Hamilton hat auf dem Nürburgring Schumachers Rekord vor Augen

Hamilton hat auf dem Nürburgring Schumachers Rekord vor Augen
25 Jahre nach Schumachers erstem Formel-1-Sieg auf dem Nürburgring ist die Motorsport-Königsklasse zurück in der Eifel.

Michael Schumachers sagenhafte Formel-1-Siegmarke 91 galt einst eigentlich für die Ewigkeit. 14 Jahre nach dem letzten Grand-Prix-Erfolg des deutschen Motorsport-Idols kann nun Lewis Hamilton gleichziehen. Es könnte ein Erfolg mit zweiwöchiger Verspätung nach dem Regel-Irrtum von Sotschi sein. Es könnte ein Erfolg ausgerechnet bei der Rückkehr auf den Nürburgring sein. Es könnte ein Erfolg 25 Jahre nach Schumachers erstem Sieg auf dem deutschen Traditionskurs sein.

"Es ist unabwendbar, dass er Michael Schumacher überholen wird. Er soll deshalb gerne bei uns, in Michael Schumachers Wohnzimmer, wo die Verbindung mit dessen Rekorden auch am engsten ist, mit ihm gleichziehen", sagte Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort der Deutschen Presse-Agentur vor dem elften Saisonrennen am Sonntag (14.10 Uhr/live ORF 1, RTL und Sky) in der Eifel.

Keine Zuschauer

Hamilton würde mit Nummer 91 in den Nürburgring-"Geschichtsbüchern einen Platz bekommen. Wir wünschen ihm dafür alles Gute, weil er sich die Rekorde ehrlich geholt hat und das verdient den größten Respekt. Es wäre auch für Hamilton eine tolle Sache, wenn er vor 20.000 Fans und nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit Michael Schumacher gleichziehen würde", erzählte Markfort.

Das 41. Gastspiel der Rennserie am Fuße der Nürburg war angesichts der Corona-Pandemie erst durch die Absage der für Herbst geplanten Grand Prix wie in Japan oder den USA möglich geworden - sieben Jahre nach dem letzten Event in der Eifel. Die Macher des einst insolventen Kurses sicherten sich durch ihr Gesundheitskonzept und erfolgreiche Probeläufe bei anderen Motorsport-Veranstaltungen in diesem Jahr von der Kreisverwaltung sogar die Genehmigung für bis zu 20.000 Zuschauer an der Strecke.

Nach zwei Zeitstrafen in Sotschi wegen Probestarts außerhalb der dafür vorgesehenen Zone ausgangs der Boxengasse hatte Hamilton vor zwei Wochen die Einstellung von Schumachers Rekord noch verpasst. "Wir denken nicht so viel darüber nach, und ich denke, dass auch Lewis es ein wenig beiseiteschiebt, weil er niemals davon geträumt hätte, 91 Siege zu holen", meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff über die magische Marke. Hamilton habe "nie davon geträumt, eine ähnliche Karriere wie Michael zu haben".

Hamilton hat auf dem Nürburgring Schumachers Rekord vor Augen

Hamiltons Bolide im Fokus

Karriere im Eiltempo

Nun hat sie jedoch der Brite, der nach Schumachers endgültigem Rücktritt zur Saison 2013 dessen Mercedes-Nachfolger wurde. Und er wird sich sowohl den Siegesrekord des Deutschen holen als auch am Ende dieser Saison nach WM-Titeln (7) mit Schumacher gleichziehen. Zwischen Schumachers erstem (Belgien 1992) und 91. Formel-1-Sieg (China 2006) lagen 5.145 Tage, also 14 Jahre und 32 Tage. Zwischen Hamiltons erstem (Kanada 2007) und vielleicht 91. Formel-1-Sieg am Nürburgring würden 4.872 Tage liegen, also 13 Jahre und 123 Tage. Karrieren in Höchstgeschwindigkeit.

"Ich kann gar nicht sagen, wie ich mich fühlen werde, was es mir bedeuten wird oder ob es mir überhaupt etwas bedeuten wird", meinte Hamilton noch in Sotschi unter dem Eindruck sozialer Missstände. Es gebe schließlich brennendere Themen auf der Welt. Das Erreichen und Übertreffen von Schumachers Siegmarke wäre aber "eine Ehre", gab Hamilton zu.

Die Strecke: Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart bezeichnete die einst wegen ihrer Unbarmherzigkeit berüchtigte Nordschleife als "Grüne Hölle". Gefahren wurde früher über 20,832 Kilometer pro Runde. Der Grand-Prix-Kurs erstreckt sich nur noch über 5,148 Kilometer. 60 Runden werden gefahren. Das Profil des Kurses ist sehr wellig. Das wechselhafte Eifel-Wetter sorgt immer wieder für Überraschungen.

Die Lage: Über der Strecke in der Eifel thront in 678 Meter Höhe die Nürburg, die auf einem Basaltkegel erbaut wurde. Der Kurs selbst hat in den vergangenen Jahren für viele Schlagzeilen gesorgt - oft genug negative. 2009 mutete der Ausbau mit Freizeitpark größenwahnsinnig an, 2012 war die staatliche Nürburgring GmbH pleite. 2014 ging die Anlage, die das Land Rheinland-Pfalz mit fast einer halben Milliarde Euro subventioniert hat, für lediglich 77 Millionen Euro an den Autozulieferer Capricorn. Dann übernahm der russische Milliardär Viktor Charitonin. Seit 2015 ist der Nürburgring nach eigenen Angaben wieder in den schwarzen Zahlen.

Die Statistik: Kein Fahrer war auf dem Traditionskurs erfolgreicher als Michael Schumacher. Der Deutsche gewann fünfmal auf dem Nürburgring (1995, 2000, 2001, 2004, 2006).

Das unvergessene Rennen: Niki Lauda überlebte in seinem Ferrari 312 T2 am 1. August 1976 nur wie durch ein Wunder einen Feuer-Unfall. Im Krankenhaus gab ihm damals ein Priester schon die letzte Ölung. Nach dem Horror-Crash schon in der zweiten Runde auf dem Nürburgring machte die Formel 1 einen Bogen um die Nordschleife. Erst 1984 kehrte die Motorsport-Königsklasse in die Eifel zurück - nicht aber auf die alte Strecke, sondern auf den deutlich verkürzten Grand-Prix-Kurs.

So lief es beim letzten Mal: Auf dem Weg zu seinem vierten und bis heute letzten WM-Titel 2013 gewann Sebastian Vettel. Der 30. Karriere-Erfolg des damaligen Red-Bull-Fahrers war sein erster vor heimischem Publikum. Überschattet wurde der Krimi in der Eifel von einem Unfall an der Box. Bei einem schlampigen Stopp der Red-Bull-Crew löste sich am Wagen von Vettels Teamkollege Mark Webber das rechte Hinterrad und traf einen Kameramann.

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