Gutes Wetter für den Stratos-Sprung!

Felix Baumgartner während des Stratosphärensprungs über der Erde.
Heute springt Felix Baumgartner aus 36 Kilometern Höhe und durchbricht die Schallmauer. Der Wetterchef gab bereits sein OK, trotzdem lauern viele Gefahren.

Das Stratos-Team (Grafik) ist bereit für den großen Tag. Felix Baumgartner springt am Dienstag aus 36 Kilometern Höhe in der Nähe von Roswell im US-Bundesstaat New Mexiko (der KURIER berichtet ab 13 Uhr live). Die Wetterlage in New Mexico ist günstig. Der Wetterexperte des Teams, Don Day, gab grünes Licht und hat das Fenster für den Start in die Stratosphäre zwischen 14.30 bis 17.00 Uhr festgelegt, teilte Red Bull mit.

Wenige Stunden vor seinem Stratosphären-Sprung hat Felix Baumgartner für seine Facebook-Fans eine Nachricht hinterlassen. "Das ist vermutlich das letzte Mal, dass ich mich (vor dem Sprung, Anm.) melden kann, denn ich werde in den nächsten Stunden schlafen gehen", sagte der 43-Jährige Salzburger von seinem Hotelzimmer aus.

Um 2.00 Uhr früh (Ortszeit, Anm.) werde er den letzten medizinischen Check haben und bezüglich Wetter noch einmal gebrieft werden, bevor er zu seiner Kapsel gebracht wird. Baumgartner: "Ich weiß, Ihr haltet mir die Daumen, tut das für mich, das bedeutet mir viel."

Die Eltern von Baumgartner werden beim Sprung ihres Sohnes dabei sein. Seine Mutter Eva, die zum ersten Mal in den USA ist, zeigte sich vor dem Start überraschenderweise nicht nervös. "Ich weiß, er ist perfekt vorbereitet. Ich bin froh, dass er das tun kann. Er hat hart dafür gearbeitet Jetzt kann er seinen Kindheitstraum erfüllen." Sicherheit gebe ihr auch das Team rund um Baumgartner: "Ich bin so glücklich, dass Felix so ein tolles Team hat - die Unterstützung, die er bekommt, ist erstaunlich", sagte sie, als sie in der Mission Control herumgeführt wurde.

Die Gefahren

Bei dem vierfachen Rekordsprung lauern viele Gefahren. Das größte Fragezeichen ist aber: Was passiert mit dem 43-jährigen Salzburger, wenn er etwa 30 Sekunden nach dem Absprung die Schallmauer durchbricht und eine Geschwindigkeit von 1100 km/h erreicht?

"Das weiß niemand. Darauf gibt es keine Antwort", sagt Clemens Lothaller, Neurochirurg im Wiener Donauspital. Der 49-Jährige weiß um die lebensfeindlichen Bedingungen im Weltall. Er wurde in den 80er-Jahren zum Kosmonauten ausgebildet und war ein Ersatzmann für Franz Viehböck.

Bei einem Flugzeug weiß man was geschieht, wenn es die Schallmauer durchbricht. "Es beginnt stark zu rütteln. Auch für Baumgartner wird es Vibrationen mit unabsehbaren Folgen geben. Aber berechnen kann man nichts", sagt Lothaller.

Da die Luft über dreißig Mal dünner als nahe der Erdoberfläche ist und kaum Luftwiderstand vorhanden ist, kann Baumgartner überhaupt diese extreme Geschwindigkeit erreichen, um die Schallmauer zu durchbrechen. Ob er es tatsächlich geschafft hat, wird später die Datenauswertung zeigen.

Schleudergefahr

Felix Baumgartner im Sprung aus großer Höhe mit einem Anzug mit Red Bull-Logo.

Der Helm mit Sauerstoffzufuhr und der Druckanzug schützen Baumgartner vor eisigen Temperaturen, niedrigem Luftdruck und dem Mangel an Sauerstoff. "Eine g’mahte Wiesn ist das trotzdem nicht. Die Technik kann versagen. Außerdem besteht die Gefahr des unkontrollierten Schleuderns."

Dazu gibt es noch eine Unzahl anderer Faktoren, welche die Mission gefährden können: Ein Riss im hauchdünnen Ballon kann eine Katastrophe bedeuten. In höheren Sphären können Jetstreams den Ballon gefährden.

Gibt es beim Aufstieg unterhalb von 300 Metern ein Problem, besteht keine Rettungsmöglichkeit. Die Zeit reicht nicht, um einen der Fallschirme zu öffnen. Undichte Stellen bei der Kapsel oder beim Druckanzug bedeuten Lebensgefahr. Sie sind der Schutz vor Unterdruck und Sauerstoffmangel am Rande des Alls.

Und zu guter Letzt ist da noch der menschliche Faktor: Baumgartner kämpfte während der Vorbereitungen mit Panik und Klaustrophobie im Druckanzug. Außerdem gibt es 40 Abläufe zu erledigen bevor der Salzburger aus der Kapsel springt. Höchste Konzentration ist angesagt. Die Nacht vor dem großen Abenteuer dürfte unruhig werden: "Die meiste Angst werde ich wohl haben, wenn vor den Vorbereitungen alles ruhig ist und ich mit meinen Gedanken alleine bin", sagt Baumgartner.

Der Sprung im TV: ab 9.30 Uhr in Servus TV, ab 13 Uhr ORF 1 - auf kurier.at ist der Sprung per Live-Stream zu sehen.

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