Der nächste Anlauf zur WM-Aufholjagd in Rot

Am 5. Oktober 2014 verunfallte Jules Bianchi in Suzuka. An ihn erinnern Vater Philippe Bianchi und eine Straße.
Neue Teile und ein neuer Plan sollen Ferrari in Suzuka auf die Sprünge helfen.

Die Reise nach Japan erinnert die Formel 1 Jahr für Jahr an eine ihrer dunkelsten Stunden: Am 5. Oktober 2014 kam der Franzose Jules Bianchi trotz geschwenkter gelber Flaggen auf regennasser Strecke vom Kurs in Suzuka ab – und prallte unter ein Bergungsfahrzeug, mit dem gerade das Auto des Deutschen Adrian Sutil weggeräumt wurde.

Das Rennen wurde nach der 41. Runde abgebrochen, der 25-Jährige wurde aufgrund eines schweren Schädel-Hirn-Traumas notoperiert und ins künstliche Koma versetzt. Doch Jules Bianchi sollte nie wieder aufwachen: Am 17. Juli 2015 verstarb der Pilot des Marussia-Teams schließlich im Krankenhaus in seiner Heimatstadt Nizza.

Der Motorsport-Weltverband FIA zog zwei Jahre nach dem letzten Todesfall in der Formel 1 seine Lehren – das war die Geburtsstunde des Kopfschutzes Halo, der zunächst häufig kritisiert wurde, inzwischen aber bereits mehrfach unter Beweis gestellt hat, wie sinnvoll und lebensrettend sein Einsatz ist.

Auch am kommenden Sonntag wird Jules Bianchi wieder auf dem Kurs von Suzuka ein Thema sein. Zumal Bianchis Freund Charles Leclerc aus Monaco wieder am Steuer eines Sauber sitzen wird. Das freilich wird nicht mehr lange so bleiben, ab dem kommenden Jahr gibt der 20-Jährige für Ferrari Gas, wo er den Finnen Kimi Räikkönen ersetzen wird.

Prinzip Hoffnung

Die Nummer eins beim italienischen Traditionsteam wird weiterhin Sebastian Vettel bleiben, auch wenn der Deutsche die Weltmeisterschaft auch heuer kaum noch holen kann. 50 Punkte liegt der einstige Vierfach-Weltmeister sechs Rennen vor dem Saisonende hinter dem führenden Briten Lewis Hamilton, da muss er auf fremde Hilfe und viel Glück hoffen, um den Titelverteidiger doch noch abfangen zu können.

Vettel setzt auf das Prinzip Hoffnung: „Es braucht nur einen Ausfall, idealerweise zwei, und die Sache sieht wieder ganz anders aus. Und wir haben einen Plan. Es kommen noch Teile, und Fortschritte sind geplant“, sagt der 31-Jährige. Doch es klingt ebenso nach Durchhalteparole wie bei seinem Teamchef Maurizio Arrivabene: „Wenn alles gut geht, wissen wir, dass wir trotz der schwierigen Situation in der Gesamtwertung die richtigen Mittel haben, um bis zum Schluss mitzukämpfen.“

Das im Sommer gerühmte rote Auto ist längst wieder dem Silberpfeil unterlegen. Die Branche spekuliert, dass der Weltverband mit schärferen Kontrollen eine Ferrari-Trickserei in der Grauzone des Regelwerks unterbunden hat: Der geheimnisumwitterte Zusatzschub auf den Geraden sei plötzlich wieder verschwunden, berichtet das Fachmagazin Auto, Motor und Sport.

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