenn er zugab, dass die Entscheidung, das neue
Auto radikal zu ändern statt für das letzte Jahr mit V8-Saugmotoren einfach nur weiterzuentwickeln, womöglich falsch war. "Bei so etwas gibt es eben immer ein Risiko. Wir glauben aber fest daran, dass wir eine ausbaufähige Plattform haben", beteuerte
Whitmarsh. "Wir werden daher erst sehen, ob wir mit unserer Entscheidung richtig oder falsch lagen."
Neue Finanzspritze in Sicht
Zumindest in finanzieller Hinsicht zeichnet sich laut übereinstimmenden Medienberichten eine Lösung ab. Niemand geringerer als der reichste Mann der Welt soll McLaren ab 2014 unter die Arme greifen. Dank des jungen Hamilton-Ersatzes Sergio Pérez könnte mit der Telmex des Telekom-Austria-Großaktionärs Carlos Slim wieder ein Mobilfunkunternehmen als tragende Finanzsäule bei McLaren dienen.
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