Marathon-Rekordlerin Mayer: "Ich muss extrem viel Schmerz aushalten"

Marathon-Rekordlerin Mayer: "Ich muss extrem viel Schmerz aushalten"
Die österreichische Rekordhalterin sprach über das WM-Rennen, Kopfrechnen und das "Sterben" während eines Marathons.

Österreichs schnellste Langstreckenläuferin Julia Mayer startet am Samstag um 7 Uhr in den WM-Marathon von Budapest. Vor den 42,195 Kilometern sprach die 30-jährige österreichische Rekordhalterin (2:30:42) über ...

... die Hitze

Es kühlt auch in der Nacht nicht richtig ab. Ich habe viel in der Hitze draußen trainiert und in der Wärmekammer. Das ist eine umgebaute Sauna bei meinem Trainer in der Ramsau. Die haben wir auf 40 Grad eingestellt und dort habe ich eine Stunde auf dem Laufband trainiert. Das war das schlimmste Training, das ich hinter mich bringen musste. Aber eigentlich mag ich die Hitze gern und bin gut darauf eingestellt. Vorab werde ich mich im Kühlbecken und mit der Kühlweste abkühlen.

... die Strecke

Ich habe noch nie so einen detaillierten Streckenplan gesehen mit Höhenprofil und eingezeichnetem Schatten. Die Strecke muss ich mir vorher gar nicht live anschauen. Außerdem ist es für den Kopf einfacher, wenn ich es im Rennen zum ersten Mal sehe. 42 Kilometer sind dann ja doch lang.

... das Training

Ich trainiere gerne hohe Umfänge. Und ich simuliere Rennen, auch das WM-Rennen. So haben wir die langen Tempoläufe jetzt sehr zeitig in der Früh gemacht. Im Trainingslager habe ich mich schon mit sehr guten Kolleginnen gematcht.

Marathon-Rekordlerin Mayer: "Ich muss extrem viel Schmerz aushalten"

... ihre Erfahrung

Die ist noch relativ gering, aber ich habe mit meinem ersten Marathon in Wien schon etwas lernen können. Ich weiß jetzt, wie hart es ist. Ich weiß aber auch, wie einfach es ist, wenn man sich darauf gut vorbereiten kann.

... die Nervosität

Wir wissen nicht, wie das Rennen laufen wird. Geht es schnell los oder langsam? Es gibt bei der WM ja keine Pacemaker. Vor zwei, drei Wochen war ich extrem nervös, weil ich wusste, dass ich mit den Schnellsten der Welt laufen werde. Ich weiß aber auch, dass mir ein Meisterschaftsrennen taugt. Da geht es nicht um Zeiten, es geht nur darum, wer es bei dieser Hitze ins Ziel schafft.

... Qualen

Ich muss extrem viel Schmerzen aushalten, weit über meine Schmerzgrenze gehen. Das rede ich mir seit Samstag ein. Irgendwann wird es hart werden und da muss ich komplett drübergehen. Man muss dann den Kopf ausschalten und über den Schmerz drüberlaufen. Wir nennen es „sterben“. Wenn ich ein paar Wochen vorher schon weiß, dass ich sterben muss, kann man leichter über diesen Punkt gehen.

... ihre Taktik

Die ersten zwei Kilometer werde ich mit den besten Europäerinnen voll mitgehen. Dann werde ich einmal auf die Uhr schauen, mit welcher Pace wir unterwegs sind und hochrechnen, ob sich das mit der Hitze für mich ausgehen kann. Oder ob ich schlau mein Ding weiter mache. Danach werde ich nicht mehr auf Kilometerzeiten achten.

... den Urlaub danach

Nach der WM geht’s definitiv eine Woche auf Urlaub – aber dann wieder zurück ins Training. Im Dezember habe ich in Valencia meinen dritten Marathon.

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