Was bleibt von Olympia?

Ein leeres Schwimmbecken im Olympiastadion Athen mit griechischer Flagge im Hintergrund.
Leere Stadien, verwahrloste Sportanlagen - wenn das olympische Feuer erlischt, bleibt oft nur verbrannte Erde.

Fünf Tage noch. Fünf ganze Tage ist jetzt noch Leben in der riesigen Bude im Pekinger Stadtteil Chaoyang. Das Nationalstadion, im Volksmund Vogelnest genannt, ist für die Leichtathletik-WM aus seinem Dornröschenschlaf erwacht, in den es gleich nach Erlöschen des Olympischen Feuers im August 2008 gefallen war.

Fünf Tage also noch dürfen die Athleten von der einzigartigen Atmosphäre in dem imposanten Stadion schwärmen, ehe am Montag wieder alle ausgeflogen sind und das Vogelnest wieder das sein kann, was es fast die gesamte Zeit seit dem Olympia-Ende war: eine verwaiste Luxusarena und ein sündteures Mahnmal für den Gigantismus im Zeichen der olympischen Ringe.

Eine leere, betonierte Fläche mit sechseckigen Plattformen in einem Park.
The deserted and unmaintained former venue for the kayaking competition of the 2008 Beijing Olympic Games, can be seen on the outskirts of Beijing March 27, 2012. The gigantic infrastructures built for the Beijing Olympics, namely the "Bird's Nest", and the National Aquatics Centre, also known as the "Water Cube", are now used for cultural and sports events, reminding the world of the flare that blazed during the summer of 2008. However, some other Beijing Olympic venues, such as the rowing and kayaking centre, baseball arena and BMX track, have been left either deserted or been completely demolished. Picture taken March 27, 2012. ATTENTION EDITORS - 7 of 21 PICTURES FOR PACKAGE 'BEIJING'S DESERTED OLYMPIC SITES' REUTERS/David Gray (CHINA - Tags: SPORT OLYMPICS)
Sieben Jahre sind erst vergangen, seit Peking Feuer und Flamme für Olympia war und China versucht hatte, mit Sommerspielen der Superlative die Welt zu begeistern. Von Ruhm und Glanz ist wenig geblieben, die meisten hochmodernen Sportanlagen, die in Peking vor 2008 um viele Milliarden errichtet wurden, haben ausgedient und vegetieren als Sportruinen vor sich hin.

Das Beachvolleyball-Stadion? Ein Fall für die Bagger. Das Ruderrevier? Verkommen zur Kloake. Die Baseball-Anlage? Eine Spielwiese für streunende Hunde. Der Wildwasserkanal? Längst trockengelegt.

Peking 2008 ist freilich kein Einzelfall. Fast überall, wo in den vergangenen Jahren das olympische Feuer entzündet wurde, hinterließen die Spiele verbrannte Erde. Getreu dem Motto: Dabei sein war alles. Ein Auszug:

Athen 2004 (Gesamtkosten: 11,2 Milliarden Euro)

Es war der Sommer der Griechen: Erst der überraschende Gewinn der Fußball-EM und wenige Wochen später ein charmantes Olympia-Fest in Athen. Doch es war eine trügerische Zeit. Binnen eines Jahres stieg die Staatsverschuldung von 182 auf 201 Milliarden Euro, das Haushaltsdefizit wuchs von erträglichen 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2002 auf 7,5 Prozent.

Nicht wenige Experten sehen darin den Anfang der griechischen Finanztragödie von heute. Auch sportlich blieb so gut wie nichts: "Den größten Park Europas" versprach der damalige Premier auf dem ehemaligen Flughafen zu errichten. Heute lagern dort die Wracks der längst aufgelösten Staatsfluglinie Olympic Airways.

London 2012 (12 Milliarden)

Die britische Hauptstadt ist die Ausnahme unter den jüngsten Veranstaltern. Zwar kosteten die Sommerspiele immer noch rund zwölf Milliarden Euro, der Großteil wurde aber in den Ausbau der Verkehrswege in der chronisch überlasteten Metropole gesteckt. Das Olympische Dorf wurde in (Sozial-)Wohnungen umgewandelt, die meisten Sportanlagen wurden weitergenutzt (das Olympiastadion ist ab 2016 Heimstätte der Fußballer von West Ham) oder abgebaut (Reiten, Beachvolleyball).

Sotschi 2014 (37 Milliarden)

Es waren nicht die Winterspiele Russlands, es waren die Spiele von Wladimir Putin. 37 Milliarden Euro pumpte der Staatspräsident an die suptropische Schwarzmeerküste, um unter Palmen abzufahren und langzulaufen. Damit kostete Sotschi mehr als alle 21 (!) vorigen Winterspiele zusammen.

Was blieb von dieser absurden Investition? Die meisten Wintersportverbände machen einen Bogen um Sotschi. Immerhin, der Bolschoi-Eispalast erfreut sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit. Allerdings soll der Erhalt und Betrieb des Monstrums rund 13.000 Euro kosten. Pro Tag.

Das IOC ist unter dem neuen Präsidenten Thomas Bach bestrebt, die Trendwende einzuleiten. Doch die Orte der kommenden Winterspiele (2018 Pyeongchang, 2022 Peking) machen kaum Hoffnung auf billigere Veranstaltungen und Sportstätten mit Nachhaltigkeit.

Zumindest beim Bau der teuren Bob- und Rodelbahnen bahnt sich derweil eine Revolution an.: Tiroler Firmen haben ein Fertigteil-System entwickelt, mit dem die Errichtungs- und Betriebskosten um 25 Prozent verringert werden. In Bludenz entsteht gerade so eine neue Rodelbahn (1000 Meter Länge).

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