Marokkaner Bounasser Sieger des 35. Wien-Marathons

LEICHTATHLETIK: 35. VIENNA CITY MARATHON 2018: BOUNASSER
Der 27-Jährige sorgt für eine Überraschung. Weltrekordler Kimetto stieg nach der halben Distanz aus. Bei den Damen siegt Kiprop erneut.

Das Comeback von Weltrekordler Dennis Kimetto ist missglückt, der Kenianer musste am Sonntag beim Wien-Marathon kurz nach der halben Distanz aussteigen. Den Sieg beim 35. VCM holte sich überraschend der Marokkaner Salaheddine Bounasser in 2:09:29 Stunden. Bei den Frauen verteidigte die Kenianerin Nancy Kiprop ihren Wien-Sieg von 2017 erfolgreich.

Aufgrund des Teilnehmerfeldes war im Frauenrennen mit einem Streckenrekord spekuliert worden, trotz sommerlicher Temperaturen war dieser wie im Vorjahr in Reichweite. Die 38-jährige Kiprop verpasste in 2:24:18 Stunden die 2:23:47 der Italienerin Maura Viceconte aus dem Jahr 2010 knapp, verbesserte aber ihre persönliche Bestleistung von 2:24:20, die sie 2017 beim VCM gelaufen war, knapp. Im Männerrennen blieb Peter Herzog in der persönlichen Bestleistung von 2:16:57 unter dem EM-Limit für Berlin von 2:17.

AUSTRIA-VIENNA-MARATHON

Aufgabe

Mit bereits 19 Grad am Start bei der Reichsbrücke zwei Minuten vor neun Uhr war der Wien-Marathon nicht unter den besten Vorzeichen für Topzeiten gestartet worden. Hinter drei Tempomachern hatte sich bei den Herren rasch eine neunköpfige Spitzengruppe gebildet. Um ein paar Läufer dezimiert ging die Schar um Kimetto und den Vorjahreszweiten Ishmael Bushendich mit 1:04:39 beim Halbmarathon durch, was eine errechnete Zielzeit von unter 2:10 ergab.

Optisch keinen guten Eindruck mehr machte Kimetto, der abreißen lassen musste und nach 1:20 Stunden ausstieg. Damit bleibt es dabei, dass er nach seinem am 28. September 2014 in Berlin in 2:02:57 markierten Weltrekord nur noch zwei Marathons ins Ziel brachte (2015 und 2016 jeweils London). Immer wieder hatte er in den vergangenen drei Jahren mit Verletzungen gekämpft, für den Start in Wien aber Fitness und gute Form bescheinigt.

An der Spitze fighteten in Folge sechs Läufer. Nach der 30-km-Marke stieg der letzte Pacemaker aus, Bushendich und Bounasser setzten sich ab. Und ab der Ringstraße stellte der Marokkaner die Weichen für den ersten Sieg eines Läufers aus seinem Land in Wien seit 2006. Zweiter wurde erneut Bushendich (2:10:03), Dritter dessen Landsmann Samwel Maswai (2:11:08).

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"Zu heiß" für den Streckenrekord

Die Frauen-Elite peilte den Streckenrekord an und ging ambitioniert ans Werk. Die 10-km-Durchgangszeit von 33:54 ließ auf eine Endzeit von 2:22 schließen. Das Trio mit Titelverteidigerin Kiprop, ihrer kenianische Landsfrau Celestine Chepchirchir sowie der Äthiopierin Fatuma Sado ging in vielversprechenden 1:11:47 bei der Halbmarathondistanz durch.

Mehr als eine halbe Minute zurück war als Vierte bereits die favorisierte Äthiopierin Helen Tola, die mit 2:22:51 die schnellste Entry-Zeit gehabt hatte. Auch Sado konnte später das hohe Tempo nicht mehr halten, womit es auf einen Zweikampf zwischen den Kenianerinnen hinauslief. Die Vorentscheidung fiel bei der 30-Kilometer-Marke vor dem Happel-Stadion, als Kiprop erfolgreich eine Attacke setzte und die Gegnerin abschüttelte. Zweite wurde schließlich die Äthiopierin Melesech Tsegaye (2:29:51), Dritte Chepchirchir (2:30:39).

Kiprop freute sich sehr über den zweiten Sieg in Folge, es ist die zweitschnellste je in Wien gelaufenen Zeit. "Ich bin sehr glücklich, dass ich zum zweiten Mal gewonnen habe. Ich wollte auf den Streckenrekord losgehen, aber es war zu heiß", sagte die Mutter von sieben Kindern (fünf adoptiert, zwei eigene), die in ihrer Heimat ein Schulprojekt unterstützt und auch das Preisgeld von 15.000 Euro wieder investieren wird.

Marokkaner Bounasser Sieger des 35. Wien-Marathons

Herzog mit Punktlandung zum EM-Limit

Aus österreichischer Sicht war Peter Herzog am Sonntag der Held. Dem 30-jährigen Biathlon-Trainer aus Salzburg gelang bei der Norm von 2:17 in 2:16:57 Stunden eine Punktlandung. Enttäuscht waren indes die besten Österreicherinnen Eva Wutti (7.) und Katharina Zipser (10.), die ihre großen Ziele verfehlten.

Mit 29:03 Minuten in einem 10-km-Straßenlauf in Wien sowie 63:22 Minuten bei der Halbmarathon-WM in Valencia hat Herzog heuer bereits überzeugt, trotz Problemen bei den Sommertemperaturen verbesserte er nun am Sonntag auch seine Marathon-Bestzeit von 2:17:37 (Berlin 2017).

"Ich gönne mir heute ein kühles Bier und eine Pizza. Im Hinblick auf Berlin habe ich noch keinen Plan. Ich brauche Regeneration, eine Pause und muss die Seele ein paar Tage baumeln lassen. Dann geht es los", erklärte Herzog, der zugab, dass er ab Kilometer 30 die Zeit fast nicht mehr beeinflussen konnte.

"Kilometer 30 war ein Schlag ins Gesicht, ich habe Atemprobleme bekommen, ich dachte, alles ist vorbei. Ich habe dann den Rhythmus wiedergefunden. Ich habe mich ins Ziel gekämpft, es hätte keinen Meter weitergehen dürfen. Dass es sich fürs EM-Limit ausgegangen ist, ist super. Aber wenn ich es nicht geschafft hätte, wären die Emotionen die gleichen gewesen. Es war unglaublich, hier zu laufen. Die Stimmung war megageil."

Im Österreichischen Leichtathletikverband (ÖLV) will man noch die Staatsmeisterschaften am 6. Mai in Salzburg abwarten, ehe man das Marathon-Team für Berlin bekannt gibt. Der ÖLV will vier Männer entsenden, da auch ein Teambewerb ausgetragen wird. Herzog, Valentin Pfeil und Lemawork Ketema sind fix, Christian Steinhammer, Edwin Kemboi und Christian Robin weitere Anwärter. Robin kam Sonntag in Wien auf 2:28:52, Steinhammer stieg bei Kilometer 35 aus, Hitze und Krämpfe hatten ihm zugesetzt.

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